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Stadt der Vampire

Stadt der Vampire

Titel: Stadt der Vampire
Autoren: Marco Sonnleitner
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die beiden zu. Pound hob seine rechte Hand und holte den Ball aus der Luft, und Miles ließ seine linke Hand hervorschießen und fing den Ball ebenfalls sicher.

Ein linker Schurke
    Miles runzelte die Stirn. »Was … was soll das?«, fragte er ärgerlich.
    »Ja. Was war das?«, wollte auch Pound wissen.
    »Das«, sagte Justus liebenswürdig, »war nur ein weiterer Beweis dafür, dass«, er zögerte kurz, »Sie, Miles, unser Mann sind! Sie stecken hinter allem!«
    Ein Raunen ging durch die Anwesenden, und Miles schnappte nach Luft. »Seid ihr … wahnsinnig?«
    »Das geht jetzt zu weit!«, protestierte der alte Black.
    »Geben Sie uns ein paar Minuten, dann erklären wir alles«, fuhr Justus unbeeindruckt fort. »Einige Aspekte haben wir bis jetzt verschwiegen.«
    »Ich soll derjenige – ihr seid doch völlig bekloppt!« Miles winkte verächtlich ab, und die anderen nickten zustimmend.
    »Lassen Sie es uns doch erklären!«, forderte Bob.
    Die Bewohner von Yonderwood beruhigten sich nur langsam. Mit feindseligen Blicken musterten sie die drei ???. Lediglich Josy zwinkerte ihnen aufmunternd zu.
    »Wir haben Ihnen ja davon berichtet«, begann Justus, als alle endlich zuhörten, »wie wir die Spur zur Gruft gefunden haben und dass sie der Ganove wahrscheinlich hinterlassen hat, nachdem er in der Nacht zuvor schnell das Seil vom Kirchturm hatte verschwinden lassen.«
    »Da muss er übrigens sehr flott gewesen sein«, warf Diesel ein. »Kirchturm rauf, Seil abnehmen, Kirchturm runter, umziehen und nach Hause. Und das in ein paar Minuten.«
    Der Erste Detektiv nickte. »Das stimmt. Deswegen kommt auch nur jemand infrage, der einigermaßen in Form ist. Doch zurück zu der Spur. Auf der Treppe hinab in die Gruft haben wir die Späne auf den sozusagen ungeraden der insgesamt zehn Stufen ganz links außen gefunden. Jeder Mensch betritt nun aber eine Treppe fast immer mit seinem starken Fuß, egal, ob er hinauf- oder hinuntergeht. Das heißt, wir suchen einen Linksfüßer, und unser kleines Experiment eben hat zweifelsfrei ergeben, dass Sie, Miles, einer sind.«
    Miles grinste herablassend. »Das ist ja ganz toll.«
    »Zwar ist Mr Pound auch ein Linksfüßer«, sprach Justus weiter, »aber Sie sind auch noch Linkshänder, wie wir gerade sehen konnten, als Sie den Ball gefangen haben.«
    »Und da mein Veilchen rechts ist«, Bob deutete auf sein blaues Auge, »muss mir das ein Linkshänder verpasst haben. Außerdem hat der Schurke, der uns bei der Eiche bedroht hat, die Waffe mit links gehalten.«
    Miles Black schnaubte. »Es gibt Millionen Linksfüßer und Linkshänder.« Beifall heischend sah er sich um. Aber nicht mehr alle pflichteten ihm bei. Manche wirkten auf einmal auch sehr nachdenklich.
    »Richtig!« Justus blieb betont freundlich. »Doch das war bei Weitem noch nicht alles. Der Vampir bereitete seine Attacken immer sehr gut vor. Er gab jedem seiner Opfer am Abend vorher ein Schlafmittel in sein Getränk. Dazu musste er jedoch günstige und vor allem unauffällige Gelegenheiten abwarten, weswegen sich der Spuk über Wochen hinzog. Bei Miss Davenport nutzte er die Auszeichnung hier im Golden Bear, bei Mrs Hamilton ihren Geburtstag und bei Mary wahrscheinlich die Limonade, als wir alle hier zum ersten Mal versammelt waren. Danach wartete er bis nach Mitternacht und vollendete sein Werk – wobei er bei Mary erst noch den Knoblauch und die Kreuze verräumen musste, sonst hätte ja keiner mehr an den Vampirspuk geglaubt.«
    »Nur bei den McDonaghoughs war diese Vorgehensweise kaum möglich«, warf Bob ein. »Denn zum einen waren sie zu zweit, und zum anderen würde Eleonora nie von hier fortgehen, wie jeder wusste.«
    »Aber es gab noch ein Opfer«, fuhr Justus fort, »und dieses Opfer ist das einzige, das am Abend vorher nicht unter Leuten war und in dessen Haus sich übrigens auch keinerlei Spuren einer intensiven Suche fanden: Jonathan Black. Von dort, Miles«, Justus sah den jungen Mann herausfordernd an, »mussten Sie ja niemanden vertreiben und dort mussten Sie auch nicht suchen, da Sie durch Zufall schon gefunden hatten, was alles ins Rollen gebracht hat: das Tagebuch ihres Vorfahren!« Der Erste Detektiv machte eine kurze Kunstpause und fügte dann wie nebenbei hinzu: »Vermutlich haben Sie es bei den Renovierungsarbeiten in Ihrem Haus entdeckt.«
    Die Dorfbewohner schwiegen, aber Miles brach in überschwängliches Gelächter aus und applaudierte. Doch das Lachen klang hohl und unecht. »Und meinen Vater habe ich
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