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Sternenfaust - 132 - Das Urteil des Raisa

Sternenfaust - 132 - Das Urteil des Raisa

Titel: Sternenfaust - 132 - Das Urteil des Raisa
Autoren: Anonymous
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ein Ort Gottes. Ein heiliger Ort der Nähe zum Sein. Für sie – die Seherin – war es ein Ort der Visionen.
    Die Priesterin knickte nach hinten in die Knie ein. Der Saum ihres Gewandes wehte über den Rand, als sie am Boden kauerte. Sie sah auf die Lichter des Molochs Matlanor. Auf das nie endenwollende Meer aus künstlichen Sternen, die nicht am schwarzrot bewölkten Himmel, sondern in den Tiefen zwischen den Wohnturmschluchten glitzerten. Auf das helle weißorangefarbene Leuchten, das den Palast des Friedens eintauchte. Dann schloss sie die Augen und versenkte sich ganz in sich. Ihre Atemzüge wurden ruhiger. Die schrecklichen Bilder der letzten Vision stiegen erneut in ihr auf, aber dieses Mal waren sie distanzierter. Wie aus weiter Ferne sah sie ein Spielzeugland. Eine schwarze Ödnis. Matlanor.
    Ohne Gebäude. Ohne Gleiter und altmodische Fuhrwerke im historischen Stadtkern. Ohne Kridan.
    Vor Trauer lief ihr ein einzelner roter Tropfen Flüssigkeit aus einem Auge. Er rollte ihre glatte, rote Gesichtshaut hinab und versickerte in ihrem hellgrünen Priesterinnengewand.
    Die Visionen treiben mich in den Wahnsinn. Es ist aussichtslos. Der Raisa wird nichts dagegen tun. Er hat meine Bitte nicht verstanden.
    Sie öffnete die Augen erschrocken, als die Tür aufflog. Ehe sie noch auf die Beine springen konnte, war der Eindringling bei ihr. Er packte sie am Hals und zerrte sie hoch. Eine einzelne weiß-rote Feder wirbelte durch die Luft.
    Saha-Fera krächzte laut vor Aufregung. Sie schlug auf den Fremden ein. Ihre Hand fuhr durch sein Gesicht, mehr ein Glückstreffer, als ein gezielter Angriff. Sein Kopf ruckte zur Seite. Die Kapuze fiel nach hinten.
    Fassungslos starrte sie in dieses Gesicht. In diese Augen.
    »Du!«, brachte sie hervor. Ihre Beine wurden weich. Ein stechender Schmerz zuckte durch ihren Kopf. Ihre Nieren standen in qualvollen Flammen. { * }
    Er stieß sie von sich. Saha-Fera stürzte vom Turm. Winzig klein sah der Sockel des Tempelturmes aus, als stände er auf der Kralle eines gerade geschlüpften Kridan.
    Diaria! Steh mir bei!
    Saha-Feras Augen waren weit aufgerissen.
    Die rote Flüssigkeit tropfte unablässig, ein dünnes Rinnsal, während der Sockel des Turmes größer wurde. Kalter Wind trocknete ihren leicht geöffneten Schnabel aus. Die Priesterin krallte ihre Klauen ineinander. Sie betete zur heiligen Diaria, der Mutter des ersten Raisa. Nicht für sich selbst, sondern für das Reich Gottes, das Reich Kridania, das verloren war.
     
    *
     
    3 Tage zuvor, S.C.S.C. STERNENFAUST, Imperium von Ebeem, im Orbit von Rigel Beta Orionis VII
     
    Die J’ebeem boten den Menschen eine Allianz an!
    Das war fast zu gut, um wahr zu sein.
    Doch Admiral Taglieri war wild entschlossen, den Tag nicht vor dem Abend zu loben.
    Er sah durch den geräumigen Besprechungsraum. Zu seiner linken saßen Wanda Ndogo, ihres Zeichens Stellvertreterin des Ersten Vorsitzenden des Unabhängigen Diplomatischen Corps und das Ratsmitglied für Äußere Angelegenheiten, Kalpren Suresh. Zu seiner Rechten befand sich Izanagi Narada, der empathische Berater der STERNENFAUST. Bereits in seiner kurzen Zeit an Bord hatte er sich als ausgesprochen nützlich erwiesen.
    Nur wenige andere Menschen verfügten über eine so weit entwickelte Fähigkeit der Empathie, die bereits an Telepathie grenzte. Izanagi besaß vielleicht sogar das größte Potenzial, das derzeit in den Solaren Welten zur Verfügung stand. Schließlich hatte er erst vor Kurzem beinahe im Alleingang die STERNENFAUST vor einer Katastrophe bewahrt, als das Schiff in den Einflussbereich eines mysteriösen Planeten geraten war und die gesamte Besatzung nach und nach verschwand. { * }
    Der junge Mann schien noch über die Dinge nachzudenken, die Botschafterin Wanda Ndogo ihnen erklärt hatte. Izanagis Aufgabe war es, während der anstehenden Verhandlungen auf Ebeem die Emotionen der Verhandlungspartner aufzufangen. Wanda Ndogo wollte ihn während der Verhandlungspausen zu seinen Eindrücken befragen. Letztlich war es ihrem Drängen zu verdanken, dass der ebeemsche Triumvir Gondrel Harath zugestimmt hatte, Izanagi Narada an der Verhandlung teilnehmen zu lassen, obwohl er kein Christophorer mehr war. Eigentlich hatten nur die unabhängigen Christophorer das Recht, zusätzliche Berater und Mittler für die Abgesandten der Erde zu stellen.
    Die Botschafterin sah in die Runde. »So weit, so gut. Wie ich auf der Chronometer-Anzeige sehen kann, sind wir innerhalb unseres Zeitplans um
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