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Sternenfaust - 103 - Das Heiligtum

Sternenfaust - 103 - Das Heiligtum

Titel: Sternenfaust - 103 - Das Heiligtum
Autoren: Anonymous
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auf das Ding . Denn dass die scheinbare Lavamasse wohl kein normales »Gestein« war, wurde jedem spätestens jetzt klar, als der »Stein« sich unter den Schüssen regelrecht aufbäumte, sich zu einer hohen Wand auftürmte und dann zu einer dicken Säule formte. Mit dem wulstigen Ende dieser »Säule«, das an eine gigantische Faust erinnerte, vollführte das Ding einen Rundumschlag gegen die feuernden Marines – mit einer Geschwindigkeit, mit der keiner von ihnen aufgrund der vorherigen eher moderaten Bewegungen gerechnet hatte.
    De Pento und zwei seiner Kameraden wurden regelrecht zur Seite gefegt, der vierte zu Boden gedroschen, dass es ihm sämtliche Knochen im Leib zertrümmert hätte, wären die Panzeranzüge nicht so stabil gewesen. Doch jetzt waren auch Sergeant Sorensen und der Rest der Truppe heran und eröffneten ebenfalls das Feuer auf das Ding. Ihre Schüsse sprengten weitere Bocken von seiner Oberfläche ab. Es schien zu wirken: Der Leib der lebendigen Säule wurde etwas dünner und sie schoss »kopfüber« in das Loch zurück, aus dem sie gekommen war, wobei sie mit ihrem hinteren Körperteil, das die Form einer Schaufel besaß, noch einmal den Boden aufriss. Eine Fontäne von Gesteinsbrocken und Schutt regnete herab und fiel erstaunlicherweise exakt in das Loch, in dem das Wesen verschwunden war. Die Öffnung im Boden war jetzt kaum noch zu erkennen.
    Der Untergrund erzitterte noch für einen Moment, danach war alles wieder ruhig.
    »Kann mir mal jemand erklären, was hier gerade passiert ist?«, fragte Marine Tayna Saizewa, Sorensens Stellvertreterin.
    »Was immer es war«, antwortete Sorensen ruhig, »es scheint das Weite gesucht zu haben. Oder besser: die Tiefe.«
    »Und es kommt hoffentlich niemals wieder zum Vorschein!«, wünschte sich Winterstein inbrünstig.
     
    *
     
    Es erreichte die Oberfläche und verspürte als Erstes, wie der angenehme Druck, der es während seiner gesamten Ruhezeit von außen umschlossen hatte, von einem Augenblick auf den nächsten wegfiel und sein Körper sich den Raum nahm, der nun so reichlich vorhanden war. Eine der kleinen Wärmequellen, die es so neugierig gemacht hatten, befand sich in unmittelbarer Nähe. Es wandte sich ihr zu, um sie näher zu untersuchen. Sie wich zurück, und es folgte ihr, bis sich ihm plötzlich etwas in den Weg stellte.
    Im nächsten Augenblick wurde es von etwas unglaublich Heißem getroffen, und es verspürte etwas, das es schon seit Äonen nicht mehr gefühlt hatte: Schmerz. Es schrie und wand sich und versuchte, die Quelle des Schmerzes zu eliminieren. Doch es erreichte dadurch nur, dass es von noch mehr Hitzegeschossen getroffen wurde, die seine Oberfläche zerrissen. Seine Neugier war schlagartig fort und wurde durch Furcht um seine Existenz ersetzt. Es musste schnellstens zu seinem Ruheplatz zurückkehren, wenn es nicht zu existieren aufhören wollte. Es tauchte wieder ein in die Tiefe der Erde und verbarg sich an einem Ort, an dem es sich sicher fühlte.
    Hier beschloss es zu bleiben und nie wieder neugierig auf die Dinge an der Oberfläche sein. Die Kälte des Gesteins um es herum würde das Feuer kühlen, das in seinen Wunden brannte und sie heilen. Es nahm seine Ruheposition ein und ließ sein Bewusstsein wieder in den Dämmerzustand der Ewigkeit gleiten, aus dem es von seiner Neugier geweckt worden war.
     
    *
     
    »Das kann ich bestätigen, Leute«, sagte Simon Costas, der mit seinem Handscanner den Boden untersuchte, in dem das Ding verschwunden war, mit leicht zitternder Stimme. »Meine Messung zeigte eine Reihe immer schwächer werdender und tiefer gehender seismischer Impulse, die in dieser Richtung lagen.« Er deutete auf das Ende des Heiligtums, das dem Standort des Shuttles gegenüberlag. »Und jetzt regt sich gar nichts mehr.« Er atmete hörbar tief durch. »Ich denke, dieses, hm, Wesen wird sich wohl in seinen Bau verkrochen haben und seine Wunden lecken.«
    »Glauben Sie ernsthaft, dass es sich bei diesem Ding um ein Lebewesen handelt?«, fragte Sorensen ungläubig.
    »Ich halte das durchaus für wahrscheinlich«, bestätigte der Wissenschaftler. »Es hat zumindest bis zu einem gewissen Grad wie eines reagiert.«
    Tayna Saizewa hatte einen der vom Körper des Dings abgesprengten Gesteinsbrocken aufgehoben und wog ihn spielerisch in der Hand. »Doktor, das hier ist nichts anderes als Stein. Das kann doch nicht leben.«
    »Nicht in dem Sinne, wie wir Leben definieren, da gebe ich Ihnen recht. Aber lesen Sie mal
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