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Stern der Göttin

Stern der Göttin

Titel: Stern der Göttin
Autoren: Sandra Melli
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es mir verboten!« Laisas Antwort überzeugte den Stammesführer nicht, denn bislang waren Verbote für Laisa meist eine Aufforderung gewesen, genau das zu tun, was sie nicht sollte.
    »Ich werde mit dir wachen, und wehe, du verlässt deinen Posten!« Grom sah sie noch einmal mahnend an und befahl ihr, auf einen der hohen Waldbirnenbäume zu klettern, die um den Platz standen.
    Laisa nickte vergnügt, denn von dort oben konnte sie in einen Teil der Stadt hineinsehen und gleichzeitig die fünf Wagenzüge im Auge behalten, die auf dem Anger zusammengestellt worden waren, um am nächsten Tag in verschiedene Richtungen aufzubrechen. Jede der Kolonnen bestand aus mindestens fünfundzwanzig großen Wagen, vor die jene besonders kräftigen Ochsen gespannt würden, die jetzt bei ihnen angepflockt waren.
    Der Witterung nach, die von den Ballen und Fässern aufstieg, gab es sehr viele unterschiedliche Waren, mit denen die Menschen der Stadt handelten, angefangen von kalten Dingen aus Metall oder Steingut bis hin zu interessant riechenden Töpfen und Fässern, die Laisa gerne näher untersucht hätte. Doch sich den Inhalt der Wagen anzusehen, war den Katzenleuten ebenso verboten worden wie die Stadt zu besuchen.
    Um nicht wieder mit der Tatsache zu hadern, dass ihre Leute und damit auch sie von den Menschen wie gefährliche Wilde behandelt wurden, blickte sie zu der Siedlung hinüber. Dort standen die Häuser viel enger zusammen als in ihrem Dorf und waren zumeist nicht aus warmem Holz errichtet worden, sondern aus aufgeschichteten Steinen. Das war eine Sitte, die zu den Menschen passte. Auch die Gerüche, die der Wind ihr zutrug, machten ihr die Leute nicht sympathischer. Der Ort stank nach Exkrementen, verfaulendem Fleisch und verrottenden Pflanzen. Es schüttelte sie bei dem Gedanken, in solchem Schmutz leben zu müssen. Kein Wunder, dass der Kaufherr, der sie in seine Dienste genommen hatte, und dessen Sohn ihren Gestank mit Mitteln übertünchten, die jede Nase betäuben mussten. Da die Menschen über einen weitaus schlechteren Geruchssinn verfügten als die Katzenmenschen, machte es ihnen wohl nichts aus. Sie sahen und hörten auch lange nicht so gut. Alles in allem waren die Glatthäutigen eine eher schwächliche Rasse, und daher empfand Laisa es als doppelt empörend, von diesen Wesen wie Abschaum behandelt zu werden.
    Da sie ihre Neugier weder in der Stadt noch bei den Wagen stillen durfte, legte Laisa sich auf eine Astgabel und stellte sich genüsslich vor, wie sie dem Kaufherrn und dessen Sohn nach erfolgreicher Fahrt die Kleider zerfetzen und ihnen ein paar Krallenspuren über den Rücken ziehen würde.
    »Hallo Laisa, ist bei dir alles in Ordnung?«, hörte sie Groms Stimme.
    »Bei mir schon! Und wie steht es bei dir?«
    »Hier rührt sich nichts. Pass aber gut auf! Wenn sich andere Leute als die, die uns heute vorgestellt worden sind, den Wagen nähern, sind es Diebe, und die müssen wir fangen.«
    Grom hört sich an, als wäre ich ein unverständiger Katling, dachte Laisa erbittert. Diese Lehren waren ihr eingetrichtert worden, seit ihre Ausbildung als Karawanenwächterin begonnen hatte. Ihre Aufgabe war es, Fremde fernzuhalten, die der Handelsherr nicht bei seinem Wagenzug sehen wollte. Das waren zumeist Diebe, die heimlich kamen, oder Räuber, die sich mit Waffengewalt in den Besitz der mitgeführten Waren setzen wollten. Sie traute sich zu, es mit einem halben Dutzend solcher Kerle gleichzeitig aufzunehmen, und hätte Grom am liebsten ein paar bissige Worte gesagt.
    Aber sie schluckte ihren Unmut und versuchte, höflich zu antworten. »Keine Sorge, Grom! Ich behalte unseren Wagenzug im Auge. Hier scheint alles in Ordnung zu sein, aber bei den anderen Wagen rechts neben uns treiben sich Leute herum, die aussehen, als hätten sie dort nichts verloren.«
    Die Männer, die Laisa entdeckt hatte, konnten Leute des dortigen Kaufherrn sein, die noch einmal alles kontrollierten, aber auch Diebe, die die beginnende Dunkelheit ausnutzen wollten, um lohnende Beute ausfindig zu machen. Da sie die Leute entdeckt hatte, hoffte Laisa, Grom würde ihr den Auftrag geben, drüben nachzuschauen, doch er rief Wuko zu sich. »Lauf zu Traf hinüber und sage ihm, er soll besser aufpassen. Laisa hat Leute bei seinem Wagenzug entdeckt.«
    »Glaubst du das wirklich? Wahrscheinlich spielt sie sich nur wieder auf!«, antwortete Wuko mit hochgezogenen Lippen.
    Im nächsten Augenblick quiekte er wie angestochen, denn Laisa hatte eine noch
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