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Sternenfaust - 132 - Das Urteil des Raisa

Sternenfaust - 132 - Das Urteil des Raisa

Titel: Sternenfaust - 132 - Das Urteil des Raisa
Autoren: Anonymous
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schlug den gegnerischen Stock hart zur Seite und nutzte den Schwung, seine eigene Waffe fliegen zu lassen. Mit einer Klaue ließ er sie um seinen Kopf wirbeln, bereit, sie mit der zweiten Klaue am anderen Ende zu fangen.
    Sein Gegner duckte sich gerade noch rechtzeitig. Sun-Tarin stieß mit dem Stab vor, hakte eine Seite der Querstange hinter dem Hals des Gegners ein und riss ihn am Nacken vor sich zu Boden. Seine Fußkralle setzte sich auf den Rücken des besiegten Feindes.
    »Bist du wahnsinnig geworden?«, erklang die helle Stimme der Kridan vor seinen Füßen. »Dieser Wuchtschlag hätte mich umbringen können!«
    Sun-Tarin ließ seine Fußkralle, wo sie war. »Du hast darum gebeten, nicht geschont zu werden, weil du eine Eierlegerin bist. Jetzt beschwer dich nicht darüber, dass ich deinen Wunsch erfüllt habe.«
    Die kleinere Kridan begehrte bockend gegen sein Bein auf, das sie mit großer Kraft nach unten drückte.
    »Du bist noch immer wütend auf mich, ob meiner Bitte«, klackerte sie erbost. Sie hob den Kopf, konnte aber in ihrer Position keinen Blickkontakt herstellen.
    Sun-Tarin starrte ihren staubigen Rücken an. Die blaue Demar-Jacke war an zwei Stellen eingerissen. Langsam zog er den Fuß fort.
    »Du wusstest, dass ich deine Bitte nicht ablehnen kann. Du bist Blut von meinem Blut, auch wenn du geächtet bist.«
    Er wich zurück und ließ seine jüngere Schwester aufstehen. Sie sprang hastig auf die Krallen. Mit der freien Hand glättete sie ihre Kleidung. Zumindest hatte sie ihre Waffe nicht losgelassen, wie es viele Anfänger des Stangen-Kampfes bei einem Sturz getan hätten.
    »Ich will keinen Nachwuchs zeugen.«
    Sun-Tarin klackerte unwillig mit dem Schnabel. Lera-Taris war schon als Kind aufmüpfiger und wilder gewesen, als andere Eierlegerinnen. Vor einigen Jahren hatte man sie aus der Familie verbannt, weil sie sich weigerte, den ihr vorgeschriebenen göttlichen Weg zu gehen. Seitdem hatte Sun-Tarin nicht einmal in Gedanken an sie als seine Schwester gedacht. Verbannung war eine schlimme Strafe, doch in letzter Zeit gab es unter den jungen Eierlegerinnen eine beunruhigende Bewegung: Sie ließen sich freiwillig verbannen! Der Verbannungsplanet Zertak am Rande des Reiches war für sie zu einer Heimat geworden, in der sie nach ihren eigenen Regeln ohne Tanjaj und Priester lebten. Lera-Taris war maßgeblich an dieser Bewegung beteiligt. Allein das brachte Schande über die Familie, die nach wie vor behauptete, seine Schwester sei unfruchtbar und würde unfreiwillig von den Ihren getrennt leben.
    »Du ehrst Gott nicht«, warf Sun-Tarin ihr vor.
    Ihre Schnabelhälften knirschten. »Wir haben all diese Debatten bereits geführt, Bruder.«
    »Nenn mich nicht so. Ich habe dich nur in den Palast geholt, weil ich es musste. Du batest mich darum, und es kommt der Ehre der Familie zugute. Als Rapun-Ka, als Dienerin des Raisa, hast du einen angesehenen Stand in der Gesellschaft. Aber nicht das Recht, mich Bruder zu nennen.«
    »Wenn du mich so sehr verachtest, warum trainierst du dann mit mir?«
    Er wollte ihr die Wahrheit nicht sagen. Gerade weil er so lange unter Menschen gelebt hatte, verstand er sie. Er hieß ihr Tun nicht gut, denn die Traditionen der Kridan hatten ihren Sinn. Kridanweibchen handelten zwar kaum in der Öffentlichkeit, wurden dafür aber gehütet und geehrt, weit mehr als in vergangenen Zeiten bei den Menschen. Deren Regeln der Ehrung der Milchgeberinnen waren oft das Pergament nicht wert gewesen, auf dem sie standen. Dies war auf Kridania anders, und Sun-Tarin empfand seine Schwester trotz allem Verständnis als undankbar.
    Und ich liebe sie. Sie ist mir so unglaublich ähnlich. Ihre Reflexe sind einzigartig. Sie ist eine geborene Kämpferin. Ein dunkler Teil von mir.
    »Ich verprügele dich gerne, wenn du es mir von dir aus anbietest«, erklärte er kühl.
    Sie packte den Stab fester. »Dann verprügle mich weiter!« Sie griff an. Schweigend setzten sie ihren Kampf fort.
    Sie wurden unterbrochen, als der Raisa auf den Übungsplatz trat. Lera-Taris ließ ihren Stab sinken und knickte nach hinten auf den Knien ein. Sie senkte den Oberkörper. Ihr Schnabel verhielt unterwürfig eine Klauenbreite über dem Staub. Als ehemalige Geächtete hatte sie sich noch mehr zu unterwerfen als jeder andere am Hof. Sun-Tarin fragte sich noch immer, warum seine Schwester ihren Verbannungsplaneten verlassen hatte, um an den Hof zu kommen. Ihrer Behauptung, sie wolle der Familie keine Schande mehr bereiten,
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