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Stark im Job

Stark im Job

Titel: Stark im Job
Autoren: Anne Katrin Matyssek
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Tätigkeitswechsel im Lebenslauf ein Hinweis auf die hochangesehene Eigenschaft „Flexibilität“.
    Zu den Anforderungen der modernen Gesellschaft gehört wie selbstverständlich auch die Bereitschaft zur Mobilität. Mehrere Flugstrecken pro Woche (bisweilen sogar pro Tag) sind in manchen Jobs die Norm. Fernbeziehungen, bei denen man sich nur am Wochenende sieht, oder auch befristete Arbeitsverträge sowie Leiharbeit erschweren eine solide Lebensplanung, wie sie für unsere Vorfahren noch möglich war. Wir wissen heute in der Regel nicht, wo wir in zehn Jahren tätig sein und was wir dann arbeiten werden. Das liefert den Nährboden für Existenzängste.
    Die Bindungen, die man zu Kollegen aufbaut, knüpft man quasi unter Vorbehalt. Es kann ja sein, dass man sich in ein paar Monaten wieder von diesen Menschen verabschieden muss, weil man anderswo einen Job annimmt. Also lässt man sich gar nicht erst wirklich auf diese Beziehungen ein, auch aus Selbstschutz. Das Ausbilden stabiler sozialer Netze, die Halt geben könnten, wird damit erschwert.
Die Belastungen werden zunehmen
    Die Anforderungen am Arbeitsplatz werden in Zukunft immer weiter wachsen. Wir sollten daher versuchen, unsere Ressourcen zu stärken, damit wir ihnen gewachsen sind. Und damit sind wir beim Thema dieses Buches, nämlich bei der Frage, was das Individuum tun kann. Die eigentlich noch wichtigere Frage in diesem Zusammenhang ist, was das Unternehmen tun kann. Darum geht es in diesem Buch nur am Rande; im letzten Kapitel finden Sie dazu ein paar Anregungen. Der Schwerpunkt liegt also auf der Frage: Was können Sie selbst tun?
    Falls Sie sich schon länger mit dem Thema „psychische Gesundheit in der Arbeitswelt“ beschäftigen, werden Sie auch häufiger Sätze gehört haben wie: „Ein Guter hält’s aus – um einen Schlechten ist es nicht schade“, „Nimm dich mal zusammen“ oder „Stell dich nicht so an“. Die Haltung, die hier zum Ausdruck kommt, ist weder angemessen noch zielführend im Sinne eines gesünderen oder sogar gesund-machenden Miteinanders.
    Da die Belastungen nicht von alleine wieder weniger werden, müssen wir nach Möglichkeiten Ausschau halten, uns selbst, aber auch Kolleginnen und Kollegen auf wirkungsvollere Weise den Rücken und die Seele zu stärken. Das fällt uns leichter, wenn wir ein Grundverständnis davon haben, wie sich Belastungen auf die Psyche auswirken. Und genau dazu soll dieses Buch beitragen.
    Das Fazit dieses Unterkapitels lautet:
    Da die Belastungen weiter zunehmen werden, sollten Sie sich stärken!
1.2 Warum es „schick“ ist, einen Burnout zu haben
    Auszeichnung statt Makel
    Psychisch krank sein – das will keiner. Aber einen Burnout zu haben – das kann man sich vielleicht gerade noch vorstellen, es klingt viel weniger bedrohlich. Burnout bedeutet auf Deutsch „Ausgebrannt-Sein“. Das beinhaltet: Man hat sich vorher stark für den Job engagiert. „Ausbrennen kann nur, wer einmal gebrannt hat.“ So wie früher der Herzinfarkt, scheint heute der Burnout eine Art Auszeichnung der Fleißigsten darzustellen. Auch Aufopferungsbereitschaft schwingt in dem Ausdruck mit.
    Bei einer Depression ist eher eine Schuldzuschreibung üblich, die zum Beispiel so aussieht: „Der Mensch ist zu schwach für diese Welt.“ Er ist also selber schuld. Mit Burnout hingegen assoziiert man respektvolle Gedanken wie: „Respekt, wie der sich immer reingehängt hat“ bis hin zu: „Die würde bestimmt lieber weiterhin so ranklotzen als jetzt in Kur zu gehen“. Und man gibt eher den überlastenden Arbeitsbedingungen die „Schuld“ als dem Einzelnen. Das ist einer der Gründe dafür, dass das Thema Burnout derzeit einen Boom erlebt.
Auszeiten werden salonfähig
    Wir alle wollen gern gut vor uns und anderen dastehen; wir wollen lieber stark als schwach wirken, lieber fleißig als faul – und erst recht wollen wir nicht als überfordert angesehen werden. Die sogenannte „Diagnose Burnout“ liefert dazu eine Möglichkeit, denn sie wird nicht als Stigma empfunden. Mit ihrer Hilfe kann man das eigene Überlastungsempfinden einordnen, ohne sich selbst schuldig zu fühlen, denn man kann sagen: „Die Arbeit hat mich krank gemacht.“
    Es werden zwar durchaus auch personenbezogene Risikofaktoren für Burnout diskutiert wie zum Beispiel geringes Selbstvertrauen oder Perfektionismus. Trotzdem scheint die Arbeit der Hauptverursacher zu sein, wenn man den Medienberichten und Erzählungen Betroffener Glauben schenken darf. Wie
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