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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis
Autoren: Ilona Andrews
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besseren Welt.«
    »Eine bessere Welt, die mit Gräueltaten erkauft wäre – daran wäre doch von Anfang an etwas faul.«
    »Mag sein«, erwiderte Hugh.
    Ich sah ihm in die Augen. »Solange ich lebe, wird über Atlanta kein Turm aufragen.«
    »Dann ist es umso mehr ein Glück für unsere Sache, dass Ihr Leben heute ein Ende nehmen wird.« Hugh lächelte. Er fand mich lächerlich, und das sollte er ruhig.
    »Wie wär’s mit einem kleinen Sparring gegen mich?«, fragte er. »Wir haben Zeit. Ich war sehr großzügig zu den Wachen.«
    Das war ein verlockendes Angebot. Hugh d’Ambray war ein Naturtalent, ein absoluter Ausnahmekämpfer. Ein Sparring gegen ihn wäre fast wie ein Sparring gegen Voron. Doch mir stand heute ein Kampf bevor, und es wäre ihm sehr zupassgekommen, wenn ich mich vorher verletzt hätte. »Ich habe leider keine Zeit, Ihnen eine Lektion zu erteilen.« Ha! Nimm das!
    Und damit machte ich kehrt und ging davon.
    »Ich frage mich, wie schnell Sie wohl sind«, sagte er.
    Dann griff mich der blonde Schwertkämpfer von hinten an. Ich duckte mich unter seinem Schlag durch und rammte ihm Slayer von der Seite aufwärts in den Bauch. Das Schwert drang bis zur Bauchaorta vor. Diesen Hieb richtig auszuführen hatte mein gesamtes Geschick erfordert. Hugh d’Ambray hatte mich also doch noch in Rage gebracht.
    Ich stieß den blonden Kämpfer von meinem Schwert. Slayers Klinge kam blutbenetzt wieder zum Vorschein. Der Mann sank zu Boden. In seinem Bauch schoss das Blut aus der gekappten Schlagader. Ein normaler Mensch wäre längst tot gewesen. Doch auch dem Blonden war Rolands Magie zugutegekommen, und so würden noch ein oder zwei Minuten vergehen, ehe er starb.
    Ich sah zu Hugh hinüber. Er ließ sich nichts anmerken, hatte aber doch große Augen bekommen. Ich wusste ganz genau, was ihm jetzt durch den Kopf ging. Es war das Gleiche, was auch mir durch den Kopf ging, wenn ich so ein Kunststück des Schwertkampfs sah: Hätte ich das auch gekonnt?
    Unsere Blicke trafen sich. Ein Gedanke stand ganz deutlich zwischen uns im Raum: Eines Tages würden wir einander im Schwertkampf gegenüberstehen. Heute jedoch nicht, denn heute musste ich noch gegen die Reaper antreten.
    »Sie haben einfach so sein Leben weggeworfen. Schwach, Hugh.«
    Er trat einen Schritt zurück. Zu spät fiel mir auf, dass ich ihn mit der Formulierung getadelt hatte, mit der auch Voron ihn zu tadeln pflegte. Es war mir einfach so herausgerutscht. Mist.
    Dann ging ich. Und sie kamen mir nicht hinterher.
    Am Morgen meditierten die Gestaltwandler. Anschließend trainierten wir ein wenig im Fitnessraum. Jim hielt eine kurze Ansprache. »Die Reaper kämpfen wie die Samurai, will sagen, sie sind Einzelkämpfer. Taktik spielt bei ihnen keine Rolle. Es ist alles eine Abfolge einzelner Zweikämpfe. Sie ziehen gern eine Show ab, sind aber auch sehr effizient.«
    Jeder von uns bekam eine Aufgabe. Meine bestand darin, Mart zu erledigen. Cesare wäre mir lieber gewesen, aber da mir Jims Strategie sinnvoll erschien, würde ich mich daran halten. Ich würde schon noch die Gelegenheit bekommen, mir Cesare vorzuknöpfen. Ich wollte ihn viel zu dringend töten, um mir das nehmen zu lassen.
    Doch keine Taktik, keine Strategie hatte irgendeine Bedeutung, solange ich nicht wusste, was für ein Schwert Hugh den Reapern überreicht hatte. Er hätte ja reichlich Gelegenheit gehabt, es ihnen vor der vergangenen Nacht zu geben. Er wusste aber, dass sie es sich nicht würden verkneifen können, dieses Schwert auch einzusetzen, und er wollte, dass seine Macht erst am heutigen Tage offenbar wurde.
    Roland hatte etliche Waffen erschaffen, und alle waren von verheerender Wirkung. Ich knirschte mit den Zähnen, wenn ich nur daran dachte. Er musste Hugh befohlen haben, dafür zu sorgen, dass die Rakshasas um jeden Preis gewannen. Ich fragte mich, ob Hugh das wohl gegen den Strich ging.
    Um zwei Minuten vor zwölf stellten wir uns in einer Reihe auf und marschierten in die Grube. Durch die großen Dachfenster fiel Sonnenschein. Die Gestaltwandler traten in ihrer Kämpfergestalt an, auch Raphael, und wurden von Curran angeführt. Andrea trug eine Armbrust und genug Schusswaffen, um es alleine mit einem Kleinstaat aufzunehmen. Da ihr nicht reichte, was sie selbst tragen konnte, hatte sie Dali zusätzliche Reservemunition aufgeladen.
    Wir stapften durch die Arena und betraten den Sandplatz.
    Auf der anderen Seite standen sieben Reaper in zwei Reihen. Ich ließ den Blick kurz über
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