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ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten

Titel: ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten
Autoren: David R. George III
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eine Schwäche für Schnaps – oder auch jede andere Willensschwäche – einen Antrieb verlieh, der nicht nur die besten Absichten, sondern sogar den natürlichen Selbsterhaltungstrieb überwältigen konnte.
    Edith wusste nicht mit Sicherheit, wie Rik es schließlich geschafft hatte, vom Alkohol loszukommen und trocken zu bleiben, doch sie glaubte, dass er die Sucht zumindest teilweise durch Musik ersetzt hatte. Im Laufe der vergangenen Monate hatte er an mehreren Abenden Suppe an die Männer ausgegeben, die wegen einer warmen Mahlzeit hergekommen waren, und danach hatte er sie unterhalten. Rik zupfte an seinem schäbigen Banjo und sang dazu. Er bemühte sich stets, den Hungrigen, den Bedürftigen und den Obdachlosen das zu geben, was er »Nahrung für die Seele« nannte. Hin und wieder versuchte er sich sogar an dem heruntergekommenen einfachen Klavier, das auf einer erhobenen Plattform an der linken Wand des Hauptraums stand.
    Jetzt sah Edith, wie Rik seinen Kopf abrupt in ihre Richtung drehte, und sie vermutete, dass McCoy ihm gerade erzählt hatte, was draußen vorgefallen war. Rik legte schnell den Topf und das Handtuch zur Seite und verschwand unter der Anrichte außer Sicht. Ein paar Sekunden später kam er wieder hoch und hielt eine alte rote Blechkiste in der Hand. Edith erkannte sie als das Erste-Hilfe-Set, das er für Notfälle bereithielt – und das sie selbst vor drei Tagen benutzt hatte, um McCoy zu versorgen, als er in der Mission aufgetaucht war. Neben anderen kleineren Verletzungen waren seine Handrücken stark abgeschürft gewesen, und sie hatte die Wunden gesäubert und mit einer Heilsalbe behandelt.
    McCoy nahm das Erste-Hilfe-Set von Rik entgegen und kehrte in den Hauptraum zurück. Er setzte sich wieder neben Edith und stellte die Blechkiste auf den Tisch. Der kleine Behälter war etwa fünfundzwanzig Zentimeter breit, dreimal so tief und mit so vielen Beulen und Kratzern übersät, dass man die weiße Schrift darauf –
Erste-Hilfe-Set für den Guten Samariter
– kaum noch lesen konnte. »Dann wollen wir doch mal sehen, was wir hier haben«, sagte McCoy, nahm den Deckel von der Kiste und legte ihn zur Seite. Er begutachtete den Inhalt des Sets und nahm dann Baumwolltupfer, Mullbinden, Stoffverbände, eine Flasche mit Wasserstoffperoxyd und ein Töpfchen derselben Salbe heraus, mit der Edith ihn behandelt hatte. »Das wird genügen«, sagte er.
    Edith sah stumm zu, wie McCoy sich um ihre Wunden kümmerte. Er sprach mit ihr, während er ihre Unterarme und Hände von Blut und Schmutz säuberte, sagte jedoch nichts von besonderer Bedeutung. Sie vermutete, dass er sie mit seinen Worten vom Brennen des Antiseptikums ablenken wollte. Die meiste Zeit widmete er dem Schnitt an ihrem Handgelenk. Nachdem er die Wunde sorgfältig gereinigt hatte, schmierte er etwas Salbe darauf und verband sie. Obwohl das gesamte Unterfangen nur ein paar Minuten dauerte und kein medizinisches Fachwissen erforderte, fiel Edith die geübte Gelassenheit auf, mit der McCoy zu arbeiten schien.
    »Sie sind recht gut darin, nicht wahr?«, bemerkte sie, als sie sich endlich langsam wieder wie sie selbst fühlte.
    »Nun ja«, meinte McCoy mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht, »ich bin schließlich Arzt.«
    »Natürlich«, sagte Edith und hoffte, dass ihr Tonfall die Zweifel verdeckte, die sie bezüglich McCoys angeblicher medizinischer Ausbildung hegte. Als er zum ersten Mal in der Mission aufgetaucht war, hatte er kaum den Eindruck eines Arztes erweckt. Er war hineingetaumelt, erschöpft und kaum in der Lage, sich auf den Beinen zu halten, und hatte sich an dem grauen Metallgeländer abgestützt, das an der Essenausgabe vorbeiführte. Sein kränklich blasses Gesicht war mit roten Flecken übersät gewesen. Edith hatte genug Männer in einem ähnlichen Zustand gesehen, um zu wissen, dass er weniger wie jemand wirkte, der Medikamente verschrieb, sondern eher wie jemand, der süchtig nach ihnen war.
    Doch nachdem er fast einen ganzen Tag lang auf der Pritsche in ihrem Büro geschlafen hatte, stellte er sich ihr als Leitender Medizinischer Offizier der
U.S.S. Enterprise
vor. Die Umstände schienen dagegen zu sprechen, und seine Kleidung – Stiefel, schwarze Hose und ein seltsamer blauer Pullover – glich keineswegs einer Marineuniform. Doch trotz der scheinbaren Absurdität von McCoys Behauptung beschloss Edith, ihn mit »Doktor« anzusprechen. Bis jetzt hatte er mit Ausnahme der fachmännischen Versorgung ihrer Wunden
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