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Sternenfall: Roman (German Edition)

Sternenfall: Roman (German Edition)

Titel: Sternenfall: Roman (German Edition)
Autoren: Michael McCollum
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ausgelöscht.
    Lunas normalerweise scharfe Konturen begannen plötzlich zu verschwimmen, als betrachtete er sie durch ein Stück Gaze. Thorpe blinzelte, da er glaubte, seine eigenen Tränen trübten ihm die Sicht. Es dauerte eine Weile, ehe er begriff, dass der Effekt nichts mit seinen Augen zu tun hatte. Er war äußerst real und vollkommen von außen bedingt.
    »Was ist da los?«, schrie er in sein Funkgerät. Bis jetzt hatte niemand ein Wort gesagt. Alle hatten sie der Katastrophe zugesehen, eingesponnen in den Kokon ihrer eigenen Gedanken.
    »Das ist der Wasserdampf von Donnerschlag«, antwortete Amber mit ebenso erregter Stimme wie er. »Der Mond wird von einer riesigen Wolke Wasserdampf verschluckt. Es müsste dort jeden Moment anfangen zu regnen!«
    Wie um ihre Worte zu untermauern, wurde der Container wie von einem Höhenwind durchgeschüttelt. Die Sichtluke wurde plötzlich trüb, als sie sich mit einer dünnen Eisschicht überzog. Einen Augenblick später entstand im Innern ein polterndes Geräusch, als die Hülle ihres Raumfahrzeugs von unsichtbaren Partikeln getroffen wurde. Mehrere winzige Dellen erschienen in der transparenten Oberfläche der Sichtluke.
    Amber deutete in den Nebel vor der Luke hinaus. »Eis! Wir sind von der Trümmerwolke eingeholt worden! Es dauert nicht mehr lange bis zur nächsten Phase.«
    »Nächste Phase?«, fragte Jamie Byrant alarmiert und wandte sich von dem Fenster ab, um Amber anzusehen. Thorpe tat das Gleiche. Zum ersten Mal bemerkte er, dass sie hinter ihrem Visier sehr bleich war. Das Schauspiel der Zerstörung Lunas hatte sie erregt. Noch vor wenigen Sekunden war das offensichtlich gewesen. Doch die Erregung hatte sich in Furcht verwandelt.
    »Was ist denn los?«
    »Wir wurden soeben von der äußersten Trümmerschicht überholt«, erläuterte sie. »Größtenteils besteht sie aus mikroskopisch kleinen Eispartikeln, deshalb gibt es nichts zu befürchten. Aber schon bald werden wir uns mitten unter den größeren Brocken befinden. Dieser kleine Schneesturm wird sich in einen Blizzard von Felsbrocken verwandeln. Wenn wir den überleben, dürften wir das hier heil überstehen.«
    Thorpe runzelte die Stirn. »Wann werden wir das wissen?«
    »In acht Stunden.«
    »Wenn wir also in acht Stunden noch leben, können wir damit rechnen, dass es auch dabei bleibt?«
    »Richtig.«
    »Dann warten wir am besten ab und vertrauen auf unser Glück«, sagte Thorpe. Er ergriff ihre Hand. »Hast du Angst?«
    »Das kannst du wohl annehmen!«
    »Ich auch. Doch was immer geschehen wird, wir bieten ihm gemeinsam die Stirn.«

44
     
    Thorpe betrachtete Luna und schüttelte den Kopf, verwundert darüber, welchen Unterschied nur hundert Stunden ausmachen konnten. Der Mond war nicht mehr der graubraune Himmelskörper, der den Erdhimmel seit Urzeiten geschmückt hatte. Der Mann im Mond war verschwunden, und sein unveränderlicher Blick würde nie mehr gesehen werden. Die vertrauten Orientierungspunkte existierten nicht mehr. Die berühmten Krater waren mit Magma gefüllt und von Nebel umhüllt. Denn Donnerschlag hatte Luna weniger zerstört als vielmehr umgewandelt. Die Veränderungen hatten nur wenige Stunden nach dem Einschlag des Kometenkerns begonnen. An Bord des provisorischen Rettungsbootes hatte jedoch niemand gesehen, wie die Veränderungen einsetzten. Sie waren zu sehr damit beschäftigt gewesen, Ambers Trümmer-Blizzard zu überstehen.
    Der Lärm, der auf die Wände ihrer Rettungskapsel auftreffenden Partikel, ein Geräusch, das Thorpe an Hagelkörner erinnerte, die auf ein Metalldach fielen, hatte das Eintreffen der Trümmerwolke angekündigt. Die mikroskopisch kleinen Trümmerstücke waren während vier langer Stunden von ihrer Hülle abgeprallt. Manchmal wurde das Geräusch zu einem maschinengewehrähnlichen Stakkato, dann wieder ließ es bis auf wenige Töne pro Minute nach. Die beiden Luna zugewandten Sichtluken waren beinahe augenblicklich bis zur Nutzlosigkeit erblindet; ihre Oberflächen waren dermaßen zerschrammt, dass es unmöglich war, hinauszusehen.
    Der Sturm bestand jedoch nicht nur aus Mikrometeoriten. Drei Stunden nach dem ersten Trommelgeräusch wurden die Flüchtlinge von einem Krachen überrascht, das ihre Zähne im Innern ihrer Anzüge aufeinanderschlagen ließ. Als Thorpe erschreckt aufsah, entdeckte er nicht einmal einen Meter vor seiner Nase ein zentimetergroßes Loch. In der gegenüberliegenden Wand zeigte ein beinahe gleichaussehendes Loch an, wo etwas das Schiff
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