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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis
Autoren: Ilona Andrews
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Und leuchtet auch nicht so lange.« Er wandte sich langsam ab und sah sich u m – die alte, ramponierte Couch, der zerkratzte Nachttisch, der uralte Teppich, der Korb voller sauberer Wäsche, ausschließlich fadenscheinige Jeans und verblichene T-Shirt s – und fuchtelte mit seinen leuchtenden Fingern. »Siehst du? Immer noch.«
    Ich hob eine bandagierte Hand, legte sie auf seine Finger und löschte damit das Leuchten. So viele Leute waren meinetwegen ums Leben gekommen. Und jedes Mal, wenn ich daran dachte, verspürte ich ein Stechen in der Brust, und ich wollte mich an jemandem festhalten und hören, dass alles wieder gut werden würde, so wie es auf dem Begräbnis meines Vaters gewesen war. Aber da war niemand mehr. Und wenn mich jemand getröstet hätte, hätte er unweigerlich gelogen.
    Ich zerbrach mir immer für andere Leute den Kopf. Fremde engagierten mich, auf dass ich ihre Probleme löste. Ich hatte Jahre damit zugebracht, dafür zu sorgen, dass diese Probleme mir nicht die Tür einrannten und mein Leben zerstörten. Doch es hatte alles nichts genützt. So viel Lebenszeit hatte ich vergeudet. Und was hatte ich vorzuweisen, außer einer langen Liste von Toten?
    »Verantwortung ist schon scheiße«, sagte Nick.
    »Ja.«
    Er nahm meine Hand von seiner herab. Ein zartes weißes Leuchten tanzte immer noch über seine Haut. Er schüttelte verwundert den Kopf. »Wenn ich ganz auf mich gestellt wäre und ein bisschen Macht hätte und aus irgendeinem Grund nicht wollte, dass man mich findet, würde ich mich für ’ ne Weile verdrücken. Aber ich wüsste, dass ich früher oder später wieder zum Vorschein kommen müsste, denn die, die mich suchen, würden mich unweigerlich irgendwann finden. Ich würde mir ein paar Verbindungen aufbauen. Weißt du, was das Dumme ist bei einem einsamen Wolf? Wenn er in die Enge getrieben wird, hat er niemanden, an den er sich wenden, der ihm beistehen könnte.«
    Er legte mir einen kleinen Zettel auf die Bettdecke und ging. Es war ein Kärtchen. Darauf eine Telefonnummer, ohne Namen oder Adresse. Ich schob sie unter mein Kopfkissen.
    »Curran?«, rief ich ihm noch nach.
    »Er hat es überlebt«, erwiderte Nick.
    Später kam Doolittle mich besuchen. Er erneuerte meine Verbände, half mir ins Badezimmer und berichtete mir, dass Mahon einen Kundschaftertrupp losgeschickt hatte, der nach uns sehen sollte, gegen Currans ausdrücklichen Befehl, und dass die Kundschafter uns wegen der Magie, die Red Point umhüllte, nicht gefunden hatten. Wir wären dort an Ort und Stelle gestorben, wenn Nick nicht durch das Tor hinausgestrauchelt wäre.
    Man hatte sechzehn Frauen in Red Point gefunden, alle fast zu Tode misshandelt. Für sieben weitere waren wir zu spät gekommen. Sie wurden aus dem Grauen von Red Point in Leichensäcken abtransportiert. Man hatte auch Derek entdeckt, in einer Zelle eingesperrt.
    Dann hatte jemand schließlich die Polizei gerufen, und die Paranormal Acitivity Division hatte sich auf das Gefängnis gestürzt wie ein Hunderudel auf ein verirrtes Kätzchen. In einem Kellergelass gruben sie einen Friedhof aus und fanden genug menschliche Gebeine, um das Leichenschauhaus monatelang auf Trab zu halten.
    Doolittle untersagte mir für weitere achtundvierzig Stunden, die Verbände anzurühren, und versprach, mir eine Krankenschwester zu schicken. Während er fort war, kehrte die Magie wieder, und ich murmelte zwei Stunden lang Zaubersprüche, die helfen sollten, meine Hände zu heilen und die Wehre an meinem Haus wiederherzustellen. Als die Krankenschwester schließlich eintraf, waren die Wehre wieder aktiv, und sie kam nicht herein. Ich hörte sie gut eine Viertelstunde lang krakeelen, und dann machte sie einen Abgang.
    Ich wollte niemanden um mich haben. Das Alleinsein war mir jetzt sehr recht.
    Ich lag im Bett, unternahm hin und wieder heldenhafte Vorstöße ins Badezimmer und dachte viel nach. Sonst gab es nicht viel für mich zu tun.
    Später bekam ich dann Besuch von der Paranormal Activity Division der Polizei, die meine Wehre leider nicht auszusperren vermochten. Zwei Beamte in Zivil versuchten mir eine Aussage zu entlocken, immer abwechselnd mit Schmeicheleien und Drohungen, ohne dass ein Vertreter der Gilde dabei gewesen wäre. Nach einer Dreiviertelstunde riss mir der Geduldsfaden, und ich tat, als wäre ich eingeschlafen, woraufhin ihnen nichts anderes übrig blieb, als zu gehen.
    Am nächsten Morgen war ich wieder auf den Beinen – noch etwas wackelig, aber
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