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Stählerne Jäger.

Stählerne Jäger.

Titel: Stählerne Jäger.
Autoren: Dale Brown
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Palladiumschwarz und dem starken Lösungsmittel Hexan, schraubte dann den Tank zu und setzte ihn mit reinem, hochexplosivem Wasserstoffgas unter Druck. Der Wasserstoff verband sich mit dem Chloropseudoephedrin zu einem reinweißen kristallinen Pulver, das als Methamphetamin oder häufiger als Speed, Crank oder Meth bekannt war. Ein erfahrener »Methkocher« wie Bennie konnte jeden Tag ungefähr zehn Kilogramm Methamphetamin erzeugen, das in Reinform acht- bis zwölftausend Dollar pro Kilogramm wert war – falls er den Herstellungsprozess überlebte. Die Bruderschaft verkaufte den Stoff kiloweise an Großhändler in ganz Amerika – im Allgemeinen an Gangmitglieder, die ihn auf ihren Bikes transportierten, oder »Maultiere«, die den Tross der Mitfahrer bildeten, aber selbst keine Motorradfahrer waren und nicht zur Gang gehörten.
    Methamphetamin, das aus so vielen gefährlichen und toxischen Chemikalien entsteht, dass eine sichere Herstellung unmöglich erscheint, gehört zu den illegalen Drogen mit den höchsten Zuwachsraten in Amerika. Sobald es mit Pyridoxin oder dem in jedem Naturkostladen erhältlichen Vitamin B verschnitten ist, beträgt sein Handelswert zwanzig- bis vierund-zwanzigtausend Dollar pro Kilogramm. Eingenommen – meistens mit Kaffee oder Schnaps – oder geschnupft erzeugt es eine allmähliche Hochstimmung und ein Gefühl, leistungsfähiger, potenter und aufnahmefähiger zu sein, das zwei bis zwölf Stunden anhält, worauf eine sehr entspannte Mattheit einsetzt, die ein bis drei Tage anhält. Wird der Stoff geraucht oder injiziert, tritt die markante Aufputschwirkung schneller ein und erzeugt den »Rush«, der dem Konsumenten ein Gefühl gewaltiger Kraft, unbegrenzter Energie und vö lliger Unverwundbarkeit verleiht.
    Die Satan's Brotherhood und andere kriminelle Motorradgangs waren durch den Handel mit dieser Droge im Westen der Vereinigten Staaten sehr reich geworden.
    Für diese Charge hatte Bennie Chemikalien im Wert von etwas über zweitausend Dollar verbraucht. Die meisten gehörten zu den in Kalifornien kontrollierten Substanzen, die aber in Mexiko und anderen Staaten leicht erhältlich waren. Mexikanische Fabriken waren bereit, eine Tonne Appetitzügler oder sogar Lastwagenladungen Ephedrin zu liefern. Begannen die DEA, die bundesstaatliche Drug Enforcement Administration, oder das BNE, das kalifornische Bureau of Narcotics Enforcement, zu schnüffeln, wechselte Benny einfach den Lieferanten. In den USA gab es Versandhäuser, die der Bruderschaft jede Woche hundert Kartons Appetitzügler lieferten – und für zwanzig Dollar klauten Kids sekundenschnell mehrere Pfund Appetitzügler aus Ladenregalen. Notfalls konnte Benny statt Ephedrin auch die Aminosäure Phenylalanin verwenden, die von Naturkostläden zum Großhandelspreis von zweihundert Dollar für zwanzig Kilogramm vertrieben wurde. Er hatte Chloropseudoephedrin sogar schon aus in chinesischen Lebensmittelgeschäften erhältlichen Mahuang-Wurzeln synthetisiert und verstand sich auch darauf, Phenyl-2-Propanon, eine dem Ephedrin ähnliche Verbindung, aus frei erhältlichen Chemikalien herzustellen. Damit ließen sich große Mengen Meth in geringerer Qualität anfertigen, wenn andere Rohstoffe einmal schwer erhältlich waren.
    Aber das kam nur selten vor, und das Methgeschäft blühte.
    Bennie hatte dieses »Abkochen« überlebt, aber sein Körper, vor allem seine Augen und Lungen, trug die Narben unzähliger Male, bei denen irgendetwas schief gegangen war. Eingeatmete Spuren von Thionylchlorid konnten Teile des Lungengewebes zerstören, und ein Tropfen davon genügte, um einem ein erbsen-großes Loch in die Hand zu fressen. Ephedrin konnte starken Gewichtsverlust, Herzrhythmusstörungen oder Zittern verursachen, und Chloroform war als Krebs erregend bekannt. Aber Bennie dachte nie an die Gefahren. Er dachte nur ans Geld.
    Bennie war ein Überlebenskünstler. Er kochte Meth, seit ein Kommilitone und er im Sommer 1973 im Chemielabor der University of California in Berkeley, für das sie in den Semesterferien als Hausmeister angestellt waren, ihre erste Charge hergestellt hatten. Die dort produzierten Mengen waren klein – nie mehr als hundert Gramm –, aber sie reichten aus, um Bennie und seine Freunde jeweils für ein paar Wochen in Hochstimmung zu versetzen. Eine winzige Dosis Crank, kleiner als ein Fingernagel, bewirkte milde LSD-artige Halluzinationen und hatte den zusätzlichen Vorteil, den »Powerpinsel« hervorzurufen – eine
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