Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
steigen aus maschine brennt

steigen aus maschine brennt

Titel: steigen aus maschine brennt
Autoren: Roald Dahl
Vom Netzwerk:
uns noch einen nehmend
    Ich rief den Kellner und bestellte, und während wir warteten, betrachteten wir die anderen Leute rings um uns im Raum. Das Lokal füllte sich allmählich, weil es etwa sechs Uhr war, und wir saßen dort und sahen uns die Leute an, die hereinkamen. Sie standen herum und suchten nach einem Tisch, setzten sich hin, lachten und bestellten Getränke.
    «Sieh mal die Frau dort», sagte ich. «Die dort drüben, die sich gerade hinsetzt.»
    «Was ist mit ihr?»
    «Wundervolle Figur», sagte ich. «Wundervoller Busen. Sieh dir ihren Busen an!»
    Der Kellner brachte den Whisky.
    «Habe ich dir einmal von Stinker erzählt?» fragte er.
    «Welcher Stinker?»
    «Stinker Sullivan in Malta.»
    «Nein.»
    «Von Stinkers Hund?»
    «Nein.»
    «Stinker hatte einen Hund, einen großen Kerl von Schäferhund, und er liebte diesen Hund so, als wäre er sein Vater und seine Mutter und alles andere zugleich gewesen, und der Hund liebte Stinker. Er folgte ihm, wohin er auch ging, und wenn er Einsatz flog, saß der Hund auf dem Hallenvorplatz und wartete auf ihn. Er hieß Smith. Stinker liebte diesen Hund wirklich sehr. Er liebte ihn wie seine Mutter, und er sprach den ganzen Tag mit ihm.»
    «Mieser Whisky», sagte ich.
    «Ja, laß uns noch einen bestellen.»
    Wir bekamen mehr Whisky.
    «Na ja», fuhr er fort, «und eines Tages bekam die Staffel Befehl, nach Ägypten zu fliegen. Wir mußten sofort los; nicht in zwei Stunden oder im Laufe des Tages, sondern sofort. Und Stinker konnte seinen Hund nicht finden. Konnte Smith nirgendwo finden. Er fing an, über den ganzen Platz zu rennen und Smith zu rufen. Er wurde ganz verrückt und schrie jeden an und fragte, wo der Hund sei, und schrie ‹Smith, Smith› über den ganzen Flugplatz. Smith war nirgends.»
    «Wo war er denn?» fragte ich.
    «Er war nicht da, und wir mußten weg. Stinker mußte ohne Smith fliegen, und er war rasend. Seine Besatzung erzählte, er habe dauernd über Funk angerufen und gefragt, ob sie ihn gefunden hätten. Den ganzen Weg bis Heliopolis rief er andauernd Malta an und sagte, habt ihr Smith gefunden, und Malta sagte immer, nein, sie hätten ihn nicht gefunden.»
    «Dieser Whisky ist wirklich miserabel», sagte ich.
    «Ja. Wir müssen noch mehr davon haben.»
    Der Kellner, der uns bediente, war sehr flink.
    «Ich erzählte dir gerade von Stinker», sagte er.
    «Ja, erzähl mir von Stinker!»
    «Als wir in Ägypten waren, sprach er über nichts anderes als über Smith. Er ging umher und tat so, als hätte er den Hund immer bei sich. Der verdammte Idiot lief herum und sagte: ‹Komm, Smith, alter Freund, komm!› und er sah immer nach unten und redete mit ihm, während er lief. Langte immer runter und tätschelte die Luft und streichelte diesen verdammten Hund, der gar nicht da war.»
    «Wo war er?»
    «In Malta, nehme ich an. Muß in Malta gewesen sein.»
    «Ist dieser Whisky nicht schrecklich?»
    «Fürchterlich. Wir müssen mehr davon haben, wenn wir diesen ausgetrunken haben.»
    «Prost.»
    «Prost.»
    «Ober! Oh, Ober! Ja; noch mal.»
    «Also, Smith war in Malta.» «Ja», sagte er. «Und dieser verdammte Idiot Stinker Sullivan trieb das so bis zu dem Tag, als er abgeschossen wurde.»
    «Muß verrückt gewesen sein.»
    «War er. Total verrückt. Also weißt du, einmal ging er abends in den Sporting Club in Alexandria.»
    «Das war doch nicht so verrückt.»
    «Er ging in die große Halle, und als er hineinging, hielt er die Tür auf und rief seinen Hund. Dann, als er dachte, der Hund sei reingekommen, machte er die Tür zu und ging der Länge nach durch den ganzen Raum, blieb ab und zu stehen, sah sich um und sagte: ‹Komm, Smith, alter Freund, komm komm!› Er schnalzte mit den Fingern. Einmal kroch er unter einen Tisch, an dem zwei Männer und zwei Frauen saßen und tranken. Er ging auf Hände und Knie herunter und rief: ‹Smith, komm da raus; komm sofort raus!› und er streckte seine Hand aus und zog etwas unter dem Tisch heraus, das gar nicht existierte. Dann entschuldigte er sich bei den Leuten am Tisch. ‹Das ist wirklich ein schlimmer Hund›, sagte er. Du hättest ihre Gesichter sehen sollen. So ging er durch den ganzen Raum, und als er am ändern Ende angekommen war, hielt er die Tür auf, um den Hund hinauszulassen, und ging dann hinterher.»
    «Der Mann war verrückt.»
    «Total verrückt. Und du hättest ihre Gesichter sehen sollen. Der Raum war voll von Leuten, und sie wußten nicht, ob sie verrückt waren oder ob Stinker es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher