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ST - Die Welten von DS9 1: Cardassia - Die Lotusblume

Titel: ST - Die Welten von DS9 1: Cardassia - Die Lotusblume
Autoren: Una McCormack
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bekommen. Bis vor den Beratungsausschuss war sie seinetwegen gezogen, natürlich unterstützt durch Charles Drury von der I.L.H.K., in dessen Auftrag sie hier war. Es hätte Drury übel zu Gesicht gestanden, seiner neuen Projektleiterin so früh das Vertrauen zu entziehen …
    »Du kriegst deinen Geologen, Keiko«, hatte er gesagt, und seine Mundwinkel hatten leicht gezuckt. »Trotz seiner, ähm,
faszinierenden
Glaubensansichten …«
    »Er ist Mitglied des Oralianischen Wegs, Charlie – und guck mich nicht so an. Dieses ganze Gerede gäbe es gar nicht, würde er nicht offen zu seiner Überzeugung stehen. Und seit wann achtet die I.L.H.K. bei Einstellungsfragen auf die religiösen Ansichten eines Bewerbers?«
    »Vortrefflich argumentiert, wie immer. Aber bitte lass dies das Ende der Kontroversen sein, Keiko«, hatte er gebeten und sich vorgebeugt, um die Verbindung zu trennen. »Das Budget kann kaum noch weitere Notfallsitzungen stemmen. Wo die Großen und Edlen tagen, hat das Catering seinen Preis, weißt du? Und unsere Mittel sind längst nicht so sicher, wie sie scheinen. Noch nicht!«
    Politik, Politik, Politik … Sollten wir nicht eigentlich
forschen
?
    Keiko seufzte und lehnte die Stirn gegen das kalte Plastikfenster. Morgen stand ihr ein weiterer Tag voller Politik ins Haus, in dem für Forschung kein Platz sein würde. Wie sie das Padd, das ein wenig verloren auf ihrem Schreibtisch lag, ebenso blinkend wie unnötig erinnerte, wurde dem Andak-Projekt am kommenden Nachmittag die Ehre zuteil, von Vedek Yevir Linjarin besucht zu werden. Als könnte sie das vergessen! Der prominente Gast würde das gesamte Projekt ins Scheinwerferlicht rücken. Yevir schien nirgends ohne ein Bataillon von Kameras aufzutauchen – alles im Namen des Friedens, verstand sich, doch die Kameras erwiesen sich bezüglich seiner Popularitätswerte daheim auf Bajor sicher nicht als schädlich …
    Keiko biss sich auf die Unterlippe. Es war schon schlimm genug, das elende Politikspiel zu spielen,
ohne
dabei private Gefühle unterdrücken zu müssen … Yevir hatte einer Freundin von ihr sehr wehgetan, und morgen würde Keiko fröhlich mit ihm Small Talk halten müssen. Ihre Freundin war inzwischen selbst eine erfahrene Politikerin und hatte dafür sicher Verständnis, doch Keiko war überzeugt, dass sie sich schuldig fühlen würde, wenn sie Kira das nächste Mal unter die Augen trat.
    Willkommen in Projekt Andak, Vedek Yevir. Lassen Sie mich Ihnen die Hand ins Gesicht schlagen – als kleines Dankeschön für Kiras Befleckung
.
    Das, vermutete Keiko, würde die Fördergeldquellen
garantiert
versiegen lassen. Sie grinste. Vermutlich verzichtete sie besser darauf, sich der Miles-Edward-O’Brien-Schule für Diplomatie zu verschreiben und versuchte es lieber auf die herzliche Art.
    Sie sah sich um, musterte die Bauten abschätzig. Welchen Eindruck sie wohl auf einen außenstehenden Beobachter machten? Ob sie auch ihm noch ein wenig zu fragil vorkommen würden? Keiko gab offen zu, dass die Siedlung bislang eher behelfsmäßig wirkte, doch das Cardassia Prime der Gegenwart hatte zweifellos schlechtere Orte zu bieten. Auf der Hinreise waren sie durch die Hauptstadt gekommen und regelrecht schockiert gewesen. Keiko hatte darüber
gelesen
und auf eine abstrakte Weise – die, auf die man glaubt, Dinge zu wissen, die man aus den Nachrichten mitbekommt – gewusst, was sie erwartete. Dennoch hatte die Realität sie schwer getroffen. Keine Nachrichtenmeldung der Galaxis konnte einen auf diese schwarze, versengte Ödnis vorbereiten, auf den Staub und die Dunkelheit, auf die hohlen Augen derer, die zwischen den Ruinen vegetierten. Auf einer der Straßen waren sie von Arbeitern aufgehalten worden, die Trümmer wegräumten. Keiko erinnerte sich mit Schaudern, dass darunter Skelette zum Vorschein gekommen waren … Gerade noch rechtzeitig hatte sie Molly ablenken können. Keiko und Miles waren sich der Risiken bewusst gewesen, die Cardassia – und Deep Space 9 davor – für ihre Kinder darstellte. Doch es gab Grenzen. Es gab Dinge, vor denen man seine Kinder einfach abschirmen
musste
.
    Draußen auf dem Platz hatte jemand zu summen begonnen. Ein zweiter griff die Melodie auf, dann ein dritter – und schon bald stimmte die ganze Gruppe ein. Das Geräusch wurde immer lauter, schien sich von den Summenden über den Platz und die gesamte Siedlung auszubreiten, über das ganze Andak-Tal. Keiko lauschte mit geschlossenen Augen und dachte an die Abendhitze,
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