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Steh dir nicht im Weg

Titel: Steh dir nicht im Weg
Autoren: Renate Dehner , Ulrich Dehner
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systematisch zu betreiben, denn auch das ist ein Teil der Check-your-Mind-Methode: Wenn Sie Zugang bekommen zu den Bewertungen, die Sie vornehmen, wird Ihnen auch klar werden, welche der Bewertungen Sie ändern müssen, um erfolgreicher mit schwierigen Situationen umgehen zu können. Wie Sie zu solchen Veränderungen kommen, darüber werden wir in späteren Kapiteln noch ausführlich sprechen, im Augenblick geht es für Sie zunächst nur darum, sich über Ihre bewertenden Gedanken klar zu werden.
    Nehmen Sie bitte Stift und Papier und beantworten Sie folgende Fragen:
Welche Situationen lösen welche negativen Gefühle bei Ihnen aus?
Welche Bewertungen stecken Ihrer Ansicht nach dahinter?
    Wie das aussehen könnte, sehen Sie in der folgenden Tabelle. Als Anregung finden Sie dort einige mögliche Bewertungen für das vorherige Beispiel, den Streit mit der Kollegin.
    |31|

    |32| Wenn Sie das konsequent auch für andere Situationen machen, wird Ihnen der Zusammenhang zwischen Ihren bewertenden Gedanken und Ihren Gefühlen klarer werden. Möglicherweise wird Sie das sogar ein wenig erschrecken, denn die Schlussfolgerung daraus ist: »Sie sind für Ihre Gefühle weitgehend selbst verantwortlich. Nicht die Situation, nicht der andere sorgt für Ihre Gefühle, Sie machen sie durch Ihre Gedanken selbst.« Das ist eine Erfahrung, die selbst für die extremsten Situationen gilt, so erstaunlich das klingen mag. So hat zum Beispiel der Psychoanalytiker und Begründer der Logotherapie, Viktor Frankl, während der Nazi-Schreckensherrschaft zwei Konzentrationslager überlebt, in denen er ständig mit dem Tod konfrontiert war, misshandelt wurde und die Misshandlung anderer mit ansehen musste.
    In dieser unvorstellbar entsetzlichen Situation ist ihm bewusst geworden, wie unterschiedlich Menschen auf die äußeren Begebenheiten reagieren und wie das ihre Überlebenschancen beeinflusst. Ihm ist es gelungen, die Situation für sich so zu interpretieren, dass seine Peiniger zwar die Macht haben mögen, über sein Leben und seinen Tod zu bestimmen, aber dass sie keinerlei Macht darüber haben, wie er sich innerlich fühlt und wie er mit dieser Situation umgeht. Er war dadurch in der Lage, selbst inmitten des Grauens und unter diesen extremen Lebensbedingungen intensive Glücksmomente zu erleben, etwa beim Betrachten eines wunderschönen Sonnenaufgangs. Er beschreibt das sehr eindrücklich in seinem Buch
Trotzdem Ja zum Leben sagen.
    Vielleicht möchten Sie jetzt einwenden, dass es doch sicher auch Gefühle gibt, die nicht durch Gedanken, sondern tatsächlich durch eine Situation ausgelöst werden – und damit haben Sie auch Recht. Wenn Sie sich zum Beispiel in einer wirklich gefährlichen Situation befinden und dabei Angstgefühle entwickeln, ist das ein überlebensnotwendiges Gefühl. Die Angst bei einer tatsächlichen Gefahr ist ein Reflex, den Sie zum Selbstschutz brauchen, und der Sie vor einem Schaden bewahren soll. Doch wie oft, verglichen mit der Häufigkeit von Angstgefühlen, befindet man sich in einer tatsächlich gefährlichen |33| Situation? In den meisten Fällen sind die Angstgefühle lediglich eine Reaktion auf die inneren Filme oder inneren Bewertungen, die man vornimmt.
    Wenn Sie die Sichtweise übernehmen, dass in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle Ihre Bewertungen für Ihre Gefühle verantwortlich sind, bedeutet das, dass es die meiste Zeit an Ihnen selbst liegt, wie es Ihnen geht. Damit verlieren Sie zwar die Möglichkeit, die »Schuld« für Ihr Befinden anderen in die Schuhe zu schieben, es eröffnen sich Ihnen aber auch viele neue Perspektiven. Wenn Sie es selbst in der Hand haben, wie es Ihnen geht, haben Sie unendlich viel mehr Möglichkeiten dafür zu sorgen, dass es Ihnen gut geht, als wenn Sie nur das Opfer von Umständen oder anderen Menschen sind. Das funktioniert zwar nicht von heute auf morgen und ist auch nicht mühelos: Wie jede andere schlechte Angewohnheit lässt sich auch die Eigenschaft, sich von automatisierten negativen Gedanken beherrschen zu lassen, nur mit Arbeit und Anstrengung in den Griff kriegen.
    Doch der Lohn, der Sie erwartet, ist die Mühe allemal wert: Innere Ruhe und Gelassenheit können sich einstellen. Ohne die negativen Gedanken, die Sie bremsen, können Sie mehr Zutrauen zu sich selbst entwickeln – auch in Situationen, wo das bisher nicht gelang. Daraus resultiert ein stärkeres Selbstwertgefühl. Außerdem lassen sich äußere Erfolge natürlich sehr viel leichter erzielen,
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