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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis
Autoren: Ilona Andrews
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hinlegen, die Augen schließen und die ganze Welt vergessen. Ich legte den Sicherheitsgurt an. Ich musste mehr über diese Midnight Games erfahren, und ich brauchte diese Informationen noch vor dem heutigen Abend. Am Vormittag würde ich zum Orden gehen und in den dortigen Akten nachsehen. Und außerdem würde ich mich bei der Polizei nach dem Bericht erkundigen. Nichts deutete darauf hin, dass der Tod des Gestaltwandlers und die Schwierigkeiten, in denen Derek steckte, irgendetwas miteinander zu tun hatten, aber ich würde mich besser fühlen, wenn ich diese Möglichkeit tatsächlich ausschließen konnte. Obwohl sich das Rudel um den Todesfall kümmerte. Und obwohl es nicht mein Fall war. Das scherte mich überhaupt nicht. Nicht die Bohne.
    Ich saß in meinem Wagen, spürte, wie mich die Erschöpfung überkam, und dachte an Curran. Zwei Monate zuvor hatte ich den Herrn der Bestien bei mir zu Hause vorgefunden, wie er in einem Buch las. Wir hatten kurz miteinander geplaudert, ich hatte ihm Körperverletzungen angedroht, falls er nicht verschwände, und dann hatte er Anstalten gemacht, mich zu küssen. Stattdessen hatte er mir zugezwinkert, hatte »reingelegt« gemurmelt und war in der Nacht verschwunden.
    Er hatte Kaffee für mich gekocht. Und ich hatte diesen Kaffee bis auf den letzten Tropfen ausgetrunken.
    Ich wusste nicht, ob er wiederkommen würde, doch falls er wiederkam, wollte ich vorbereitet sein. Ich hatte mir unsere nächste Begegnung ein Dutzend Mal ausgemalt. Ich hatte im Geiste lange Gespräche entworfen, voller bissiger Bemerkungen und schlagfertiger Entgegnungen.
    Doch der Scheißkerl ließ sich nicht blicken.
    Und je länger er sich nicht blicken ließ, desto sicherer wurde ich mir, dass er sich nie mehr blicken lassen würde. Die Sache lag doch auf der Hand: Es machte ihm Spaß, seine Spielchen mit mir zu treiben, und nachdem das erledigt war, war er zu neuen Ufern aufgebrochen. Mir war das nur recht so. Das war überhaupt die beste Lösung. Ich hatte noch ein, zwei Mal von ihm geträumt, aber davon mal abgesehen, war alles paletti.
    Wohin auch immer dieser Derek-Faden mich führen würde, die Vorstellung, dass ich am anderen Ende auf Curran stoßen könnte, gefiel mir überhaupt nicht.
    Es war immer gut, einen Schlachtplan zu haben. Ich ließ den Motor an. Punkt eins meines Schlachtplans: dem Herrn der Bestien aus dem Weg gehen. Punkt zwei: nicht am Steuer einschlafen.

Kapitel 3
    K ate?«
    Meine Reaktionszeit war erstklassig. Das war auch der Grund, weshalb ich, nachdem ich vom Stuhl hoch und auf den Schreibtisch gesprungen war, um dem Eindringling ein Messer in den Hals zu rammen, mit der Spitze der Klinge eine Handbreit vor Andreas Kehle innehielt. Sie war schließlich meine beste Freundin, und seiner besten Freundin den Hals aufzuschlitzen galt gemeinhin als grober Fauxpas.
    Andrea starrte das schwarze Wurfmesser an. »Wow, nicht schlecht«, sagte sie. »Und was machst du für einen Dollar?«
    Ich blickte finster.
    »Furcht einflößend – aber einen Dollar würde ich dafür nicht ausgeben.« Und damit ließ sie sich auf meiner Schreibtischkante nieder. Klein, blond, tödlich: Andrea, vollgültige Ritterin des Ordens, hatte eines jener Brave-Mädchen-Gesichter, das den Leuten augenblicklich jede Befangenheit nahm und sie dazu brachte, ihr all ihren Kummer und all ihre Sorgen anzuvertrauen. Als ich einmal mit ihr shoppen war, behelligten sie binnen kurzer Zeit nicht weniger als drei wildfremde Leute mit ihrer kompletten Lebensgeschichte. Mir hingegen wollte nie jemand seine Lebensgeschichte erzählen. Vor mir wichen alle immer nur zurück und sagten Sachen wie: »Nehmen Sie, was Sie wollen – aber bitte gehen Sie!«
    Andererseits: Wenn diese wildfremden Leute gewusst hätten, dass Andrea Dominosteinen auf zwanzig Meter Entfernung die Punkte wegschießen konnte, hätten sie ihr vermutlich ihren Seelenmüll eher nicht anvertraut.
    Andrea beäugte die Akte auf meinem Schreibtisch. »Ich dachte, du hättest heute frei.«
    »Habe ich auch.« Ich hüpfte wieder vom Tisch. Ich hatte mir drei Stunden Schlaf gegönnt, hatte mich dann ins Büro geschleppt, um ein paar Hintergründe über die Midnight Games zu erfahren, und war prompt am Schreibtisch eingepennt, mit dem Kopf auf der aufgeschlagenen Akte, und das trotz der Beinaheüberdosis Koffein, die ich intus hatte. Deshalb hatte ich auch nicht mitbekommen, dass Andrea in mein Büro gekommen war. Wenn man mich nicht erschreckte, ging ich eher selten
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