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Sternenfaust - 097 - Erkenntnisse

Sternenfaust - 097 - Erkenntnisse

Titel: Sternenfaust - 097 - Erkenntnisse
Autoren: Susanne Picard
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sich Sorgen. Er saß jetzt schon mehr als eine Stunde hier am Bett des Fremden – des Dronte! –, doch dieser hatte sich nicht gerührt. Er lag so durchscheinend blass auf seinem Bett, dass er wie tot aussah. Kein Atemzug schien seinen Brustkorb zu heben, keine Ader zu pochen und selbst seine Augenlider bewegten sich nicht.
    Wenn da nicht die Lebenszeichen gewesen wären, die Kendra alle zehn Minuten neu überprüfte, dann wäre er sicher gewesen, der Fremde sei tot.
    Und sei ehrlich, Will, du bist noch aus einem anderen Grund sicher, dass er kaum noch lebt – du empfängst nichts von ihm.
    Der Christophorer rückte den weiten Kragen seiner grauen Kutte zurecht, die am Nacken in eine Kapuze überging. Er schalt sich selbst, dass er so etwas wirklich glauben konnte – und wenn der erste Fremde, den sie an Bord genommen hatten, auch noch so sehr aussah wie dieser hier. Bei dem anderen hatte ich wenigstens das Gefühl, er wolle sich mit mir verständigen. Kann ich von dem hier nicht behaupten.
    Doch dann öffnete der Patient auf einmal die Augen.
    Und neben dem Krankenbett, ihm gegenüber, stand ein Fremder.
    Bruder William stieß einen überraschten Schrei aus.
     
    *
     
    Kandee, wach auf.
    Kandee, du darfst nicht mehr schlafen!
    Turanor war erschüttert.
    Kandee antwortete nicht. Er hatte sich in sich zurückgezogen. Selbst der Andere in ihm war nicht mehr wach. Er schien nicht mehr lebendig.
    Kandee, was haben sie mit dir gemacht …
    Turanor legte dem Seinen vorsichtig eine Hand auf die Stirn. Doch, da war Leben. Und Turanor staunte. Wenig Leben, aber Leben, dass sich wieder aufbaute. Langsam, gering. Er ließ seine Hand in geringem Abstand über den Körper seines Gefährten gleiten, ohne ihn zu berühren. Als er über die Körpermitte Kandees strich, zuckte seine Hand kurz zurück.
    Kontakt.
    Turanor sah verblüfft auf.
    Dieser dort. Er hat Augen wie die Luft auf Zash’tuun, ihre Pupille ist rund, nicht wie die Form eines Wesaan-Kerns und er trägt ein Gewand von der Farbe des Heiligtums Moruun. Er kann sehen. Hören. Nur sehr schwach, aber er kann es.
    Turanor konzentrierte sich und sah auf den Fremden. Vielleicht war hier die Chance, es zu beenden, ohne das es Tote gab. Seien diese nun vom Volk der Fremden oder von den Seinen.
    Kannst du uns hören?
    Der Fremde öffnete den Mund, doch Turanor verstand die Laute nicht, die der er erklingen ließ. Er schloss die Augen, legte die Hand vorsichtig auf die Stelle von Kandees Körper, an dem der Andere saß und konzentrierte sich stärker.
     
    *
     
    Kendra Scott stürzte vom Labor sofort in die Krankenstation, als sie Bruder Williams Aufschrei hörte. Sie blieb entsetzt im Schottrahmen stehen, als sie einen Fremden auf der anderen Seite der Krankenliege sah.
    »Dr. Tregarde? Dr. Tregarde! Wo sind Sie?«, flüsterte sie hastig in ihren Armbandkommunikator. »Sie müssen sofort in die Krankenstation kommen!« Sie näherte sich vorsichtig dem Krankenbett, auf dem der neu aufgetauchte Fremde jetzt seine Hand vorsichtig über dem Körper des Patienten bewegte. Er sah aus, als löse der Anblick seines kranken Gefährten in ihm einen Sturm der Gefühle aus.
    Er selbst sah aus wie der Patient, genauso blass, genauso schwarzhaarig, mit den gleichen grüngelben Katzenaugen, die auch schon der Unbekannte vor einigen Monaten gehabt hatte.
    Doch seine Haare lagen ihm nicht unordentlich um den Kopf herum, wie das bei dem Patienten der Fall war, sondern sie waren ordentlich nach hinten gestrichen. Er trug einen enganliegenden Overall aus einem samtigen, dunklen Material, schmucklose Stiefel und etwas, dass wie eine goldene Schärpe aussah, hing über seiner Brust.
    Als wäre er ein Würdenträger oder so etwas , dachte Kendra Scott staunend.
    Auf halber Höhe blieb seine Hand plötzlich stehen. Er zog sie zurück und sah Bruder William auf einmal mit neu erwachtem Interesse an. Der Christophorer starrte zurück.
    »Bruder William?« Kendra Scott trat vorsichtig noch einen Schritt auf den Mönch zu. Doch dieser beachtete sie nicht. Die junge Frau streckte vorsichtig die Hand aus, um den Mönch an seiner Kutte zu zupfen, doch sie hielt im letzten Moment inne, denn jetzt auf einmal schlossen sowohl Bruder William als auch der neu eingetroffene Fremde die Augen. Der ranghohe Fremde hob jetzt seine Hand und berührte die Stirn des Christophorers mit drei Fingern.
    In diesem Moment öffnete sich zischend das Schott der Krankenstation.
    »Dr. Scott! Warum … was zur Hölle …!«
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