Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis
Autoren: Ilona Andrews
Vom Netzwerk:
immerhin. Angesichts meiner rapide fortschreitenden Genesung zerrte ich mir die Verbände von den Händen. Ich hatte keine Fingernägel mehr, aber davon abgesehen sahen meine Hände eigentlich ganz okay aus. Ziemlich blass, aber unversehrt. Wenn die Magie nicht gewesen wäre, hätte es Monate gedauert, bis sie so weit geheilt wären. Doch wenn die Magie nicht gewesen wäre, wäre ich erst gar nicht in diesen ganzen Schlamassel hineingeraten.
    Anna rief an. Wir unterhielten uns, doch nach ein paar Minuten hatte unser Gespräch etwas Gezwungenes, und schließlich sagte sie: »Du hast dich verändert.«
    »Inwiefern?«
    »Du klingst, als wärest du mit einem Mal fünf Jahre älter.«
    »Es ist viel passiert«, erwiderte ich.
    »Wirst du mir davon erzählen?«
    »Nicht jetzt. Später mal.«
    »Also gut. Brauchst du Hilfe?«
    Ich hätte welche gebraucht, aber ich wollte sie jetzt nicht hier haben, und ich wusste nicht, wieso. »Nein, alles bestens.«
    Sie bohrte nicht weiter nach, und ich war ihr dankbar dafür.
    Der nächste Abend brachte einen weiteren Besuch Doolittles, der ein Riesentheater machte, bis ich ihn schließlich hereinließ. Er löste den Verband um meinen Brustkorb, und zum Vorschein kam eine lange Narbe, die sich quer über meine Rippen zog. Er glaubte, sie würde irgendwann verschwinden. Ich glaubte das nicht. Und selbst wenn sie verschwan d – ich war nun ein gezeichneter Mensch, und keine noch so starke Magie würde etwas daran ändern können.
    Eine Woche verging, gänzlich ohne Neuigkeiten. Sobald ich einen Stift halten konnte, schrieb ich einen ausführlichen Bericht über meine Ermittlungen, band eine hübsche blaue Schleife drum, adressierte ihn an den Orden, bat darum, eine Kopie an die Gilde weiterzuleiten, und legte es für den Postboten bereit.
    Meine Fingernägel fingen an nachzuwachsen, und darüber war ich sehr froh. Ohne sie hatten meine Finger ziemlich seltsam ausgesehen. Der Haufen der ungeöffneten Briefe in dem Korb neben der Haustür wuchs und wuchs. Ich ignorierte das. Es waren bestimmt irgendwelche Schreiben der Bank dabei, die mir schreckliche Konsequenzen androhte, wenn ich nicht sofort mein überzogenes Konto wieder ausglich. Ich wollte damit nichts zu tun haben.
    Ich dachte viel nach, während ich tagsüber in der Sonne saß und Eistee trank und abends auf Kaffee umstieg und las. Anna rief wieder an, aber sie spürte, dass ich nicht reden wollte, und so blieben unsere Gespräche kurz.
    Im Laufe dieser sonnendurchfluteten Tage leerte ich auch den Schrank, in dem ich meine Weinvorräte aufbewahrte, und kippte alles in den Ausguss. Eine einzige Flasche Boone’s Farm Sangria behielt ich übrig. Für besondere Anlässe.
    Am nächsten Sonntag erwachte ich früh, von Lärm geweckt. Es hallte durchs ganze Haus. Ich lauschte einen Moment lang, um sicherzugehen, dass ich mir das nicht nur einbildete, hievte mich dann widerwillig aus dem Bett und ging nachsehen, was da los war.
    Eine schnelle Einschätzung der Lage ergab, dass der Lärm von meinem Dach kam. Ich ging in den Vorgarten, um mir das anzusehen. Die Sonne schien bereits. Ich blickte zum Dach meines Hauses hinauf und erblickte dort den Herrn der Bestien in einem löchrigen T-Shirt und einer farbfleckigen Jeans. Er hielt einen Hammer in der Hand und schlug damit auf mein Dach ein. Und neben ihm saß Derek und reichte ihm brav die Schindeln.
    War jetzt die ganze Welt wahnsinnig geworden?
    »Darf ich dir eine Frage stellen?«, rief ich.
    Curran hielt mit dem Hämmern inne und sah zu mir herab. »Klar.«
    »Was machst du da auf meinem Dach?«
    »Ich bringe dem Jungen was Wertvolles bei«, erwiderte Curran.
    Derek räusperte sich. Ich ließ diesen Anblick einen Moment auf mich wirken, doch ehe ich etwas erwidern konnte, klingelte das Telefon.
    »Sofort runter von meinem Dach«, sagte ich noch und ging ran.
    »Miss Daniels?«, meldete sich eine mir unbekannte Männerstimme.
    »Kate.«
    Das Loch über meinem Flur war schon beinahe geschlossen. Und Curran machte keine Anstalten aufzuhören.
    »Kate, hier spricht Detective Gray von der PAD .«
    »Sind Sie einer von den beide n … Beamten, die mich kürzlich besucht haben?«
    »Nein.«
    Das Hämmern wurde nun wieder lauter und heftiger. Es klang, als legte Curran es darauf an, die langen Zimmermannsnägel jeweils mit einem einzigen Schlag zu versenken.
    »Ich bin hier beim Protektor des Ordens, Mister Monahan. Er hat mir von Ihrer Beteiligung an den Mordermittlungen von Red Point
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher