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Sternenfaust - 132 - Das Urteil des Raisa

Sternenfaust - 132 - Das Urteil des Raisa

Titel: Sternenfaust - 132 - Das Urteil des Raisa
Autoren: Anonymous
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Tradition zuerst das Ratsmitglied für Äußere Angelegenheiten. Nach einem kurzen, belanglosen Gespräch über die Anreise wandte er sich der Botschafterin zu und begrüßte auch diese. Izanagi und Frida nickte er lediglich zu. Sein Stab hielt sich im Hintergrund, ebenso wie Frida und Izanagi. Eigentlich sollten sie jetzt noch gar nicht angesprochen werden, sondern erst, wenn die Verhandlungen begannen, doch Frida spürte, wie sich Gondrel Haraths Aufmerksamkeit erneut auf sie richtete. Seine dunklen Augen taxierten sie. Er lächelte in menschlicher Art.
    »Ein interessanter Ansatz, sich wie eine J’ebeem geben zu wollen.«
    Fridas Kopf ruckte hoch. Sie kannte die j’ebeemsche Ausdrucksweise gut genug, zu wissen, was das eben gewesen war: eine herbe Beleidigung!
    »Sich wie eine J’ebeem geben zu wollen !«, wiederholte sie die Worte Gondrel Haraths mit einem Lächeln. »Was genau, Triumvir Harath, empfindet Ihr denn als besonders misslungen?«
    Die Botschafterin hob eine Augenbraue. Gondrel Harath starrte Frida einen Moment überrascht an. »Sie kennen sich mit unseren Sprachgepflogenheiten aus.« Es klang weder anerkennend, noch abwertend. Eine Feststellung. Er musterte sie unangenehm intensiv. »Nun, es ist Ihre Hautzeichnung. Was soll sie darstellen?«
    Izanagi grinste, sagte aber zum Glück nichts.
    »Die Schwinge einer Eule«, entgegnete Frida ruhig. »Ich habe ein irdisches Symbol der Weisheit gewählt, da ich keines des Kampfes zu tragen gedenke.«
    Harath nickte anerkennend. Durch ihre Wortwahl verstand er genau, dass es ihr als Frau und Nicht-Adeliger nicht zustand, ein Symbol des Kampfes und der Stärke zu tragen. Das Auftragen von Nicht-Adeligen Motiven war derzeit ein Trend in Ikendar, der Frida besonders faszinierte. Es war ebenso ein Statement wie die Frisur der J’ebeem. Diejenigen, die sich die Haare zur Hälfte abrasieren ließen, waren Vertreter der konservativen Strömung, die sich nach einer Gegenreformation sehnten. Diejenigen mit voller Haarpracht demonstrierten zumindest keine Feindschaft gegen Siron Talas und die Reformationen, die vor einigen Jahren zu einer Umwälzung in demokratische Richtung geführt hatte. Gondrel Harath trug seine Haare kurz und unrasiert.
    »Nun«, der Triumvir wandte sich an die gesamte Delegation, sprach aber nur Botschafterin Wanda Ndogo tatsächlich an. »Lassen Sie mich Ihnen Ihre Unterkünfte zeigen. Ich hoffe, Sie werden alles zu Ihrer Zufriedenheit vorfinden.«
    Wanda Ndogo neigte anmutig den Kopf. »Auf einem Planeten des ewigen Frühlings gibt es keinen Mangel, Triumvir.«
    »Ich danke für Ihr Vertrauen, Botschafterin.« Harath blickte erneut zu Frida hin. Sie spürte seine innere Aufgewühltheit.
    Vielleicht war es doch ein Fehler von Meister Jaro gewesen, sie an seiner statt zu schicken? Aber dem Meister ging es gesundheitlich nicht gut, und er hatte Frida darüber hinaus eine Gelegenheit geben wollen, sich zu bewähren.
    Gondrel Harath sah erneut in ihr Gesicht. Die Christophorerin fühlte die Neugierde des J’ebeem wie eine körperliche Berührung.
    »Gibt es noch mehr Menschen an Ihrem Institut, die sich den J’ebeem auf diese Weise anpassen?« Sein Gesicht deutete in einer winzigen Geste Verachtung an. Als halte er es für eine Schwäche, nicht seinen eigenen, innersten Kern zu zeigen, sondern sich zu verkleiden. Obwohl die J’ebeem Doppeldeutigkeit liebten, waren Maskeraden und Schaustücke in ihrer Kultur nicht hoch angesehen. Vielleicht gerade weil sie jeden Tag eine Maske trugen.
    Ehe Frida recht wusste, was sie sagte, entfuhr es ihr: »Es wäre den Christophorern eine Ehre, wenn Ihr das selbst herausfinden würdet, Triumvir Harath.«
    Sein Blick lag viel zu lange auf ihr. »Ich werde auf das Angebot zurückkommen. Vielen Dank für die Einladung.«
    Damit wandte er sich endlich von ihr ab und führte die Delegation aus der Empfangshalle. Frida hatte Mühe aufrecht zu gehen. Ihre Knie waren weich. Mit so viel Aufmerksamkeit hatte sie nicht gerechnet.
    Izanagi lief dicht neben ihr. »Er hat einen Narren an dir gefressen«, flüsterte der ehemalige Christophorer grinsend. »Pass auf, dass er dir keinen Antrag macht, sonst sitzt du für immer auf diesem paradiesischen Planeten fest.«
    Frida funkelte ihn zornig an. Sie hätte ihm gerne den Ellbogen in die Seite gestoßen. »Idiot«, flüsterte sie ebenso leise auf Solar zurück. Ihr Magen zog sich krampfhaft zusammen. Sie nahm ihren geistigen Schild hoch. Izanagi sollte nicht wissen, wie
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