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Sternenfaust - 043 - Verschwörung auf Kridania

Sternenfaust - 043 - Verschwörung auf Kridania

Titel: Sternenfaust - 043 - Verschwörung auf Kridania
Autoren: Luc Bahl
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über den Tresen. »Kommt hereinspaziert, wenn ich gerade schließen will und dann ist dem feinen Pinkel der Stutzen nicht sauber genug. Da …« Er donnerte mit der Faust auf die Theke und zeigte mit der anderen Hand auf einen chromblitzenden Sterilisator in seinem Rücken. »Warum stecke ich die Dinger überhaupt da rein?«
    »Weiß ich, ob diese Maschine funktioniert«, erwiderte Seri-Fan, »ob du sie überhaupt benutzt … Ich will mir hier doch keine Schnabelkrätze einfangen!«
    Mit einem Satz hechtete der Wirt über die Theke und stand so nah vor seinem letzten Gast, dass sich die Schnabelspitzen der beiden nahezu gleichgroßen Kridan fast berührten. In seinen Augen glomm ein kampfbereites Feuer, doch dann erlosch es ebenso plötzlich, wie es aufgeflammt war, und wich grenzenlosem Erstaunen.
    »Seri-Fan«, krächzte er in gedämpftem Tonfall. »Was für eine Ehre! Bruder … Ich hätte es sofort wissen müssen … Nur Seri-Fan säubert in aller Öffentlichkeit Geschirr und Besteck!«
    Sekunden später lagen sich der Wirt und der junge Priester in den Armen.
    »Hör zu, Bruder«, sagte Seri-Fan, »ich habe nicht viel Zeit. Du musst mir einen Gefallen tun …«
    »Was immer du willst. Du hast kein Geld? Der Quuoulgour geht aufs Haus. Du hast Hunger? Für dich heize ich auch den Ofen wieder an. Du brauchst nichts zu zahlen. Sag, was du willst und vor allem erzähl, was du in letzter Zeit gemacht hast …«
    »Nein, nichts von dem, Bruder. Aber ich danke dir. Wie gesagt, ich habe keine Zeit, deshalb müssen wir das Reden auf später verschieben. Sag, hat dein Restaurant einen Hinterausgang?«
    »So schlimm?«
    »Ich weiß es nicht, ich glaube eigentlich nicht. Aber du kennst das Motto unserer Gemeinschaft …«
    »Sicher ist sicher. Vorsicht, Verschwiegenheit und Treue sind unser Gebot!«
    »Ich sehe, du kennst die Regeln noch …«
    »Ich zeige dir den Hinterausgang, aber ich tue noch mehr … Komm her!«
    Er winkte Seri-Fan, ihm in einen kleinen Nebenraum zu folgen. Dort schaltete er zwei Monitore ein, die das grünlich eingefärbte Bild zweier Überwachungskameras auf Infrarotbasis zeigten. Die breite Trasse war in beiden Richtungen zu sehen, leer und unbelebt, keine Bewegung auszumachen.
    »Die Luft scheint rein zu sein«, sagte Seri-Fan.
    »Du kennst das Motto«, sagte der Wirt und imitierte den Tonfall des Priesters. »Sicher ist sicher. Du benutzt trotzdem den Hinterausgang und wir wechseln die Kleider. Ich gehe in deinem Umhang vorn hinaus. Hier ist der Schlüssel. Schließ hinter mir ab und komm dann auf schnellstem Weg zu meiner Wohnung.«
    Er kritzelte eine Adresse auf ein Stück Papier und riss es von einem Schreibblock.
    »Ist nicht weit von hier. Dort sehen wir weiter …«
    Seri-Fan schlüpfte aus seinem Umhang und nahm den groben Kittel des Wirts entgegen. Wie zuvor der Priester stülpte sich der Wirt die Kapuze über den Schädel und verließ das Lokal. Auf dem Monitor in dem Nebenzimmer beobachtete Seri-Fan, wie er die Trasse entlanglief und sich von dem Restaurant entfernte. Mit einem Knopfdruck änderte er den Blickwinkel der Kamera, als der Wirt den ursprünglichen Erfassungsbereich verließ. Kaum kalibrierte sich die Linse neu, sah Seri-Fan hinter dem Wirt einen verschwommenen Schatten, der blitzartig hinter einer Mauer hervorschoss. Was dann geschah, ging so schnell, dass er kaum Einzelheiten erkennen konnte.
    Ein kurzes, grelles Aufleuchten, das den Monitor überstrahlte. Als das Bild wieder stand, sah er den zusammengesackten Körper des Wirts, der leblos auf dem Boden lag. Der Schatten, der offensichtlich Deflektorkleidung trug, die ihn vom Infrarotbereich zumindest partiell unsichtbar machte, trat mit dem Fuß gegen den leblosen Körper. Offensichtlich, um ihn mit dem Gesicht nach oben zu drehen.
    Seri-Fan hatte genug gesehen. Mehr als genug.
    Ohne sich um den letzten Wunsch des Wirts zu kümmern und das Restaurant abzuschließen, stürzte er aus dem Hinterausgang und verschwand über die nachtschwarzen Höfe in der Dunkelheit.
     
    *
     
    In der konspirativen Wohnung war alles noch genau so, wie er es in Erinnerung hatte. Lediglich die Staubschicht auf den einstmals als selbst reinigend angepriesenen Bodenbelägen und Fenstern war noch etwas dicker geworden. Seri-Fan hielt sich nicht mit derlei Beobachtungen auf. Es war abzusehen, dass die Feinde der Bewegung, die – wie auch die Freunde der Bewegung – in allen gesellschaftlichen Schichten und Institutionen anzutreffen waren, auch
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