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Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Iain Gale
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gegen den Schmerz, entriss er Steel den Degen und schleuderte ihn quer über das Deck. Im nächsten Augenblick hatte der hünenhafte Schwarze zum Schlag ausgeholt und zielte auf Steels Kopf. Steel sah das Perlmutt am Griff des Krummsäbels aufblitzen, erblickte dann jedoch Lejeunes schmalen Degen auf den Planken. Blitzschnell griff er nach der Waffe des Franzosen und sah, wie die Klinge des Schwarzen durch die Luft sauste.
    Im letzten Moment rollte Steel sich zur Seite, spürte einen stechenden Schmerz in der Wade, stieß jedoch gleichzeitig mit aller Macht zu. Tief glitt Lejeunes Klinge ins Herz des Mohren. Der Riese stürzte schwer auf Steel, und für einen Moment waren die Gesichter der beiden Männer dicht beieinander. Steel glaubte, ein kaum wahrnehmbares Lächeln auf den Lippen des Hünen zu entdecken; dann wich jegliches Leben aus den grausamen Augen von Trouins Schatten. Steel blickte in die stumpfen Pupillen eines Toten.
    Nur mühsam konnte er den schlaffen Körper des Hünen zur Seite rollen. Unter Schmerzen zog er sich über das Deck und lehnte sich schwer atmend an die Steuerbordreling. Sein Blick fiel auf die blutende Wunde am Bein. Doch er hatte
    noch Glück gehabt. Der Krummsäbel hatte zwar ins Fleisch geschnitten, war aber nicht bis auf den Knochen gegangen. Steel hatte schon manche Wunde gesehen und wusste, dass der Schnitt eine ernsthafte Verletzung war. Aber bei der richtigen Wundversorgung würde er nicht als Krüppel enden. Er schaute sich um. Slaughter eilte über das Deck und half ihm auf die Beine.
    »Das war’s, Sir. Keiner mehr zu sehen. Wir waren auch unter Deck, aber auch da ist keine Menschenseele.«
    Eine Rumpfmannschaft, dachte Steel. Trouin hatte seine Verfolger genarrt und das kleinere Schiff genommen.
    »Sind alle tot, Jacob?«
    »Alle außer einem, Sir.«
    Stringer war bewusstlos, atmete aber noch. Steel hielt sich das blutende Bein und bückte sich. Derweil schlug Slaughter dem kleinen Sergeant mehrmals mit der flachen Hand durchs Gesicht, um ihn aufzuwecken. Stringer stöhnte und öffnete langsam die Augen.
    »Wo ist Trouin?«, fragte Steel eindringlich. »Sag es mir, und du bleibst am Leben. Wenn du schweigst, töte ich dich auf der Stelle.«
    Stringer versuchte zu sprechen und brachte schließlich stammelnd hervor: »Ihr seid zu spät, Steel. Er ist nicht hier. Ich sollte sein Flaggschiff bewachen. Er vertraut mir. Er ist auf dem anderen Schiff. Will die Bombarden entern und die Flotte in die Luft jagen. Habt Ihr die Flagge bemerkt? Ist so wie Eure. Ihr könnt ihn nicht mehr aufhalten.«
    Er grinste Steel an, der sich aufrichtete und zum Großmast hinaufsah. Hoch oben flatterte das St. Georgskreuz in der Brise. Trouin segelte unter falscher Flagge. Steel winkte Cussiter zu sich und nickte in Richtung Stringer.
    »Dan, schafft den Bastard hinunter ins Boot. Seht zu, dass er am Leben bleibt, bis wir zurück sind. Ich will ihn hängen sehen.«
    Stringer hatte recht. Steel war zu spät gekommen. Er stand an der Reling des Quarterdecks und sah, wie Trouins schnelle Brigantine rasch Fahrt aufnahm. Sie mochte zweihundert Yards entfernt sein, durchschnitt elegant die ruhigen Wasser und hielt direkt auf eine der Bombarden zu. An Bord der schwerfälligen englischen Schiffe war kein Licht zu erkennen; Steel vermutete die Crew in einem der Dingis, die am Heck angebunden waren. Womöglich befanden sich nur wenige Wachen an Bord. Trouins Plan war einfach und genial. Leise würden seine Männer sich an Bord schleichen, die Crewmitglieder töten und es vielleicht noch mit einem der Kriegsschiffe aufnehmen. Möglicherweise gleich mit mehreren. Dann wäre Trouin in der Lage, mit den Mörsern und allen ihm zur Verfügung stehenden Geschützen zunächst die Flotte zu beschießen, um später das Feuer auf die Armee zu eröffnen. Und Steel sah keine Möglichkeit, den Piratenkapitän davon abzuhalten. Die Flotte war so gut wie verloren. Und damit auch Ostende.
***
    Malbec hätte nicht gedacht, dass es so enden würde. Aber wie viele Veteranen hatte auch er immer geglaubt, den Zeitpunkt des nahenden Todes genau zu spüren. Doch dies war noch nicht der Moment.
    Er würde nicht hier auf den Mauern Ostendes sterben, sondern gefangen genommen werden. Fast empfand er so etwas wie Bewunderung für den hochgewachsenen Offizier der Rotröcke, der so entschlossen gekämpft und so viele von Malbecs Männern getötet hatte. Jetzt wusste der Major, dass die Stunde gekommen war. Er vermutete, dass man ihn nach
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