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Steh dir nicht im Weg

Titel: Steh dir nicht im Weg
Autoren: Renate Dehner , Ulrich Dehner
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werden, mit der Denkstrategie »Ich bin unfähig« zu bewältigen versucht, wenn es sogar zur Regel wird, dass man sich derartig unter Druck setzt, dann entsteht ein Dauerstress, der mit der Zeit durchaus dazu führen kann, dass die körpereigenen Abwehrkräfte so geschwächt werden, dass man anfälliger für Krankheiten wird.
    Es ist jedoch nicht nur die negative Bewertung der eigenen Fähigkeiten, die Stress verursacht. Auch wenn man andere Menschen oder eine Situation als negativ bewertet, erlebt man Stress und bringt sich innerlich unter Druck. So erging es beispielsweise auch einem neu ernannten Projektleiter, der vor der Aufgabe stand, sein erstes Projekt zu managen:

    Beispiel: Der Projektleiter wusste, dass er über viele Fähigkeiten verfügte, doch statt sich über diese Chance zu freuen, erhöhte er seine innere Anspannung, indem er sich selbst mit folgenden Gedanken in Aufregung brachte: »Gleich das allerschwierigste Projekt muss ausgerechnet ich schultern! Ein Projekt, das vom Vorstand initiiert wurde! Das dürfte der Entwicklungsabteilung überhaupt nicht gefallen, die sind wahrscheinlich stinksauer auf mich. Da kriege ich Druck ohne Ende. Und auf Unterstützung vom Vorstand kann ich |41| auch nicht bauen – die Herren ordnen ja nur an. Wie man das dann hinkriegen soll, ist ihnen egal. Die wollen ja nur Ergebnisse sehen, die Durchführung interessiert sie nicht. Aber bestimmt lassen sie mich ständig antanzen, um ihnen diese berühmten Ergebnisse zu präsentieren. Das hasse ich am allermeisten! Präsentieren macht mir überhaupt keinen Spaß, und mit denen da oben Süßholz zu raspeln ist auch nicht mein Ding! Wie viel Arbeit in solch einem Projekt steckt, davon haben diese Leute doch keine Ahnung. Außerdem bin ich mit dieser Sache komplett auf die Jungs von der Technik angewiesen. Dass die sich von niemandem etwas sagen lassen, weiß ja jeder, die kriege ich nie im Leben in Gang!«

    Wer so negativ eingestellt an ein Projekt herangeht, bekommt mit Sicherheit Stress. Das liegt aber weder an der Arbeit noch an der Situation, sondern ausschließlich an der inneren Haltung. Schließlich könnte man sich auch sagen: »Ja fantastisch, das ist die Entwicklungschance, auf die ich immer gewartet habe, denn wenn das Projekt gelaufen ist, kennt mich der Vorstand!« Aber das ist für diesen Projektleiter undenkbar, denn seine Denkstrategie lautet: »Die Situation ist schrecklich und eigentlich unlösbar und die anderen werden es mir schwer machen.« Damit erschafft er für sich einen enormen Druck und hetzt sich selbst, um es trotz der vermeintlich widrigen Umstände doch noch zu schaffen. Es ist die pure Angst, die ihn antreibt, nicht die Freude an der Arbeit. Das macht die Arbeit so beschwerlich, denn Angst kostet ungeheuer viel psychische Energie.
    Hinderliche Denkstrategien beziehen sich immer entweder auf die eigene Person, die anderen, die Situation oder auf eine Kombination dieser drei Punkte. Der Projektleiter kombinierte seine negativen Gedanken über die Situation mit jenen über die anderen Menschen. Diese Bewertung stand für ihn so im Vordergrund, dass ihm das Wissen über seine eigenen Fähigkeiten nicht viel weiter half: Er fühlte sich angesichts »der Umstände« fast ohnmächtig. Die gestresste Gastgeberin hingegen bezog ihre destruktive Denkstrategie fast ausschließlich auf sich selbst, denn sie dachte »Ich bin unfähig«.
    |42| Manches hinderliche Denkmuster bezieht sich auch auf eine Kombination dessen, was man über sich selbst und über andere Menschen denkt – dann macht man sich selbst klein und die anderen ganz groß. Viele Menschen erschaffen sich auf diese Art und Weise einen hohen Konkurrenzdruck, denn sie gestalten durch ihre inneren Bewertungen jedes Ereignis zu einem Wettbewerb – wie zum Beispiel ein befreundetes Paar von uns:

    Beispiel: Dieses Paar hat mit großer Freude an einem Tanzkurs teilgenommen. Die Tanzschule, die den Kurs anbietet, veranstaltet jeden Samstagabend eine Tanzparty, zu der die Teilnehmer aller Kurse eingeladen sind. Das Paar war nur ein einziges Mal dabei. Sie würde schon gern wieder hingehen, aber er will nicht, da er behauptet: »Die anderen dort tanzen alle sehr viel besser als wir. Das sind alles alte Hasen. Ich habe keine Lust, mich da zu blamieren.« Er hat nämlich gesehen, dass einige Paare tatsächlich geübter sind im Tanzen, und das macht ihm zu schaffen: »Die anderen Paare können sich ja unglaublich gut bewegen. Daneben fühle ich mich
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