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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis
Autoren: Ilona Andrews
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d’Ambray sah mich an, und ich gab seinen Blick zurück.
    »Ich finde es nicht verwunderlich, dass Roland sich mit den Rakshasas verbündet hat. Sie sind ein uraltes Volk und von der Magie abhängig. Sie respektieren seine Macht«, sagte ich. »Ich finde es auch nicht verwunderlich, dass er sie dazu nutzen will, das Rudel zu schwächen. Sie sind brutal, aber nicht allzu klug. Wenn sie siegen, stellen sie anschließend einen viel schwächeren Gegner dar, als die Gestaltwandler es waren. Und wenn sie verlieren, wird das Rudel dennoch Blut gelassen haben. Ich finde es bloß verwunderlich, dass Hugh d’Ambray die Wachen besticht und wie ein Dieb in der Nacht herumschleicht, um die Rakshasas kurz vor dem Endkampf mit einer Waffe zu versorgen. Das will mir fast wie Schiebung vorkommen. Ausgesprochen unappetitlich.«
    Er kam zu mir und nickte mir zu. »Gehen wir doch ein Stück.«
    Ich musste herausbekommen, was er ihnen übergeben hatte. Unser Überleben hing davon ab. Also ging ich neben ihm her. Nick und der andere Kämpfer folgten uns mit einigen Schritten Abstand. Wir schlenderten am Maschendrahtzaun entlang.
    »Ich mag es sehr, wie Sie sich bewegen. Wo sind wir uns schon einmal begegnet?«
    »Nur mal so aus Neugier gefragt: Was haben Sie den beiden da gerade gegeben?«
    »Ein Schwert«, erwiderte er.
    »Das muss aber etwas ganz besonders Wertvolles sein. Und das obwohl sie ja sonst mit solchen Sachen nicht gerade pfleglich umgehen. Euer ganzes kostbares Elektron haben sie ja beispielsweise eingeschmolzen, nur damit sie es einem Gestaltwandler ins Gesicht gießen konnten.«
    D’Ambrays Mundwinkel zuckten minimal. Er ertappte sich dabei und kehrte sofort wieder zu einer neutralen Miene zurück, aber ich hatte es gesehen. Eins zu null für Kate.
    »Dieses Schwert muss also etwas ganz Besonderes sein. Etwas, das man ihnen eigentlich nicht anvertrauen sollte, etwas, das ihnen bei dem heutigen Kampf einen Vorteil verschafft. Stammt es aus Rolands persönlicher Waffenkammer?«
    »Ich fand es toll, was Sie mit dem Golem gemacht haben«, erwiderte er. »Das war schnell, präzise, effizient. Ausgezeichnete Technik.«
    »Haben Sie ihnen etwa Scourge gegeben?«
    Das Schwert, das er ihnen überreicht hatte, besaß eine breite Klinge. Es konnte durchaus Scourge sein, doch ich hoffte, dass es nicht so war. Scourge vermochte eine Magie zu entfesseln, die ganze Armeen dezimieren konnte. Nein, es musste etwas anderes sein. Ein Schwert, das sich mit einiger Präzision auf kurze Distanz einsetzen ließ.
    »Wenn Sie sich nicht der falschen Seite angeschlossen hätten, hätte ich Sie gut gebrauchen können«, erwiderte er.
    »Dann danke ich Ihnen, dass Sie mich nicht beleidigt haben, indem Sie mir ein Angebot gemacht haben.«
    »Gern geschehen. Ich finde es ausgesprochen schade, dass Sie heute sterben werden.«
    »Inwiefern kümmert Sie das?«
    Er zuckte die Achseln. »Es ist eine tragische Talentvergeudung.«
    Dort ging er, der Nachfolger meines Vaters. Voron hatte ihn ausgebildet, wie er auch mich ausgebildet hatte, bloß dass Hugh nicht von Geburt an bei ihm gewesen, sondern erst im Alter von zehn Jahren zu ihm gekommen war. Er war ein ausgezeichneter Schwertkämpfer. Mein Vater hatte gesagt, er habe auf diesem Gebiet nie eine größere Begabung gesehen. Wenn er nun meine Fähigkeiten anerkannte, war das wohl wahrhaftig ein Kompliment.
    »Warum dienen Sie ihm?«, fragte ich.
    Auf seinem Gesicht zeigte sich ein leicht verwirrter Ausdruck.
    Ich wollte es wirklich wissen. Voron hatte ihn als Schüler angenommen und zu dem gemacht, der er war. Rolands Magie erhielt ihn lediglich jung – er hatte den Körper und das Gesicht eines Mannes, der nur wenig älter war als ich, in Wirklichkeit musste er jedoch schon fast fünfzig sein. Er alterte nicht. Den Männern in Rolands Führungszirkel vermochte das Verstreichen der Zeit nichts anzuhaben. Das war ein Geschenk, das er denen machte, die ihm zu Diensten waren. Doch das allein konnte kaum der Grund sein.
    »Er ist stärker als ich. Und ich habe sonst noch niemanden gefunden, der mir überlegen gewesen wäre.« Hugh betrachtete mich. »Wie oft nehmen Sie Befehle entgegen von Leuten, die schwächer, dümmer, unfähiger sind als Sie?«
    Da packte er mich bei meinem Stolz. »Es ist meine freie Entscheidung, das zu tun.«
    »Und wieso entscheiden Sie sich dann nicht, einem stärkeren Herrn zu dienen?«
    »Weil seine Vision abartig ist und ich nicht daran glaube.«
    »Es ist die Vision einer
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