Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

ST - Die Welten von DS9 1: Cardassia - Die Lotusblume

Titel: ST - Die Welten von DS9 1: Cardassia - Die Lotusblume
Autoren: Una McCormack
Vom Netzwerk:
erliegt von Zeit zu Zeit den Verlockungen des Unwahrscheinlichen. Das Padd ruht still in dieser Tasche, die ebenso still auf den Knien des Mannes ruht, der stumm seine Mitreisenden betrachtet. Sie sitzen in einem klappernden, eigenartigen Gefährt und atmen unverbrannten Kohlenwasserstoff ein. Dieser strömt aus dem antiquierten Verbrennungsmotor, den jemand … wie würde er sagen? … aus einem Museum gerettet und für profitablere Zwecke eingesetzt haben muss. Zweifellos hat dieser Jemand den Motor ein wenig bearbeitet, um das Treibstoffproblem zu umgehen. Wäre die Nacht nicht so heiß und ihr Fahrer nicht so betrunken, der Motor hätte Miles sicher fasziniert
.
    Doch auch diese Tortur wird irgendwann enden. Er gehört zu den wenigen Privilegierten auf dieser Welt, die Zugang zu Föderationstechnik haben. Schon bald wird das Raumschiff in Cardassias Orbit ihn von der Transporterstation, zu der er unterwegs ist, wegbeamen und Molekül für Molekül in der Hauptstadt wieder zusammensetzen
.
    Andere – sei ihr Status noch so hoch und ihr Anliegen noch so dringend – müssen derweil auf traditionellere Beförderungsmethoden zurückgreifen. Etwa jener Mann dort: Er sputet sich, denn er will die Hauptstadt verlassen, bevor die Dunkelheit sich gänzlich über sie legt. Trotzdem muss er seinen Weg durch die Überreste des einstigen Instituts für Rhetorik der Universität mit Vorsicht wählen. Sein Blick ruht am Boden, und seine Taschenlampe entreißt der Dämmerung schmale Streifen des Lichts. Derart auf Stolperfallen achtend, bemerkt er etwas, das die meisten anderen Männer fraglos übersehen hätten. Er bückt sich, wischt ein wenig Dreck beiseite und legt ein Buch frei. Dessen Umschlag ist nahezu völlig zerrissen, die Seiten haben schwarzversengte Ränder. Ehrfürchtig hält der Mann es fest, als argwöhne er, es werde gänzlich zerfallen, wenn er nicht aufpasst. Rätselgeschichten, erkennt er, und ein kurzes Gefühl von Triumph erfüllt ihn, denn dieses Werk besitzt er noch nicht. Er steckt das Buch in seine Jacke und setzt seinen Weg fort. Schon ist er am See, wo das Wasser schwarz wie Öl gegen die Trümmer schwappt. Der Mann erschaudert bei dem Gedanken, in das kalte Nass zu stolpern. Doch in besseren Tagen ist er den Weg stets gern gegangen – vielleicht hat er ihn deswegen für seine heutige Aufgabe gewählt –, und auch der wertvolle Fund an seiner Brust erleichtert ihm den Gang
.
    Ein dritter, nur unwesentlich besser vorankommender Reisender, staunt derweil über die Kombination aus zerstörten Straßen und antiquierten Fahrzeugen, die aktuell als Infrastruktur durchgehen. In der einen Hand hält er einen Plastikbecher umklammert, mit der anderen bedient er ein Padd, seine beiden Füße hat er – nicht gerade elegant – gegen die Rückenlehne der Sitzreihe vor sich gestemmt. Sein Fahrzeug ruckt vor, und er wird nach vorn geschleudert. Er stöhnt vor Schmerz auf, als der heiße Fischsaft aus dem Becher und auf seinen Schoß schwappt. Vergebens sieht sich der Reisende nach etwas um, mit dem er die Sauerei wegwischen könnte. Dann seufzt er und versucht es mit dem Jackenärmel. Wie, so fragt er sich, soll man unter
den
Umständen einem befreundeten Kollegen gegenübertreten?
    Es ist eine beachtliche Leistung, in diesen Tagen Cardassia zu bereisen – und die drei Herren sind alles andere als gewöhnlich. Der Großteil der Bevölkerung meidet das Risiko Straße und bleibt lieber im Haus, so er eins hat, oder an anderen wind- und regengeschützten Orten. Wäre die Nacht eine andere, auch unsere drei Männer hätten den Frieden ihrer Unterkünfte und die Gesellschaft ihrer Freunde und Familien der Reise vorgezogen. Doch der Auftrag ist klar, und sie müssen sich ihm pflichtbewusst stellen. Sie müssen auf die Straßen, komme was wolle
.
    So also sieht diese Nacht auf Cardassia aus. Die normalen Bürger legen sich zur Ruhe – auf nichts mehr hoffend, außer, einen weiteren grauen Morgen erblicken zu dürfen –, und die außergewöhnlichen reisen umher, mit wichtigen Angelegenheiten im Gepäck. Miles O’Brien sitzt an einem provisorischen Tisch in einer als Hotel fungierenden besseren Ruine und arbeitet noch. Wäre sie an seiner Seite, hätte Keiko ihn längst gefragt, ob er denn jemals ins Bett zu kommen gedenke. Als er fertig wird, kratzt schon die Morgendämmerung am Fenster
.

Kapitel 3
    Das müde Licht des Morgens fiel auf das, was von der Hauptstadt übrig war. Garak hob einen Moment lang den Kopf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher