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Stadt der Vampire

Stadt der Vampire

Titel: Stadt der Vampire
Autoren: Marco Sonnleitner
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Fledermäuse verwandeln«, sagte der Zweite Detektiv schließlich mit wackeliger Stimme und wie zu sich selbst. »Das ist sozusagen ihr zweites Ich … hab ich mal gehört. Ist doch so, oder?«
    »Hm.« Justus rümpfte die Nase und begann seine Unterlippe zu kneten. Das war seit jeher eine Art Spleen von ihm und trat immer dann auf, wenn er besonders scharf nachdachte. »Lassen wir mal den Flattermann kurz beiseite«, meinte er schließlich ungerührt und ohne auf Peters Frage einzugehen. »Du sagtest vorher, Josy, dass noch mehr Einwohner von Yonderwood gebissen wurden – wobei ich jetzt mal dahingestellt sein lasse, dass ich so meine Zweifel an einem Vampirbiss als Ursache für die Wunden habe. Wie viele waren es noch außer eurem Bürgermeister?«
    Josy kniff die Lippen zusammen. Man sah ihr deutlich an, dass sie sich nicht gerne an die zurückliegenden Ereignisse erinnerte. »Zwei«, antwortete sie nach einiger Zeit. »Zunächst traf es Miss Davenport. Die Arme!« Josy machte ein bekümmertes Gesicht. »Dabei hatte sie noch am Abend zuvor eine Auszeichnung verliehen bekommen für ihre besonderen Verdienste um Yonderwood! Sie war so überglücklich! Ihr hättet sie sehen sollen! Und dann wachte sie am nächsten Morgen in ihrem eigenen Blut auf und hatte diese scheußlichen Male an der Kehle.« Josy schüttelte angewidert den Kopf. »Sie hat Yonderwood noch am gleichen Tag Hals über Kopf verlassen und lebt jetzt bei ihrer Tochter in der Nähe von Santa Monica, soviel ich weiß.«
    »Und der zweite?« Justus sah das Mädchen aufmerksam an. Nach wie vor knetete er dabei an seiner Unterlippe herum.
    »Patricia Hamilton. Am Morgen nach ihrem Geburtstag, es war vor etwa drei Wochen, kam sie über und über mit ihrem eigenen Blut besudelt aus ihrem Haus gelaufen und schrie wie am Spieß. Miles Black, der Sohn des Alten, hat sie sofort nach L.A. in eine Klinik gefahren, und seit zwei Wochen ist sie auf Kur in Malibu. Yonderwood hat sie allerdings seither nie mehr betreten.«
    »Das ist ja grauenvoll!« Bob schaute Josy bestürzt an. »Mir wird schon vom Zuhören schlecht!«
    »Grauenvoll ist gar kein Ausdruck!«, pflichtete ihm Peter bei. »Das ist Horror pur, was hier abgeht!«
    Justus klopfte sich nachdenklich auf die Lippen. »Und die anderen Bewohner sind dann nach und nach weggezogen, weil sie nicht ebenfalls Opfer dieses Vampirs «, der Erste Detektiv dehnte das Wort übertrieben und verzog abfällig das Gesicht, »werden wollten, nehme ich an?«
    »Ja, einer nach dem anderen«, bestätigte Josy niedergeschlagen. »Zuerst waren es nur ein paar, die gingen. Aber je mehr den Ort verließen, desto ängstlicher wurden die, die noch hiergeblieben waren. Mit Grandma und mir sind jetzt nur noch zehn Einwohner übrig.«
    »Und warum sind gerade diese zehn noch hier?«, fragte Bob.
    »Jeder, der jetzt noch hier ist, hat irgendeinen anderen zwingenden Grund dafür«, sagte Josy. »Doch Angst vor dem Vampir haben sie alle. Jeder glaubt daran, und irgendwann wird auch noch der Letzte von hier verschwunden sein.«
    »Jeder glaubt daran außer dir«, wandte Peter ein.
    Josy lächelte schwach. »Es spielt keine Rolle, woran ich glaube oder nicht. Ich muss hierbleiben, solange ich Großmutter nicht überzeugen kann, mit mir wegzuziehen. Denn alleine zurücklassen kann ich sie in ihrem Alter nicht. Sie will aber keinesfalls von hier fortgehen, komme, was da wolle. Sie sagt, sie sei hier geboren und wolle hier auch sterben.«
    »Mich wundert nur«, überlegte Justus, »dass wir davon noch nicht gehört haben. Ich meine, ein Dorf, in dem angeblich ein Vampir umgeht! So etwas spricht sich doch herum.«
    Josy schüttelte den Kopf. »Mich wundert das nicht. Die meisten hatten einfach Angst, dass es sie trifft, wenn sie zu viel sagen. Manche hatten zwar nicht direkt Angst vor einem Vampir, waren sich aber sicher, dass sie besser den Mund halten sollten. Und wieder anderen war es einfach zu peinlich, zuzugeben, dass sie wegen einem Vampir weggezogen sind.«
    »Verstehe.« Justus nickte. »Und die Polizei? Habt ihr die schon informiert?«
    »Nach der Sache mit Miss Davenport waren mal zwei Beamte aus Bakersfield hier«, antwortete Josy. »Doch niemand wollte so recht mit ihnen reden, und mir war es, ehrlich gesagt, auch zu blöd, ihnen die Geschichte vom Vampir zu erzählen. Schließlich fanden sie dann mit viel Mühe doch heraus, wovon die meisten Bewohner ausgingen. Aber danach waren sie sehr schnell weg, und ich kann mir gut denken,
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