Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenfaust - 087 - Amnesie

Sternenfaust - 087 - Amnesie

Titel: Sternenfaust - 087 - Amnesie
Autoren: Sascha Vennemann & James Halske
Vom Netzwerk:
hatte aufhorchen lassen.
    Jedenfalls hatte er einem Treffen zugestimmt – wenn auch einem geheimen an einem Ort, an der sein Auftauchen nicht unbedingt erwartet werden und für Aufregung sorgen würde: die Kantine der Mechaniker von Port Sirenum, Mittagszeit.
    Franz Jackson hatte von Wanda unbemerkt den Raum betreten. Sie erkannte ihn an seinem Gang, den man des Öfteren bei den Newsdiensten zu sehen bekam, wenn diese von den Far Horizon -Aufsichtsratssitzungen berichteten. Der Mann hatte einen dunklen Mantel aus synthetischer Seide an, an den Aufschlägen mit perlmuttfarbenen filigranen Stickereien – ein Kleidungsstück, das dezent, aber doch seinem Stand entsprechend war. Der Konzernsprecher wusste offenbar, nach wem er suchen musste, denn nach einer kurzen Orientierung stiefelte der hochgewachsene Mann direkt auf den Tisch von Ndogo los.
    »Sie haben vielleicht Nerven!«, flüsterte er, während er sich auf an der Wand befestigte Holzbank setzte und hinter den auf dem Boden montierten Tisch an die Seite Wandas rutschte. »Da haben Sie wohl alles aufgefahren, was Sie konnten, um mich zu so etwas hier zu überreden. Nicht, dass mir solche Treffen unbekannt wären, nein, bei Weitem nicht. Sie würden sich wundern, wie oft ich gezwungen bin, geheime Geschäfte auf diese Art und Weise zu machen. Alles zum Wohle des Konzerns«, setzte er mit einem ironischen Lächeln hinzu.
    »Natürlich«, gab Ndogo zurück. »Ich freue mich trotzdem, dass Sie unserer Bitte nachgekommen und erschienen sind.«
    »Das können Sie auch verdammt noch mal sein!«, schnauzte Franz Jackson. »Also sagen Sie schon, was Sie zu sagen haben und lassen Sie uns das hier schnell hinter uns bringen. Ich kann sagen, schon in schöneren Tiefgaragen Verhandlungen geführt zu haben als in dieser Spelunke!«
    Wanda Ndogo ordnete im Geist die Reihenfolge der Dinge, mit der sie den Konzernsprecher nun konfrontieren wollte. »Es geht um Rudenko. Wir haben Grund zur Annahme, dass ihm auf irgendeine Art und Weise geschadet werden soll – und zwar von jemandem Ihres Konzerns. Die Gerüchte um ihre Beteiligung bei der Produktion des PFS-Virus sind schwere Anschuldigungen gegen Far Horizon . Eine Aussage Rudenkos über die Hintergründe – falls er davon weiß – wäre ein tödlicher Schlag für das Unternehmen.«
    Jackson schnaufte verächtlich und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ein tödlicher Schlag vielleicht nicht … Aber es wäre durchaus mit Umsatzeinbußen zu rechnen. Das kann einigen der Leute, die am obersten Ende dieses Gebildes namens Far Horizon sitzen, nicht gefallen. Schließlich hängen deren Gehälter daran.«
    Wanda machte eine hilflose Geste. »Wenn Sie das sagen? Sie kennen sich in Ihrem Konzern am besten aus. Jedenfalls – so ist die Lage. Eine verdächtige kurzzeitige Amnesie ist bei Rudenko aufgetreten, die vor allem die Geschehnisse um das Virus und die Beteiligung des Ex-Lord-Managers Diaz betrifft. Da sind wir aufmerksam geworden und haben uns so unsere Gedanken gemacht.«
    »Die dann letztendlich zu mir geführt haben, ich verstehe.« Franz Jackson schwieg einen Augenblick. »Miss Ndogo, so ist doch Ihr Name?« – Wanda nickte – »Miss Ndogo, ich denke fast, dass Sie mit allem recht haben. Es gibt diese Bestrebungen innerhalb des Aufsichtsrates von Far Horizon , über die Akte PFS möglichst bald Gras wachsen zu lassen – weil, wie formuliere ich es am besten, eine Beteiligung Far Horizons an dem Ganzen nicht ganz abgestritten werden könnte, wenn man nur entsprechend nachbohren würde. Sie verstehen?«
    Wanda Ndogo schluckte. Also doch! Far Horizon hat das Virus entwickelt und Rudenko wusste davon! »Durchaus, Mister Jackson.«
    »Mein Bruder Rudolph ist manchmal ein etwas eigensinniger Mensch.
    Bei den Aufsichtsratssitzungen erscheint er immer im feinsten Zwirn. Wenn sie ein Foto des Aufsichtsrates beim Sommerausflug am Strand sehen würden – Rudolph wäre der Mann im Anzug, während alle anderen Mitglieder Badehose tragen würden. Seine Vorstellungen, wie der Konzern zu führen sei, sind, nun ja, etwas konservativerer Natur als das, was ich mir darunter vorstelle. Darunter fällt auch die Entwicklung biologischer Waffen und der Missbrauch von Medikamenten für unsachgemäße Zwecke. Das, was sie mir über Rudenkos Zustand geschrieben haben, klingt ganz wie ein neues Medikament, an dem wir gerade arbeiten. Es handelt sich dabei um eine modifizierte uninfektiöse Variante des PFS-Virus, das zum Zwecke der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher