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Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Titel: Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02
Autoren: Douglass Sara
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Reisen widerfahren war, die sie an Smyrdon vorbeigeführt hatten.
    »Wir verehren die Mutter als Lebensspenderin«, erklärte Fleat an einem Abend, als sie und Pease vor dem Feuer Knollen zwischen flachen Steinen zu Mehl zermahlten. »Diejenigen Kinder, die zu Zaubererpriestern und -priesterinnen ausgebildet werden sollen, führen wir zur Mutter, damit sie ein enges Band miteinander knüpfen können. Auf diese Weise können sie nicht nur den Heiligen Hain berühren, sondern auch die Rhythmen des Lebens, die uns umgeben, dazu nutzen, Lebewesen zu heilen und Wachstum zu fördern. Sowohl wir Awaren als auch Awarinheim« – sie hielt kurz in der Arbeit inne und warf einen Blick auf den allgegenwärtigen Wald –, »verlassen uns darauf, daß die Zaubererpriester das Land und die Jahreszeiten gesund halten. Denn andernfalls müßten wir alle sterben.«
    Grindels zweite Frau fügte getrocknete Beeren und Schmalz zum Mehl, rollte den Teig aus und formte daraus kleine Laibe. Diese wickelte sie in große, wächserne Odinforblätter und schob sie zum Backen zwischen die glühenden Kohlen. »Unser Klan ist sehr stolz darauf, daß die Zaubererpriester Schra dazu auserkoren haben, der Mutter vorgestellt zu werden«, erklärte Pease und lächelte dem Mädchen liebevoll zu, das ihr seit seiner Rückkehr nicht von der Seite gewichen war. »Der GeistbaumKlan hatte vorher schon einen Zaubererpriester, nämlich Ramu, Grindels jüngeren Bruder, und jetzt bekommen wir sicher bald einen zweiten.«
    »Gehört Barsarbe denn nicht zu Eurer Sippe?« fragte Aschure, die die verwickelten Verwandtschaftsverhältnisse im Klan noch immer nicht so recht durchschaute.
    »Nein«, entgegnete Fleat. »Sie stammt vom Flachstein-Klan und ist nur mit uns zum Rand von Awarinheim gezogen, um bei Ramus Rückkehr mit Schra dabei zu sein.« Sie atmete hörbar auf. »Der Mutter sei Dank, daß sie das getan hat. Ohne ihre Heilkünste stünde es sonst wohl schlecht um den Zaubererpriester.«
    Aschure half den beiden Awarinnen dabei, eine fette Forelle auszunehmen, die im Nordra geangelt worden war. Die älteren Kinder halfen ihren Müttern für gewöhnlich bei der zeitaufwendigen Nahrungssuche. Zum Spielen kamen sie in der Regel erst in den frühen Abendstunden. Die Menschenfrau hatte bisher nicht feststellen können, ob die Awaren Getreide anbauten oder Gemüse anpflanzten. Offenbar gaben sie sich mit dem zufrieden, was der große Wald ihnen bot. »Leben alle Awaren in einem solchen Klan zusammen wie Ihr?« fragte Aschure und saugte an ihrem Finger, weil sie sich mit dem scharfen Fischmesser geschnitten hatte.
    »Ja«, antwortete Fleat und reichte ihr ein Odinforblatt, um sich damit die Wunde zu verbinden. »Wir alle hier sind kleinen Familiensippen zugehörig. Die Awaren leben ausschließlich von dem, was der Awarinheimwald ihnen bietet. Größere Gemeinschaften wie die Städte oder Dörfer, in denen Ihr lebt, wären bei uns nicht überlebensfähig. Das ganze Jahr hindurch ziehen wir durch den großen Wald und lassen uns mal da und mal dort nieder. Für unseren Geschmack halten wir uns hier viel zu nahe an der Reichsgrenze auf. Aber wir sind ja auch nur hierher gewandert, um auf Ramus und Schras Rückkehr zu warten.«
    »Und bald ziehen wir zum großen Jultidenfest weiter!« fügte Pease hinzu, und ihre dunkelbraunen Augen leuchteten vor großer Vorfreude.
    Aschure sah die beiden fragend an. »Was ist denn das?«
    Goldfeder trat nun zu ihnen und setzte sich neben die Acharitin ans Feuer. »Jedes Jahr kommen die Awaren und die Ikarier an zwei bedeutenden Festtagen zusammen. Obwohl erstere sich dem Boden und zweitere sich mehr dem Himmel verbunden fühlen, stehen bei beiden Jultide und Beltide hoch im Kurs. Sie ziehen an diesen Tagen zu den Hainen im nördlichen Awarinheim, wo die Wälder an die Berge stoßen. Jultide ist das wichtigste Fest beider Völker und wird in der längsten Nacht des Jahres begangen, der Wintersonnenwende, die in wenigen Wochen gefeiert wird. Die awarischen Zaubererpriester und die ikarischen Zauberer vereinigen dort ihre Kräfte, durch die die Sonne aus ihrem Tod geweckt und wiedergeboren wird. Beltide ist das fröhlichere Fest von beiden und wird im Frühjahr begangen, um das Wiedererwachen der Erde nach dem winterlichen Todesschlaf zu feiern.«
    Pease grinste. »Viele Ehen werden zu Beltide geschlossen. Zu diesem Festtag wurde auch ich als Grindels Frau in den Geistbaum-Klan aufgenommen. Auch andere Dinge sind bei dieser Gelegenheit
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