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Sternenfaust - 088 - Ernte unter glühender Sonne

Sternenfaust - 088 - Ernte unter glühender Sonne

Titel: Sternenfaust - 088 - Ernte unter glühender Sonne
Autoren: Volker Krämer
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ausgesetzt werden, erbärmlich verrecken zu sehen. Aber das soll Sie nicht interessieren. Sie sind hier, um jemanden abzuholen. Ich bin informiert. Und fragen Sie jetzt nicht, wie diese Informationen zu mir gelangt sind. Sie kamen an, das muss Ihnen reichen. Nun los, wir müssen uns noch mehr sputen.«
    Hensley beeilte sich, mit dem Alten Schritt zu halten, der körperlich enorm fit erschien.
    Nur flüchtig fielen Byrons Blicke nach links und rechts, wo immer wieder kleine Kavernen den Gang aufbrachen. Es waren Grabkammern … keine Frage. Der Alte bestattete hier die Opfer der Folterungen und der schlussendlich tödlichen Strapazen der Kriegsgefangenschaft.
    Sinnlos, aber human. Byron kam nicht umhin, den Alten zu bewundern.
    Tanger bog plötzlich nach rechts in einen Nebenschacht ein, der in einer mannshohen Kaverne endete. Hensley hatte sein Ziel erreicht. Vor ihm, auf einer provisorischen Bettstatt, lag das exakte Abbild der Frau, die Byron den Auftrag gegeben hatte, der ihn hierher geführt hatte. Eineiige Zwillinge …
    Nur dass die Frau hier bis auf die Knochen abgemagert war. Sie trug nur eine Art Hemd aus einem dünnen Gewebe am Leib. Wärmen konnte das nicht – und es verdeckte erst recht nicht die Narben und noch nicht verheilten, eiternden Wunden, die von entsetzlichen Folterungen sprachen. Byron musste sich beherrschen, um nicht aufzustöhnen – und nun flackerten doch Hassgefühle gegen die Kridan auf, die er so nie hatten haben wollen.
    »Sie stirbt.«
    Byron wandte sich zu dem Alten um, der diese zwei Worte ausgesprochen hatte.
    »Dann habe ich keine Sekunde zu verschenken. Wie bekommen wir sie in meinen Jäger?« Die Frau war ohnmächtig, atmete äußerst flach. Den Weg konnte sie natürlich nicht aus eigener Kraft schaffen, selbst wenn sie bei Bewusstsein gewesen wäre, hätte das niemals funktioniert. Der Alte deutete auf die Pritsche, an deren Enden Tragegriffe zu finden waren.
    »Los, je eher Sie mit ihr von hier verschwinden, desto größer ist die Chance, sie lebend bei ihren Verwandten abzuliefern.« Byron nickte nur und fasste zu. Der Alte sich nun endgültig als körperlich topfit. Den ganzen beschwerlichen Rückweg über erwachte die Frau nicht. Byron befürchtete, sie würde diese Strapazen einfach nicht überstehen können. Den Flug, der ja unter Umständen alles andere als ruhig verlaufen konnte, mit Sicherheit nicht.
    Längst ging es Hensley nicht mehr darum, den Auftrag korrekt abzuschließen. Selbst das viele Geld war ihm jetzt gleichgültig. Er wollte ganz einfach, dass dieses gequälte Wesen seine Liebsten noch einmal sah. Überall sterben Menschen und Kridan in diesem furchtbaren Krieg – alleine, ohne Trost und Beistand. So sehr er sich das auch vor Augen hielt, so wenig änderte es an seiner Einstellung. Krieg war grausam, Krieg war entsetzlich, doch durfte man darum das Individuum einfach so vergessen? Dazu gab es keinerlei Rechtfertigung.
    Die Frau erwachte auch nicht, als die beiden so unterschiedlichen Männer sie in den engen Stauraum pferchten, den der Jäger bot. Zum Glück erwachte sie dabei nicht, denn Byron und Tanger konnten dabei keine Rücksicht auf ihre Wunden nehmen.
    Als Hensley den Jäger startklar machte, drückte der Alte ihm eine Injektionspistole in die Hand. »Noch einmal – sie wird sterben, und Sie können nichts mehr daran ändern, aber wenn sie zu kollabieren droht, ehe das Ziel erreicht ist, dann verabreichen Sie ihr das hier – die gesamte Ampulle. Und nun viel Glück.«
    Mit weiten Sprüngen entfernte Tanger sich vom Jäger – Sprünge, die endgültig verrieten, dass der Alte kein alter Mann war. Byron startete den Jäger. Mit absoluter Präzision steuerte er durch den schmalen Korridor, der Sicherheit versprach. Ein letzter Blick auf die Monitore zeigte ihm, dass unter ihm das reine Nichts war. Alles war grau – kein Höhleneingang, kein alter Mann, rein gar nichts.
    Nur Felsen und Geröll.
     
    *
     
    Byron näherte sich der Front, die er – als scheinbar rettungslos verlorener Havarist – vor Stunden durchbrochen hatte. Ihm war in der letzten Stunde klar geworden, dass er es einfach nicht mehr rechtzeitig schaffen würde: Rückkehr zu seiner Flotte, der ganze Wust an Erklärungen, den er als Rechtfertigung würde abliefern müssen – und dann erst die Möglichkeit, seine Auftraggeberin zu informieren, ein Treffen zu organisieren.
    Meine lebende Fracht wird zu einer toten werden … ich kann den Auftrag so nicht erfüllen!
    Byron hatte
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