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Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Iain Gale
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auf Frachtschiffe angewiesen. Mit Verzögerung merkte Steel, dass er nichts mehr hörte und nur noch ein Sirren im Ohr verspürte. Blieb zu hoffen, dass die Taubheit nur vorübergehend war. Doch es gab drängendere Probleme. Er hatte kaum noch Kraft in den Armen, sein ganzer Körper schmerzte, und die verfluchte Wade pochte und brannte im Salzwasser wie Feuer. Wie sollten sie es zurück zur Küste schaffen? Aber Steel wurde in seinen Gedanken unterbrochen, als er sah, dass die Triton inzwischen längsseits gekommen war und die Kanonen ausrannte. Jeden Augenblick würden die Briten der Brigantine eine herbe Breitseite versetzen und Trouin zur Hölle schicken.
    Doch dann geschah etwas Eigenartiges. Ehe die Triton ihre Breitseite abfeuern konnte, eröffnete die wendige Brigantine das Feuer aus allen verfügbaren Kanonen. Ein Zweimaster gegen ein schweres Kriegsschiff! Sekundenlang waren beide Schiffe in Pulverschwaden gehüllt; Holzsplitter wirbelten durch die Luft. Doch als die Schwaden langsam abzogen, wurde Trouins Plan erkennbar: Unmittelbar nach der Salve hatte die Brigantine den Kurs geändert und entfernte sich bereits unter vollen Segeln von der Triton. Erst da flammten die Geschütze des Kriegsschiffes auf, aber die Brigantine war bereits zu weit entfernt, um ernsthaft Schaden zu nehmen.
    Ungläubig verfolgte Steel, wie Trouin sich mit seiner Crew immer weiter von der englischen Flotte entfernte. Sie ließen Ostende hinter sich. Trouin war ihm entkommen. Und diesmal erkannte Steel, dass er nichts anderes tun konnte als zuzuschauen.

E PILOG
    Der Geruch des Todes hing wochenlang über Ostende. Aber Steel kümmerte es nicht. Er würde heimkehren. Zwar nicht nach Schottland, aber zumindest über den Ärmelkanal nach London. Diesmal taten sich bei der Aussicht auf Heimaturlaub Möglichkeiten auf. In Gestalt von Lady Henrietta Vaughan. Ein Schulterklopfer überraschte Steel in seinen Tagträumen und löste erneut Schmerzen in seinem noch wunden Rücken aus. Er versuchte, nicht zusammenzuzucken.
    Lord Orkney erhob sein Glas, nickte Steel zu und klopfte ihm noch einmal anerkennend auf die Schulter. »Ihr seid ein Gewinn für die Armee, Sir. Ein Gewinn. Ist es nicht so, Euer Hoheit? Ein Gewinn, sage ich.«
    Steel lächelte, murmelte ein paar Dankesworte und blickte von Marlborough zur Tür. Dem Herzog war sehr wohl bewusst, dass sein Captain gehen wollte – um Lady Henrietta abzuholen, zum Hafen zu fahren und die Heimreise anzutreten. Aber Marlborough war nicht gewillt, auch nur ein Stückchen von dem Ruhm zu vergeuden, den Steels Mission dem Namen des Oberbefehlshabers eingebracht hatte. Daher bedeutete er seinem Captain der Grenadiere mit einer einladenden Geste, tiefer in den Raum zu treten, wo einige Offiziere in eine Unterhaltung vertieft waren.
    »Argyll«, sprach Marlborough, »Ihr kennt Captain Steel?«
    »In der Tat, Euer Hoheit. Wir sind gut miteinander bekannt.«
    Steel blickte in die eisgrauen Augen des Herzogs von Argyll und spürte, dass ihm ein Schauer über den Rücken lief. Dann aber musste er an Sergeant McKellar denken, der tot in seinem Blut vor der Kirche lag, und verzog den Mund zu einem wissenden Lächeln. Argyll unterbrach den Blickkontakt. Also weiß er, wie es um seinen Sergeant steht, dachte Steel mit Befriedigung.
    Andere Offiziere begrüßten Steel mit einem Lächeln auf den Lippen und gratulierten dem Captain der Grenadiere zu seinem Erfolg. Colonel Hawkins tippte ihm auf die Schulter. »Ihr seht müde aus, Jack. Den Heimaturlaub habt Ihr Euch redlich verdient. Gut gemacht.«
    »Aber wir haben Trouin verloren«, sagte Steel. »Und seine Crew.«
    »Dafür haben wir die Garnison erobert, Jack. Die ganze Stadt gehört uns.«
    »Wir haben den Hafen, Colonel«, sagte Cadogan, »und das allein zählt. Denn der Hafen war unser wichtigstes Ziel. Ein großartiger Erfolg, und obendrein mit relativ wenig Verlusten.«
    Steel hätte dem Mann am liebsten eine schallende Ohrfeige verpasst. Im Ganzen mochten die Verluste der Armee gering gewesen sein. Aber wie viele Männer aus seiner Kompanie waren gefallen? Zu viele Grenadiere hatten bei dem Angriff ihr Leben gelassen, zuletzt in den Gefechten auf den Wehrgängen unter Hansams Kommando. Glücklicherweise hatten sowohl der Lieutenant als auch der junge Williams den Kampf weitgehend unbeschadet überstanden. Aber zu viele Grenadiere blieben für immer in Ostende. Steel musste auch an Leute wie Brouwer oder Lejeune denken, an eine Witwe mit zwei
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