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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst
Autoren: Jens Lapidus
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gehörte ihnen.
    Er ließ den Blick durch den Raum gleiten. Über drei Meter Deckenhöhe. Mehrere Schichten Stuck. Zwei Sessel und ein graues Sofa auf einem echten Teppich. Vierhunderttausend kleine Knoten, von einem angeketteten Jungen in Kleinstarbeit geknüpft. Einige Motor- und Yachtzeitschriften lagen auf dem Sofa verteilt. An der einen Wand standen drei niedrige Bücherregale von Nordiska Galleriet. Das eine war mit CD s, Videokassetten und DVD s bestückt. In dem anderen stand die Stereoanlage, eine kleine Pioneer mit leistungsstarken Lautsprechern, die in den Ecken des Raumes aufgestellt waren.
    Das letzte Bücherregal war mit Büchern, Zeitschriften und Ordnern angefüllt. Unter den Büchern befanden sich der Adelskalender, Strindbergs Gesammelte Werke und Jahrbücher aus der Schule. Bei der Strindberg-Ausgabe konnte es sich nur um ein Geschenk von Puttes Eltern handeln.
    Alle hatten nach klassischer Manier ihre Schuhe anbehalten. Eine Frage der Wohnkultur, an der sich die Geister scheiden. Die allgemeine Auffassung: Es gibt drei Typen von Menschen. Diejenigen, die grundsätzlich ihre Schuhe anbehalten, und das aus gutem Grund – gibt es etwas Schlimmeres, als in Partykleidung und auf Strumpfsocken herumzulaufen? Der zweite Typ Mensch ist unsicher und schaut sich um, was die anderen machen. Er behält die Schuhe möglicherweise an, wenn die anderen es auch tun. Der Unschlüssige, der sein Fähnchen nach dem Wind hängt. Und schließlich gibt es noch eine dritte Kategorie, die überzeugt davon ist, dass man überall die Schuhe ausziehen muss. Diejenigen, die lautlos in verschwitzten Socken herumrutschen, sind selbst schuld.
    JW hasste Leute, die in Strümpfen herumliefen. Löcher in den Socken waren noch schlimmer. Sein Vorschlag für eine Lösung war einfach: Genickschuss. Einen Zeh aus der Socke lugen zu sehen, ekelte ihn an. Typisch Durchschnittsschwede. Plump. So traten höchstens Krethi und Plethi auf. Die Regeln der Strumpfwelt noch einmal rekapituliert: Behalte immer die Schuhe an, trage auf keinen Fall Tennissocken und achte darauf, dass niemals ein Zwischenraum zwischen Hose und Strümpfen entsteht. Schwarz ist die Farbe der Wahl, grelle Witzstrümpfe zu einem ansonsten unaufdringlichen Stil sind auch okay.
    JW trug sicherheitshalber grundsätzlich Kniestrümpfe. Schwarze. Ausschließlich Burlington. Seine Devise: Wenn alle dieselbe Farbe besitzen, sind sie nach der Wäsche viel leichter zu sortieren.
    Die Planung für den Abend war simpel. Ein Tisch im Nachtclub war immer ein durchschlagender Erfolg. Die Voraussetzung für die Vorbestellung erfüllten sie allemal. Man säuft für mindestens sechstausend Kronen.
    Das Programm läuft folgendermaßen ab: trinken, Kokain schnüffeln, noch mehr trinken, nach Bräuten Ausschau halten, vielleicht ein wenig tanzen, Konversation betreiben, flirten, weitere Hemdknöpfe aufknöpfen, Champagner bestellen, verschärft Bräute anbaggern, mehr Kokain schnüffeln. Ficken.
    JW spürte, dass ihn das Thema von vorhin nicht losließ. Seine Gedanken wanderten immer wieder dorthin zurück. Die Fragen wirbelten regelrecht in seinem Kopf herum. Wie viel mag dieser Asylantendealer wohl verdienen? Muss er lange dafür arbeiten? Wie gefährlich ist der Job? Von wem kauft er das Zeug? Wie ist die Marge? Wie kommt er an Kunden heran?
    Laut fragte er: »Also, was glaubt ihr, nimmt er in einem Monat ein?«
    Fredrik verwundert: »Wen meinst du?«
    »Na, den Dealer. Der, von dem wir unser K beziehen. Ist er ein kleiner Gekko, oder?«
    Unter den Boys gehörten Anspielungen auf
Wall Street
zum Standard. JW hatte den Film mindestens zehnmal gesehen. Genoss jede einzelne Sekunde der darin dargestellten unverstellten Gier.
    Nippe lachte lauthals. »Verdammt, was du immer über Geld quatschst. Das Zeug hat doch letztlich gar keinen Wert. Er verdient sicher ganz gut, aber ansonsten? Hast du dir mal seine Klamotten angesehen? Abgetakelte Lederjacke von Roco-Baroco oder so. Fette Zigeunergoldkette über dem Hemdausschnitt, ausgebeulte Hosen aus dem Großhandel und ein Hemd mit viel zu großem Kragen. Alles in allem eine absolute Niete.«
    Zwei Minuten später klingelte Puttes Handy. Er hielt es dicht ans Ohr, während er sprach, und grinste gleichzeitig breit in Richtung der Boys. JW konnte nicht hören, was er sagte.
    Putte beendete das Gespräch. »Jungs, ich habe heute Abend eine kleine Überraschung für uns. Sie müssen nur noch einen Parkplatz finden.«
    JW hatte keine Ahnung, was er
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