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Sternenfaust - 113 - Abgrund des Geistes

Sternenfaust - 113 - Abgrund des Geistes

Titel: Sternenfaust - 113 - Abgrund des Geistes
Autoren: Anonymous
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Moment ihr geringstes Problem. Die Steuerung des Jägers war nun vollkommen aus ihrer Hand genommen, das Gefährt machte, was es wollte.
    Und es wollte zur STERNENFAUST!
    Abermals schrillten die Alarmsirenen los, während die Außenhülle des Schiffes vor ihrer Frontscheibe immer näher kam. Die junge Pilotin keuchte vor Zorn, umklammerte die Steuerung mit beiden Händen, stemmte die Fersen fest auf den Boden ihrer Kabine – und zog. Mit der Kraft der Verzweiflung zerrte Emma am Ruder des Simulators, und wusste doch, dass es vergebens war. Sie raste auf das Schiff zu – wenn auch nur in der Simulation, orientierungslos und ohne die Chance, die Richtung noch zu kontrollieren. »Santos, lassen Sie das!«, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Sehen Sie nicht, dass ich …«
    Als Emma Kalanis Jäger auf die Außenwand der STERNENFAUST aufprallte, ruckelte der Pilotensitz im Flugsimulator so stark, dass die junge Frau, wäre sie nicht angeschnallt gewesen, frontal gegen ihre Konsolen geschleudert worden wäre.
     
    *
     
    »Commander, bei allem Respekt, das war nicht fair!« Emma kochte innerlich, als sie aus dem Simulator trat und das ernste Gesicht John Santos’ vor sich sah, der sie draußen schon erwartete. »Was versprechen Sie sich davon, einfach so fremde Übungen zu manipulieren?«
    »Vernunft«, antwortete der Mittvierziger ruhig, und sein ungerührtes Auftreten feuerte ihre Wut nur noch weiter an. »Ich verspreche mir davon, dass Sie endlich Vernunft annehmen. Emma, ich bin doch nicht hier, um Sie in die Pfanne zu hauen! Sie gehören zu meinen besten Piloten und müssen mir nichts mehr beweisen. Aber Sie sind auch ein ziemlicher Dickkopf, und manchmal steht diese Eigenschaft Ihren eigentlichen Stärken im Weg.«
    Emmas Augen funkelten streitlustig. Santos’ verständnisvoller Tonfall machte sie fast wahnsinnig. »Sir, wenn Sie mich auch noch beleidigen wollen …«
    »Genau das meine ich«, unterbrach er sie sanft. »Sie reflektieren nicht mehr. Die Krankheit, unter der Sie leiden, beeinflusst weit mehr als nur Ihr Leistungsvermögen, Emma. Erkennen Sie das nicht selbst? Diese Botenstoffe, die Ihr Gehirn in Mitleidenschaft ziehen, verändern indirekt auch Ihr Verhalten. Seit Sie nicht mehr fliegen können, wirken Sie aggressiv, gereizt, genervt. Das ist nicht die Kalani, die ich kenne.«
    »Wenn Sie wüssten, was ich gerade …« Emma atmete hörbar aus. Er hatte ja nicht Unrecht. Selbst Mike, der ach so geduldige und liebevolle Mike, hatte ihr bereits attestiert, dass sie seit ihrer Zwangsbeurlaubung ganz schön zickig werden konnte. »Mein kleiner Wetterumschwung« hatte er sie heute Morgen noch geneckt – und damit eine Kissenschlacht provoziert.
    Santos legte ihr eine Hand auf die Schulter und lächelte leicht. »Ich weiß es. Glauben Sie mir, Emma, ich verstehe Ihre Lage sehr gut. Soweit ich informiert bin, gehen die Geschichten über meine Zeit als ›wilder Jägerpilot‹ immer noch durch das Schiff. Und wäre mir damals geschehen, was Sie heute durchmachen müssen, hätte ich mich vermutlich auch mit Händen und Füßen gewehrt und alles versucht, um die Wahrheit zu ignorieren. Aber genutzt hätte es mir nichts. Kommen Sie wieder auf die Beine. Arbeiten Sie an sich, werden Sie gesund. In Ruhe. Und dann steht Ihnen Ihr Jäger wieder vollends zur Verfügung – der echte, nicht die Simulation.«
    Seine Worte reichten aus, um sie halbwegs zu beruhigen. Emma bedankte sich leise, dann trat sie hinaus auf den Korridor und lenkte ihre Schritte nach kurzer Überlegung in die Richtung, aus der allein ihr noch Hilfe zuteil werden konnte: zur Krankenstation.
    Die medizinische Abteilung der STERNENFAUST war nahezu leer, als sie dort eintraf. Einzig Dr. Kremer saß noch über einen Tisch gebeugt da und studierte gedankenverloren einige Akten. Er wirkte völlig abwesend und schien seine Umgebung nicht mehr wahr zu nehmen. Emma räusperte sich, um den Neuropsychologen auf sich aufmerksam zu machen.
    Kremer zuckte zusammen, irritiert durch den plötzlichen Laut, und blickte auf. Ein Lächeln stahl sich auf seine Züge. »Lieutenant Kalani, schön Sie zu sehen«, sagte er freudig überrascht.
    Widerwillig winkte sie ab. Dies war weder die Zeit noch der Ort für Höflichkeitsfloskeln. »Ja ja, gleichfalls. Ich komme wegen des …«
    »Ich hatte mich schon gefragt, wann Sie wieder vorbeischauen würden«, fiel ihr Kremer ins Wort. Emma seufzte innerlich. Lässt mich denn heute niemand ausreden? ,
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