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Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Iain Gale
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gezeichneten Gesichter: Slaughter, Cussiter, Miller, Taylor, Thorogood. Jedem von ihnen hätte er sein Leben anvertraut. In dem Durcheinander in den Straßen hatten sie Milligan verloren. Williams hatte er umsonst zu Argyll geschickt, dazu noch Mackay. Fünf Mann, er und Lejeune. Sieben gegen … wie viele Männer von Trouin? Von den ursprünglich etwa vierhundert Piraten hatte Trouin möglicherweise die Hälfte verloren. Blieben demnach noch an die zweihundert Seeleute, die sich auf zwei Schiffe verteilten. Sechs gegen zweihundert? Einen Moment lang hielt er das Vorhaben für Irrsinn. Sie liefen geradewegs in den Tod. Dann aber dachte er an die Bombarden, an Marlborough, Hawkins und natürlich an Henrietta. Und da wusste er, dass ihm keine andere Wahl blieb. Er spähte nach vorn und versuchte, die Gegner besser in Augenschein nehmen zu können.
    Trouins Schiffe unterschieden sich erheblich voneinander. Das Größere der beiden, offensichtlich das Flaggschiff, war ein umgebautes Kriegsschiff, ein Rahsegler mit drei Masten mit einer Länge von etwa dreißig Metern. Selbst auf die Entfernung erkannte Steel, dass das Schiff über viele Geschütze verfügte. Er zählte fünfundzwanzig Stückpforten auf einer Seite. Und sie standen offen. Offensichtlich hatte Trouin alles klarmachen lassen zum Gefecht; daher vermutete Steel, dass der Piratenkapitän sich bewusst auf diesem Schiff aufhielt. Zweifelsohne mit dem Großteil seiner Crew.
    Mit dem anderen, kleineren und wendigeren Schiff sollten seine Leute gewiss die Bombarden entern. Die Brigantine war nur halb so lang wie das Flaggschiff, hatte nur zwei Masten und verfügte über wesentlich weniger Geschütze. Steel war kein Seesoldat, aber selbst er erkannte, dass dieses Schiff nicht auf Feuerkraft setzte, sondern auf Schnelligkeit. Also würde er auf das Kriegsschiff zuhalten müssen. Denn Steel hatte die Hoffnung, dass die Piraten auf dem Kaperschiff den Angriff abbrechen würden, wenn es Steel gelang, den Kapitän festzunehmen oder gar zu töten.
    Sie hatten ihre Halstücher um die Riemen gewickelt, damit die Ruderblätter beim Eintauchen ins Wasser kaum Geräusche machten. Weiter links lag Ostende als rauchende Ruine. Flammen schossen himmelwärts aus dem Pulvermagazin. Inzwischen hatten Argylls Leute drei weitere Depots angezündet, sodass über der ganzen Stadt ein unheilvoller orangeroter Schimmer lag. Steel hoffte, dass er und seine Männer nicht im Feuerschein zu sehen waren, denn noch ruderten sie im bleigrauen Schutz der frühen Morgenstunden. Dennoch mussten sie sich vor den Männern im Ausguck in Acht nehmen.
    Das Flaggschiff verließ gerade die Hafeneinfahrt, aber das Dingi kam allmählich näher heran. Steel wusste, dass er auf dem letzten Stück des Weges vorsichtig sein musste: Sie hielten auf die Heckgalerie zu und durften sich nicht durch Ruderschläge oder ihr Kielwasser verraten. Aber Steel war kein Seemann und wusste nicht, wie man ein solches Manöver geschickt einleitete. Instinktiv bedeutete er seinen Rudergasten – drei Grenadieren und Lejeune –, die Riemen einen Moment über dem Wasser schweben zu lassen. Dann, sowie das Boot ruhig im Wasser lag, gab er ihnen mit Zeichen zu verstehen, so schnell wie möglich zu rudern. Doch er erzielte nicht die gewünschte Wirkung, da die Riemen lauter als zuvor ins Wasser tauchten. Ein paar Sekunden lang befanden sie sich im Schein der Hecklaterne, sichtbar für alle. Steel sah den Namen des Schiffes, der sich in goldenen Lettern über die Galerie zog: Bellona – die Kriegsgöttin. Er hielt den Namen für ein gutes Omen.
    Schließlich glitten sie unter die vorstehende Galerie. Steel zeigte jedoch nach vorn, um anzudeuten, dass sie zum Bug mussten. Leise zogen sie sich mit bloßen Händen und vereinten Kräften an der Bordwand entlang und schafften es bis unter den eingeholten Anker.
    Steel winkte Slaughter zu sich und wisperte: »Sergeant, Ihr kommt mit mir an Deck. Zwei Mann bleiben im Dingi, um es zu sichern. Nehmt Cussiter und Miller mit. Ich vermute, dass der Lieutenant sich uns ebenfalls anschließen will.« Lejeune nickte. Steel grinste. »Lasst mir zwei Minuten Vorsprung.«
    Steel nahm die Muskete von der Schulter, zog sich den roten Uniformrock aus, hing sich das Gewehr quer über den Rücken und bekam das Ankertau mit beiden Händen zu fassen. Mit aller Kraft zog er sich daran hoch und schwang die Beine über die Ankerspitzen, ehe er ganz auf dem Anker saß. Zwei kleinere Taue verliefen weiter oben
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