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ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten

Titel: ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten
Autoren: David R. George III
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jedoch keinen glaubwürdigen Hinweis darauf gegeben, dass er tatsächlich ein Arzt sein könnte.
    »Schon in Ordnung«, sagte McCoy und lächelte immer noch. »Ich weiß, dass Sie mir nicht glauben.« Er verstaute die restlichen Verbände, die Mullbinden und die Salbe wieder im Erste-Hilfe-Set und machte sich dann daran, die Kratzer an seinen eigenen Händen mit den Baumwolltupfern und dem Wasserstoffperoxyd zu reinigen.
    »Wenn ich mich recht entsinne«, erwiderte sie und spürte, wie sich ihre eigenen Lippen zu einem Grinsen verzogen, »haben
Sie
letztens noch behauptet, noch nicht einmal an meine Existenz zu glauben.«
    »Ich schätze, da haben Sie recht«, gab McCoy mit einem Kichern zu. »Vielleicht lagen wir beide falsch.«
    »Vielleicht.« McCoy widmete sich weiter den Schürfwunden an seinen Händen, und Edith bot ihm ihre Hilfe an.
    »Danke, aber ich bin fast fertig«, lehnte er ab. »Sieht so aus, als hätte ich unseren kleinen Unfall besser überstanden als Sie.« Als wollte er seine Aussage verdeutlichen, hob er eine Hand, tupfte kurz darüber und verstaute dann die unbenutzten Baumwolltupfer und die Flasche mit dem Antiseptikum wieder in der Kiste.
    »‚Arzt, heile dich selbst‘?«, meinte sie.
    »Nicht in meinem Fall«, sagte McCoy. Er nahm den Deckel und verschloss das Erste-Hilfe-Set sorgfältig. »
Sie
haben in den letzten paar Tagen in erster Linie zu meiner Heilung beigetragen.«
    Edith spürte, wie das Blut in die Wangen schoss, und wusste, dass ihr Gesicht knallrot sein musste. Sie starrte betreten auf ihre Hände. Es behagte ihr nicht, Dankbarkeit für ihre gute Arbeit anzunehmen. Sie glaubte, dass ihr als Teil der Menschheit die Verantwortung oblag, zu tun, was sie konnte, um bedürftigen Mitmenschen zu helfen. Zuvor an diesem Abend hatte McCoy Edith mitgeteilt, dass ihre Entscheidung, sich um ihn zu kümmern, als er in die Mission gestolpert war, vermutlich sein Leben gerettet hatte. Nun erwiderte sie dasselbe wie damals: »Sie sahen einfach aus, als könnten Sie einen Freund brauchen.« Bevor McCoy darauf antworten konnte, rückte sie mit ihrem Stuhl vom Tisch weg und stand auf. »Was
ich
jetzt brauchen könnte«, verkündete sie, »ist eine gute Mütze voll Schlaf.« Sie griff nach Mantel und Hut.
    »Darf ich Sie nach Hause bringen?«, fragte McCoy, der sich ebenfalls erhoben hatte.
    »Danke, Doktor«, sagte sie, »aber das wird nicht nötig sein. Ich verspreche, mich zuerst nach beiden Seiten umzusehen, bevor ich die Straße überquere.«
    »Da bin ich sicher«, meinte McCoy, während er die Hand nach ihrem Mantel ausstreckte und ihn an sich nahm. »Aber ich wollte sowieso einen Spaziergang machen, und ich hätte nichts gegen ein bisschen Gesellschaft.« Er hielt ihr den Mantel auf.
    Edith drehte sich um und ließ sich den Mantel umlegen, auch wenn sie diese unerwartete Zurschaustellung von Ritterlichkeit überraschte. In der Einundzwanzigsten Straße traf sie selten auf jemanden mit solch guten Manieren. Zusätzlich zu McCoys Behauptung, Arzt zu sein, und der Geübtheit und Sorgfalt, mit der er ihre Wunden versorgt hatte, brachte diese einfache höfliche Geste Edith zum Nachdenken. Sie war zwar immer noch skeptisch, was seinen angeblichen Beruf anging, aber nun fragte sie sich, ob sie mit ihrer ersten Einschätzung des Mannes falschgelegen haben könnte. Vielleicht steckte hinter McCoy doch mehr, als sie zuerst gedacht hatte.
    Edith entschied, dass sie mehr über ihn herausfinden wollte, und nahm sein Angebot, sie auf dem Heimweg zu begleiten, an. »Ich gehe davon aus, dass Sie heute Nacht noch hierbleiben werden?«, hakte sie nach.
    »Um ehrlich zu sein, gibt es keinen Ort, an den ich sonst gehen könnte.« Eine Emotion schien über sein Gesicht zu huschen, aber Edith konnte sie nicht bestimmen.
    Ja, hinter diesem Mann steckt
wirklich
mehr, als ich dachte
, entschied Edith.
Ich weiß nur noch nicht, was es ist
.
    Doch sie schwor sich, es herauszufinden.
    Sie spazierten die dunklen Straßen entlang, die in regelmäßigen Abständen vom sanften Glühen der Straßenlaternen erhellt wurden, die wie stumme Wächter die Nacht zurückhielten. Das mechanische Brummen der Automotoren und das metronomische Klappern der Pferdehufe gesellte sich immer wieder zum Geräusch ihrer eigenen Schritte. Doch die meiste Zeit über lag die Stadtlandschaft aus Stein und Fensterglas in relativer Stille. Um sie herum hing der schwere Duft nach Feuchtigkeit in der Luft, doch McCoy konnte nicht sagen, ob er von
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