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Sternenfaust - 003 - Die Welt der Mantiden

Sternenfaust - 003 - Die Welt der Mantiden

Titel: Sternenfaust - 003 - Die Welt der Mantiden
Autoren: Luc Bahl
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schlich er an den Hauswänden entlang, ohne zu wissen, wohin ihn sein Weg führen würde …
     
    *
     
    Grell schrillte die Alarmsirene durch alle Decks der STERNENFAUST. Ein Geräusch, das Tote wecken konnte.
    Mit einem Ruck war Commander Dana Frost, Captain der STERNENFAUST, wach. Rings um sie herum herrschte ein gelbliches Dämmerlicht, die so genannte Nachtbeleuchtung, die in den Kabinen eingeschaltet wurde, wenn man schlafen wollte. Ganz dunkel war es hier nie und nirgendwo. Höchstens da draußen, eine Armlänge entfernt und auch dort nur im Schatten einer Dunkelwolke, die den Blick auf die Sonnen und Galaxien verschluckte.
    Schweiß tropfte ihr von der Stirn. Sie war jetzt wach, hellwach sogar.
    Aber von einem Alarm war nichts mehr zu hören. Nur das sanfte, kaum hörbare Brummen der Generatoren, die den Leichten Kreuzer mit Energie versorgten, schlich sich in ihr Bewusstsein.
    Hatte sie geträumt?
    Ein rascher Schwung beförderte sie aus dem Bett. Dann brauchte sie sich nur noch über den kleinen Kabinenschreibtisch beugen. Mit einem wuchtigen Hieb schlug sie auf die rote Taste des Bordinterkoms. Das ging schneller, als in der Dämmerung nach ihrem mobilen Interkom zu suchen, das sie ohnehin abgeschaltet hatte, als sie schlafen gegangen war. Augenblicklich sprang auch der Bildschirm an.
    »Was ist los bei Euch?«, bellte sie.
    Das Bild auf dem Schirm flackerte. Statt einer Antwort kam nur ein leises Rauschen.
    »Verdammt!«, knurrte sie und griff nach der Uniform, die ordentlich über dem Bügel hing.
    »Entschuldigen Sie, Captain, aber …«, die Stimme aus dem Interkom klang heiser und verzerrt.
    »Was ist passiert, reden Sie!«
    »Der Mandelbaum-Receiver ist ausgefallen, Captain und der Absturz der Treibersoftware hat zu irgendeiner fatalen Rückkopplung im gesamten System geführt.«
    »Wie konnte das geschehen? Wir haben zwei Mandelbaum-Receiver?«
    Das Abbild desjenigen, der mit ihr über das offensichtlich gestörte Interkom sprach, begann sich in hektisches Geflacker aufzulösen. Schon vorher hatte sie nicht erkennen können, mit welchem Techniker sie es zu tun hatte. Aus dem Lautsprecher drang jetzt nur noch ein laut krachendes, verzerrtes Rauschen, das im Einklang mit den eben noch zu erkennenden Lippenbewegungen des Technikers an- und abschwoll. Es war so, als ob der Mann sich Hunderte von Lichtjahren entfernt aufhielt und nicht nur einige Dutzend Schritte.
    »Keine Chance!«, rief sie ins Mikrophon. »Umschalten auf mobil. Ich komme.« Während der letzten beiden Worte hatte sie das Gerät bereits abgeschaltet.
    Kleine Ursache, große Wirkung , dachte Dana Frost, als sie in Rekordtempo in die Uniform schlüpfte.
    Der Mandelbaum-Receiver war eigentlich ein Gerät, an das man wenig Gedanken verschwendete. Captain Frost hatte bisher nur von einem einzigen Fall gehört, wo diese kleine technische Einheit, die zur internen Steuerung des Bergstrom-Antriebs notwendig war, den Geist aufgegeben hatte. Damals aber mit fatalen Wirkungen. Es war rund fünfunddreißig Jahre her, dass das spurlose Verschwinden des Siedlerschiffs Wilson’s Smile für Schlagzeilen gesorgt hatte. Ein verstümmelter Funkspruch war das letzte gewesen, das man von der Wilson’s Smile gehört hatte. Der Ausfall des Mandelbaum-Receivers wurde gemeldet und dass man zuversichtlich sei, den Schaden schnell beheben zu können.
    Doch irgendetwas musste die Reparatur verhindert haben, jedenfalls galt das Schiff seitdem als verschollen und mit ihm fast fünfhundert Siedler, fünfundneunzig Mann Besatzung und zahllose Haus- und Nutztiere. Computersimulationen hatten ergeben, dass in rund 0,01 Prozent aller ohnehin ausgesprochen seltenen Fälle, in denen ein Mandelbaum-Receiver ausfiel, ein Überschlag der abgestürzten Software auf die Steuerung anderer Geräte möglich wäre. Dadurch könnte eine fatale Kettenreaktion ausgelöst werden.
    Auf diese Weise verringerte sich die rechnerische Wahrscheinlichkeit zwar noch weiter, aber bei modernen Schiffen war seitdem der Einbau eines zweiten Mandelbaum-Receivers Vorschrift. Viele Raumschiffe älteren Datums durchquerten aber nach wie vor ohne zweiten Receiver die Weiten des Alls, mit anderen Worten, die Gefahr wurde für mehr als vernachlässigenswert erachtet.
    Vor ihr lief Lieutenant Catherine Black über den Gang. Es war der molligen Leitenden Ingenieurin anzusehen, dass auch sie geschlafen hatte. Ihre Haare standen wild in alle Richtungen und die Uniformjacke hatte sie sich erst über einen
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