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Stern der Liebe ueber Kenia

Stern der Liebe ueber Kenia

Titel: Stern der Liebe ueber Kenia
Autoren: Karen van der Zee
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geben? Es ist von meiner Mutter. "
    Erst spät am Abend kam Rand nach Hause und aß schweigend. Danach gesellte Shanna sich im Wohnzimmer zu ihm, wo er in den Bücherregalen nach etwas suchte.
    "Heute Nachmittag war jemand hier und wollte dich sprechen", kam Shanna gleich zur Sache.
    "Wer? Warum hast du ihn nicht ins Büro geschickt?"
    "Ich dachte, du wärst weggefahren, weil du mittags nicht zum Essen gekommen bist. Es war übrigens eine Sie, kein Er."
    "So? Wer denn?" Rand ging weiter die Bücher durch.
    Shanna sah keine Möglichkeit, es ihm schonend beizubringen. "Deine Schwester."
    Er hielt mitten in der Bewegung inne. Im Raum war es plötzlich so still, dass Shanna ihr Herz pochen hörte.
    "Ich habe keine Schwester."
    "Sie ist die Tochter deiner Mutter, deine Halbschwester."
    Langsam drehte Rand sich um. "Wie bitte?" fragte er leise, mühsam beherrscht.
    "Sie heißt Holly, ist achtzehn und war hier, weil sie ihren Bruder kennen lernen wollte."
    Rand stand reglos da, und seine Miene war so starr, dass Shanna es mit der Angst zu tun bekam.
    "Was wollte sie?"
    "Dich kennen lernen, weiter nichts."
    "Wo ist sie jetzt?“
    "In der Lodge in Nyahururu." Shanna atmete tief durch. "Deine Mutter ist auch dort. Sie möchte dich ebenfalls sehen."
    Rand stieß eine Verwünschung aus. "Aber ich sie nicht!“
    "Wovor hast du Angst?"
    "Ich habe keine Angst", erklärte Rand verächtlich. "Aber ich habe ihr nichts zu sagen. Ich war zwölf, als sie mich verlassen hat. Seitdem habe ich nicht mal einen Brief oder eine Geburtstagskarte von ihr erhalten. Da soll ich sie jetzt mit offenen Armen empfangen?“
    "Warum versuchst du nicht herauszufinden, warum sie so gehandelt hat?"
    schlug Shanna vor. "Warum hast du nie versucht, sie aufzuspüren? Du hast zwei Jahre in den Staaten studiert. Warst du nicht neugierig auf sie? Wolltest du nicht wissen..."
    "Nein! Wenn sie mich hätte sehen wollen, hätte sie es getan. Sie wusste, wo ich zu finden war. Sie hat mich und meinen Vater verlassen. Sie hat uns verlassen, nicht wir sie. Es war ihre Entscheidung."
    "Und warum ist sie gegangen?"
    Verbittert lachte Rand. "Das Leben hier gefiel ihr nicht. Sie wollte Spaß und Abwechslung. Wir haben Partys gegeben, sind zu Partys gegangen, aber das genügte ihr nicht. Schließlich ist sie mit ein em anderen Mann auf und davon und nie wiedergekommen.
    "Hat dein Vater dir das erzählt?"
    "Es war so! Was, zum Teufel, soll das Kreuzverhör? Diese Dinge gehen dich nichts an!"
    Sie gehen mich etwas an, weil ich dich liebe, hätte Shanna ihm am liebsten geantwortet. „Jede Sache hat zwei Seiten, manchmal sogar mehrere. Du warst damals erst zwölf. Ist dir je der Gedanke gekommen, dass du möglicherweise nicht die ganze Wahrheit kennst?"
    "Die ganze Wahrheit?" wiederholte Rand abschätzig. "Sie war meine Mutter.
    Ich habe sie geliebt, und dann ist sie eines Tages einfach gegangen. Sie hat's mir am Abend zuvor gesagt und versprochen, mir zu schreiben. Ich sollte sie in den Ferien in den Staaten besuchen."
    Shanna hütete sich, ihn zu unterbrechen.
    Rand wandte sich ab. "Nachts lag ich wach und hoffte jedes Mal, am nächsten Tag würde ein Brief von ihr kommen. Jeden Tag habe ich im Internatsbüro nach Post gefragt. Wochenlang. Irgendwann hab ich's dann aufgegeben. Ich wusste nicht, wo sie war, wie ich sie erreichen konnte. Das ist die Wahrheit, die ich kenne."
    Unvermittelt stützte Rand sich auf einen Sessel, beugte sich vor und sah Shanna eindringlich an. "Weißt du, was ich dann getan habe?" fuhr er fort, als könnte er es nun nicht mehr für sich behalten. "Ich habe mir vorgestellt, dass meine Mutter mir nicht geschrieben hat, weil ihr Flugzeug abgestürzt ist. Es war leichter, zu glauben, sie wäre tot, als zu denken, dass sie mich vergessen hätte.
    "Und was hat dein Vater dazu gesagt?"
    Rand richtete sich auf und schob die Hände in die Taschen. "Nur, dass sie nicht auf eine Ranch in Afrika gepasst habe. Sie habe die Moral einer streunenden Katze, und wir seien ohne sie besser dran. Danach hat er nie wieder von ihr gesprochen, als würde sie nicht mehr existieren. Immer wieder habe ich ihn nach ihr gefragt, aber er schwieg beharrlich."
    "Findest du nicht, dass du dir auch die Erklärung deiner Mutter anhören solltest?"
    "Nach über zwanzig Jahren?" fragte Rand verbittert. "Warum sollte mich das jetzt noch interessieren?"
    "Weil sie dir etwas bedeutet. Und deine Schwester auch. Sie ist ein liebes Mädchen, Rand. Es hat sie viel Mut gekostet herzukommen. "
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