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Steirerherz

Steirerherz

Titel: Steirerherz
Autoren: Claudia Rossbacher
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Wie konnte man unter solchen Umständen nur ans Flirten denken?,
fragte sie sich und zog Bergmann am Oberarm mit sich. »Komm jetzt, Sascha! Lass
uns die Eltern des Opfers vernehmen. Hast du die Adresse?« Noch immer war ihr speiübel,
doch offenbar war es ihr bisher gelungen, sich nichts anmerken zu lassen. Wenigstens
sprach sie niemand auf ihren maroden Zustand an. Auch Bergmann nicht. Stattdessen
markierte er vor der attraktiven Ärztin das Alphamännchen. »Was dachtest du denn,
was ich vorhin mit dem Kollegen zu besprechen hatte? Immerhin leite ich hier die
Ermittlungen«, schnauzte er Sandra an. Frau Doktor Kehrer ignorierte seinen überflüssigen
Dominanzausbruch. Sie hatte sich längst wieder der Leiche zugewandt.
    »Bringen wir es einfach hinter uns«,
bemühte sich Sandra um Gelassenheit. Nicht nur, dass ihr schlecht war, stand ihnen
auch noch eine der unerfreulichsten Aufgaben der Polizeiarbeit bevor: Eltern mit
dem Tod ihres Kindes zu konfrontieren. Die Trimmels wussten zwar schon, dass ihre
einzige Tochter ermordet worden war, einfach würde die Befragung dennoch nicht werden.
Im Gegenteil. Sandra hoffte, dass Franz Trimmel überhaupt vernehmungsfähig war,
nachdem er die grausam inszenierte Leiche seiner Tochter erst vor wenigen Stunden
aufgefunden hatte. Wenn Sandra, die bei der Mordgruppe schon einige, teils auch
verstümmelte Leichen gesehen hatte, beim Anblick des gepfählten Mädchens schon übel
wurde, wie mochte es dann erst dem Vater des Opfers ergangen sein?
    Zurück im Auto, trank sie einige
Schlucke aus ihrer Wasserflasche und atmete tief durch, bevor sie losfuhr. Bergmann
schwieg. Entweder hatte sie ihn in seiner Männlichkeit gekränkt oder er hing den
eigenen Gedanken nach. Wenigstens nahm endlich ihre Übelkeit ab. Je weiter sie sich
vom Einsatzort entfernten, desto besser fühlte sich Sandra wieder.
    Als sie den Wagen vor dem Hof der
Familie Trimmel – vulgo Peterbauer – abstellte, hatte sich ihr Magen wieder beruhigt.
Dafür knurrte er jetzt nach Nahrung. Sandra beugte sich über Bergmanns Knie und
griff ins Handschuhfach. »Magst du auch einen?«, fragte sie und hielt ihm einen
Cranberry-Müsliriegel unter die Nase.
    »Verschon mich bloß mit deinem Körndlfutter«,
lehnte er ihr Angebot ab.
    Kommentarlos verpasste Sandra der
Klappe des Handschuhfachs einen heftigen Schubs, sodass diese wieder ins Schloss
fiel. Dann riss sie die Folie des Müsliriegels auf und biss gierig hinein.
     
    Es dauerte eine ganze Weile, bis den beiden Kriminalpolizisten
die Tür des Peterhofs geöffnet wurde. Ein blasser Junge namens Florian, der an die
zwölf Jahre alt sein mochte, stellte sich ihnen als Bruder der Verstorbenen vor
und führte sie in die Stube. Sein erwachsener Bruder Franz saß mit dem Vater und
einer Flasche Schnaps am Tisch und blickte auf, als die beiden Fremden eintraten.
Sandra zückte pro forma ihren Dienstausweis und bat die Anwesenden, ein paar Fragen
stellen zu dürfen. Endlich hob auch Franz Trimmel senior langsam den Kopf und sah
sie aus glasigen Augen an. »Nehmen S’ doch Platz«, sagte er mit zittriger Stimme.
    »Danke, Herr Trimmel«, erwiderte
Bergmann und folgte seiner Aufforderung. Sandra setzte sich ebenfalls und musterte
den etwa 50-jährigen Mann, dem sich der Schmerz tief ins Gesicht gegraben hatte.
»Unser Beileid, Herr Trimmel«, sagte sie so sanft, wie sie nur konnte. Der Biobauer
schluckte und presste ein kaum hörbares »Danke« hervor.
    »Wir werden alles tun, um den Mörder
Ihrer Tochter möglichst rasch zu finden und ihn seiner gerechten Strafe zuzuführen«,
versprach Sandra und meinte es von Herzen.
    Der Peterbauer schloss die Augen
und nickte. »Was wollen S’ denn von mir wissen?«, fragte er, nachdem er die Augen
wieder geöffnet hatte.
    Bergmann zückte die Notizen, die
er sich beim Gespräch mit dem Polizisten am Einsatzort gemacht hatte. »Ist es richtig,
dass Sie gegen halb sieben Uhr morgens am Acker vorbeigefahren sind und Ihre Tochter
Valentina dort vorgefunden haben?«, vergewisserte er sich.
    Wieder nickte der Landwirt. »Die
Sonn’ war noch nicht lang auf’gangen«, bestätigte er mit weinerlicher Stimme.
    »Wann haben Sie Ihre Tochter denn
zuletzt gesehen? Sie ist doch schon vor ein paar Monaten von hier ausgezogen.« Bergmann
hatte also bereits einiges über das Opfer in Erfahrung bringen können. In einem
Ort wie Krottendorf-Gaisfeld bei Ligist war das auch kein besonders schwieriges
Unterfangen, überlegte Sandra, die selbst aus einem
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