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Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Iain Gale
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Muskete los, die in Jennings’ Rücken steckte, und stellte sich vor den Major.
    »Das war unachtsam von Euch, Aubrey. Sehr nachlässig.«
    Jennings taumelte rückwärts und versuchte das Gleichgewicht zu halten, da das Gewicht der Muskete ihn nach unten zu ziehen drohte. Sein Stöhnen kam stoßweise, und er kam nicht mehr über ein heiseres Wispern hinaus. »Ihr könnt mich … nicht töten, Steel. Verflucht seid Ihr. Ihr seid … meiner nicht würdig.«
    »Nicht würdig?« Steel deutete auf Louisa. »War sie etwa würdig? Und wie steht es um die Armee, um Euer Vaterland, Aubrey? Waren sie Eurer würdig? Ihr verräterischer Bastard.«
    Jennings’ Atem ging flach und keuchend. Sein Gesicht war bleich, der Mund blutverschmiert. Die letzten Worte blieben ihm fast im Halse stecken. »Wie könnt … Ihr es wagen? Ich sehe Euch … in der Hölle, Steel.«
    Ungerührt packte Steel den Major bei der Schulter und drückte ihn langsam zu Boden, sodass die Muskete sich noch tiefer in Jennings’ Leib bohrte. »Mag sein, Major. Aber das wird hoffentlich noch sehr, sehr lange dauern.«
    Trotz der brennenden Schmerzen an der Schulter ließ Steel nicht von seinem alten Widersacher ab und drückte gnadenlos weiter, bis die Waffe entzweibrach; der Schaft des Bajonetts stieß gegen Jennings’ Schulterblätter. Williams starrte auf die von Entsetzen verzerrte Miene des Majors, der sich immer noch verzweifelt mit blutigen Händen an die Klinge klammerte. Sein Widerstand schien kein Ende nehmen zu wollen, doch schließlich erstarrten die Hände.
    Steel ließ Jennings’ schlaffen Körper los und wandte sich Louisa zu, die allmählich das Bewusstsein wiedererlangte. Steel kniete neben ihr, hielt ihren Kopf in seinen Händen und sah, wie sie die Augen aufschlug.
    »Jack?«
    »Tom, kommt und helft Miss Weber.«
    Williams half Louisa auf die Beine, während Steel noch einmal zu Jennings trat. Er bückte sich, achtete darauf, sich nicht am Bajonett zu schneiden, und knöpfte den teuren Uniformrock auf, dessen karmesinroter Stoff sich von Jennings’ Blut beinahe schwarz färbte. In der rechten Innentasche ertastete Steel ein kleines Päckchen, zog es hervor und erkannte das Bündel Briefe. Schnell säuberte er den Einband von Blut, vergewisserte sich noch einmal, dass es sich wirklich um die Briefe handelte, und schob das Bündel dann in die eigene Rocktasche.
    Williams und Louisa saßen inzwischen auf dem Bett. Die Tränen liefen Louisa über die Wangen. »Ist er … ist er tot?«, wisperte sie.
    Steel nickte. »Der rührt sich nicht mehr.«
    Sie wischte sich die Tränen fort. »Was hast du ihm abgenommen? Geld?«
    Steel schüttelte den Kopf und fasste sich an die verletzte Schulter, da er den pochenden Schmerz erst jetzt richtig wahrnahm. »Nein, kein Geld. Etwas Wertvolleres als Geld. Etwas, das man mit Geld nicht kaufen kann.«
    Er blickte hinunter in Jennings’ leblose Augen. »Die Ehre eines Mannes.«

E PILOG
    Der Abend breitete sich über den Feldern aus und brachte das fahle Mondlicht mit, das auf die Körper der Toten und der Sterbenden fiel. Pulverdampf und der honigsüße Geruch des Todes hingen schwer in der Luft. Das Blut sammelte sich in den Ackerfurchen und färbte die Wasser des Nebelbachs und des Weyerbrunns rot.
    Blenheim lag entseelt da, und die eigenartige Stille des Dorfes wurde nur unterbrochen vom Stöhnen der Verwundeten und dem Knacken und Prasseln des Holzes in den Flammen. Auf einem Gebiet von kaum mehr als vier Quadratmeilen lagen fünfzehntausend Franzosen, sechstausend Briten, Niederländer und Deutsche und weitere dreitausend Mann von Prinz Eugen im Tode vereint. Die Leichen wurden in dieser Nacht nicht Beute von Plünderern, die für gewöhnlich nach einer Schlacht auftauchten.
    Marlborough hatte seiner Armee den Befehl erteilt, »auf den Waffen zu schlafen«, und so kam es, dass überall auf der Ebene um Höchstädt die Lebenden bei den Toten schliefen, erschöpft und doch vom Sieg beseelt. Hier und da verriet der orangefarbene Schein eines Lagerfeuers, dass einige Männer noch die Kraft besaßen, den Triumph gebührend zu feiern. Die Zahl der toten Pferde war beinahe so hoch wie die der Soldaten. Die Tiere, die noch nicht verendet waren, wieherten und schnaubten vor Schmerz. Cutts’ Division und der britische linke Flügel hatten über zweitausend Mann im Kampf um Blenheim verloren, und Steel hatte seine Bemühungen aufgegeben, herauszufinden, wer aus seinem Regiment noch am Leben war.
    Inzwischen
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