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Sternenfaust - 132 - Das Urteil des Raisa

Sternenfaust - 132 - Das Urteil des Raisa

Titel: Sternenfaust - 132 - Das Urteil des Raisa
Autoren: Anonymous
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berührte den harten Sandarm der Statue. Vielleicht war der Tag gekommen, da er Satren-Nors geistige Führung nicht mehr benötigte.
     
    *
     
    Matlanor, Tempelbezirk, Erster Tempel des Raisa
     
    Es dauerte seine Zeit, bis der Raisa den heiligen Tempel erreichte, der zwei Teals { * } vom Palast entfernt lag. Er befand sich in dem an den Palast anschließenden Tempelbezirk, der zu den Zehntausendern am Rand der Stadt hin lag. Auf der anderen Seite des Palastes dehnte sich die Altstadt aus, die archaisch wirkte im Vergleich der sie umgebenden Wolkenkratzer von blaugrauer Farbe.
    Der Raisa sah auf sein Gefolge zurück. Neun Tanjaj begleiteten ihn, wann immer er die Fußkralle vor den Palast setzte. Weitere Hundertschaften konnten per Funk gerufen werden, falls es zu einem Aufstand oder Attentat kam. Dabei war es in der vergangenen Zeit sehr ruhig in Matlanor gewesen. Nachdem der Mar Tanjaj Kass-Feor gestorben war – und somit die Gunst Gottes im Diesseits verloren hatte – hatte sich all die Aufregung gelegt, die durch die Intrige eines außerirdischen Volkes über seine Heimat gekommen war. Ein Verstoßener der Alendei namens Zaruk hatte die Priesterin Saha-Fera mental beeinflusst, und versucht, auf diese Weise einen Krieg zwischen Menschen und Kridan zu provozieren.
    Als der Raisa durch das Hauptportal der sieben Portale trat, das nur er allein benutzen durfte, sah er bereits die ersten verstohlenen Blicke. Krallengetrappel hallte durch die hohe Kuppel des Hauptschiffes. Dieser Tempel stand auch den Kridan des innersten Kreises der Regierung zur Verfügung, doch wenn der Raisa kam, stand er ihm allein zu. Kein Kridan nahm daran Anstoß. Im Gegenteil. Es galt als gesundheitsfördernd und Glück bringend im wichtigsten und ältesten Tempel Matlanors einen Blick auf den Anführer des göttlichen Volkes zu werfen. Von daher war jeder Besuch des Raisa für alle Anwesenden ein gutes Omen.
    Innerhalb weniger Augenblicke war der Tempel wie leer gefegt. Gleich fünf Priester begrüßten den Raisa unterwürfig und begleiteten ihn tiefer in den Tempel hinein. Der oberste Priester, Orlan-Gal, senkte ehrerbietig seinen Schnabel.
    »Womit können wir Euch dienen, Euer Heiligkeit?«
    Der Raisa wies mit der Klaue zu dem großen nierenförmigen Sandbad hin, das von einem fast kridanhohen Wall aus festem Sand umgeben wurde. Es lag mitten im Tempel. Die siebzehn Statuen der heiligen Gründerkridan umgaben es entlang der Sandmauer. Es war sein privates Sandbad. Früher hatte er sich am Eingang im Sand der anderen Gläubigen gewaschen. Aber inzwischen schätzte er die Privilegien, die ihm zustanden.
    »Ich möchte im Sand von Far-Gen baden. Schickt bitte nach Saha-Fera.«
    »Sie erwartet Euch bereits, Euer Heiligkeit.« Der oberste Priester führte ihn zu der einzigen Stelle im Wall, die von einem schmalen Durchlass unterbrochen war.
    Saha-Fera stand an diesem Durchgang, den Schnabel tief gesenkt, den Blick der großen, moosgrünen Augen zu Boden gerichtet. Sie trug das bodenlange, hellgrüne Gewand, das alle Diener dieses Tempels trugen. Um ihren Hals lag nach wie vor das Amulett ihrer Heiligen – der göttlichen Diaria – deren Symbol eine Hamask-Blüte war.
    Sie ist schöner denn je. Sie leuchtet wie eine Flamme.
    Der Raisa schritt an der zierlichen Priesterin vorbei in das Sandbad. Außer Saha-Fera blieben alle zurück. Sie half ihm, seine Kleidung abzulegen. Sie tat es schweigend, denn Seran-Pakor hatte inzwischen ein Alter erreicht, in dem die Regelungen, wie man mit ihm umzugehen hatte, noch strenger geworden waren. So durfte sie erst das Wort an ihn richten, nachdem er sie angesprochen hatte.
    Seine Stimme war laut. »Priesterin, wasch bitte meinen Hals nach wie vor nicht. Die wunde Stelle will einfach nicht recht verheilen, und der Sand deines Heimatplaneten schmerzt darauf.«
    Sie klackerte zustimmend. Er veränderte seine Stimme. Wärme klang nun in seinen Worten, die er spüren konnte wie Sonnenstrahlen auf seiner Haut.
    »Saha-Fera«, flüsterte er. »Ich habe dich vermisst.«
    Sie brachte seine Kleidung auf eine Bank, geformt aus hartem Sand. Dann knickte sie unterwürfig mit den Beinen nach hinten ein und begann seine Fußkrallen zu waschen.
    »Euer Heiligkeit, ich wäre Euch dankbar, Ihr würdet nicht so oft meine Dienste erbitten. Sie reden über uns. Ich habe sogar schon Drohungen erhalten. Man wirft mir vor, Euch zu verführen.« Sie wusch seine Beine, auch an den empfindlichen Gelenken. Ihre sandigen Klauen
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