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Sterben in Rom

Sterben in Rom

Titel: Sterben in Rom
Autoren: Vampira VA
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Mißtrauen oder gar seinen Argwohn hätte begründen können, geschweige denn diese unterschwellige Furcht, die wie etwas Kaltes und Zähflüssiges dicht unterhalb seiner Haut da-hinkroch.
    Sowohl der Mann als auch die Frau hatten nur starr auf der Beifahrerbank gesessen und - geschwiegen.
    Aber es war ein besonderes Schweigen gewesen! entsann sich Zanardi, und die Stimme seiner Gedanken war so heftig, als müßte er sich verteidigen gegen Vorwürfe, die ihm der rationale Teil seines Denkens machte. Die Besonderheit dieses Schweigens konkret in Worte zu kleiden fiel ihm allerdings schwer ob seines seit jeher eher schlichten Wesens.
    Dieses Schweigen, überlegte er fast krampfhaft, und wieder trat kalter Schweiß auf sein Gesicht, war ihm wie etwas Greifbares vor-gekommen. Es hatte die Fahrerkabine seines Wagens ausgefüllt wie eine Wolke, spürbar kalt, und es hatte die Luft verändert, so daß es ihm schwergefallen war, sie zu atmen.
    Fast war es, dachte Umberto Zanardi, als wäre dieses Schweigen ein weiterer Fahrgast gewesen - unsichtbar, aber nicht zu leugnen, spürbar gegenwärtig ...
    Er schüttelte energisch den Kopf, als könnte er so die seltsamen Gedanken daraus vertreiben. Aber er beschwor damit nur neue herauf.
    Zanardi mußte daran denken, wie er die Frau (eher ein Mädchen noch und von geradezu sündhafter Schönheit) und den Mann (dessen Alter nicht zu schätzen war und den er seiner düsteren Erscheinung wegen allein nie mitgenommen hätte!) am Abend in dem Örtchen Froscane nördlich von Rom in seinen Wagen hatte steigen lassen, nachdem er seine dortigen Kundenbesuche erledigt gehabt hatte. Seltsamerweise vermochte er sich nicht daran zu erinnern, daß einer von beiden ihn darum gebeten hätte. Zumindest fielen ihm die Worte nicht mehr ein, mit denen sie es getan hatten - wenn sie es denn getan hatten .
    Dafür entsann Umberto Zanardi sich aber noch sehr gut der Blicke, die ihm die Dörfler nachgesandt hatten. Kaum ein Fenster, hinter dem sich die Vorhänge nicht bewegt hätten, als sein Transporter das Hauptsträßchen entlanggerumpelt war. Und etliche Männer waren ganz offen aus den Häusern getreten und hatten Zanardis Wagen hinterhergeschaut, ganz so, als wollten sie sichergehen, daß er das Dorf auch wirklich verließ - und das eigenartige Paar mitnahm ...?
    Die Erleichterung, die in vielen dieser Blicke gelegen hatte, wurde Zanardi erst jetzt, im nachhinein, bewußt. Und erst jetzt verstand er sie auch - weil er sie plötzlich teilte.
    Er schluckte hart, und es schmerzte, als säße ihm etwas Rauhes im Hals, das sich nicht recht lösen wollte. Zanardi räusperte sich und holte tief Luft, zweimal, dreimal, dann begann er sich allmählich besser zu fühlen. Die Beklemmung wich von ihm wie ein überlanger Mantel, dessen Saum sich dort verfangen hatte, wo er das Paar hatte aussteigen lassen, und nun wurde ihm dieser Mantel Stück um Stück von den Schultern gezogen. Bis Zanardi ihn schließlich gar nicht mehr spürte.
    Ein seltsamer Ton drängte über seine Lippen, seufzend, glucksend und ächzend in einem. Leichthin wollte Zanardi die Schultern zucken, aber dann wurde eine Bewegung daraus, die aussah, als würde er einen allerletzten Rest von Unbehagen abschütteln.
    Was immer es mit seinen beiden merkwürdigen Begleitern auf sich haben mochte - sie waren fort und brauchten ihn nicht länger zu kümmern. Und es lohnte die Mühe nicht mehr, noch weiter darüber nachzusinnen.
    Dabei ahnte Umberto Zanardi nicht im entferntesten, wie nahe er dem Tod in dieser Nacht gewesen war.
    Und daß er ihm nur aus einem Grund entkommen war:
    Weil der Mann und die Frau ohne Erinnerung nicht wußten, womit ihr so abgründiger wie unbändiger Durst zu stillen war ...
    * Überraschung und Erschrecken entrissen der jungen Frau, die meinte, Lilith Eden zu heißen, einen leisen, kurzen Schrei!
    Das blonde Mädchen war so unvermittelt aus der Nacht aufgetaucht, als hätte die Dunkelheit es irgendwo aufgenommen und just an dieser Stelle wieder freigegeben, wo Lilith eben ihren Fuß hingesetzt hatte, so daß sie unweigerlich gegeneinander gestoßen waren.
    Tatsächlich jedoch mußte das Mädchen (kaum älter als zwanzig, schätzte Lilith) aus einer der Gassen gekommen sein, die sich in ihrer Gesamtheit zu einem schier unüberschaubaren Labyrinth verwoben. Viele dieser Gassen waren gerade schulterbreit, und ihr Boden bestand aus festgetretener Erde. Einige wenige waren gepflastert und mochten gerade genug Platz für ein
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