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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen
Autoren: Michael Peinkofer
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beiden Klingen und brachte dem Tauriden zwei Schnittwunden am Oberarm bei. Überrascht ließ Brutor den Jungen los. Mit einem Aufschrei landete der auf dem Boden, raffte sich jedoch sofort wieder auf die Beine.
    »Lauf«, raunte Croy ihm zu, während Jago auf seinem Fass Gift und Galle spuckte.
    »Das reicht!«, brüllte er. »Mach ihn fertig, Brutor! Bring den Katzmann um! Quetsch ihm die Eingeweide raus!«
    Das ließ sich der Tauride nicht zweimal sagen. Die Schnittwunden an seinem linken Arm spürte er wohl kaum, aber seine Eitelkeit war gekränkt, und er brannte darauf, es seinem Gegner heimzuzahlen. Sehr viel schneller, als es einer Kreatur seiner Form und Masse zuzutrauen war, wirbelte er herum, und seine riesigen Fäuste schlugen so blitzschnell zu, dass Croy kaum ausweichen konnte.
    Der linken Faust entging er, indem er sich blitzschnell duckte, die rechte traf ihn mit der Wucht eines Schmiedehammers. Er taumelte zurück und verlor das Gleichgewicht, fand sich auf dem Boden wieder, wo er jedoch nicht lange blieb. Die wutverzerrte, von Hörnern gekrönte Miene des Tauriden erschien über ihm, während seine Pranken ihn an den Schultern packten und in die Höhe rissen.
    »Tot«, beschied ihm der Koloss, während die Menge begeistert Beifall klatschte. »Tot.«
    Croy entsann sich der Tatsache, dass er die beiden Dolche noch immer in den Händen hielt, doch der Griff, mit dem Brutor ihn umklammerte, war so erbarmungslos, dass er seine Arme nicht bewegen konnte. Hilflos wie ein Fisch auf dem Trockenen zappelte er in den Pranken des Tauriden, der ihn, wie es unter seinesgleichen üblich war, zunächst auf den Boden schmettern, dann mit den Hörnern durchbohren und schließlich unter seinen Hufen zertrampeln würde.
    Vorausgesetzt, man ließ es dazu kommen.
    Unter wütendem Gebrüll und begleitet vom Johlen der Menge holte Brutor aus, um Croy mit aller Macht auf die morschen Dielen zu werfen – doch er hatte nicht mit der Schnelligkeit seines Gegners gerechnet. Kaum hatte er Croy losgelassen, warf dieser sich in der Luft herum und fing den Sturz ab, indem er federnd auf allen vieren landete. Unter heiserem Gebrüll sprang er auf, ließ die beiden Klingen wirbeln und hieb so rasch zu, dass kaum einer der Schaulustigen mitbekam, was geschah. Am allerwenigsten Brutor selbst, der breitbeinig dastand und auf den blutigen, unförmigen Haufen Fleisch starrte, der plötzlich unter ihm auf dem schmutzigen Boden lag.
    »Sieh an«, knurrte Croy, der ungerührt vor ihm stand, »aus dem Stier ist ein Ochse geworden.«
    Damit schob er die beiden Klingen in die Futterale zurück, und ohne seinen Gegner noch eines weiteren Blickes zu würdigen, schritt er an den verblüfften Zuschauern, deren Gegröle jäh geendet hatte, vorbei zur Tür. Dort traf er auf den Sklavenjungen, der zitternd am Boden kauerte und nicht zu wissen schien, wohin.
    »Willst du frei sein?«, fragte Croy und hielt ihm die rechte Krallenhand hin. »Dann komm mit mir.«
    Der Junge, der völlig verängstigt schien und am ganzen Körper bebte, starrte ihn unentschlossen an – als der Tauride zusammenbrach. Mit fürchterlichem Getöse ging der Verstümmelte nieder und riss noch einen Teil des Tresens dabei mit. Fässer stürzten um, Krüge gingen zu Bruch. Eine Staubwolke stieg auf, aus der das Haupt des wütenden Jago ragte.
    »Da sind sie!«, keifte er, als er Croy und den Jungen erblickte. »Haltet sie, sie dürfen nicht entkommen! Wer sie mir bringt, kriegt ein ganzes Fass vom besten Gesöff!«
    Auf ein solches Angebot hatten die Gäste des »Feuerkürbis« nur gewartet. Jeder von ihnen wäre bereit gewesen, für ein Fass Bier zu morden, und so waren von einem Augenblick zum anderen überall blanke Klingen zu sehen, die nach Blut lechzten.
    »Weg hier«, sagte Croy nur, und ohne die Entscheidung des Jungen abzuwarten, packte er ihn und stieß ihn zur Tür hinaus, er selbst folgte auf dem Fuß.
    Die schwülwarme, von Feuchtigkeit durchsetzte Nachtluft Madagors empfing sie, doch sie kamen nicht zum Durchatmen. Eine grobschlächtige Gestalt setzte aus der Finsternis heran, einer von Jagos Türstehern.
    Croys katzenhafte Reflexe sprachen augenblicklich an, und so entging er der mörderischen, mit eisernen Stacheln versehenen Keule, die der Angreifer nach ihm schwang. Es war ein Menschensklave, ein feister Bursche, der nur mit einem Lendenschurz bekleidet war. Tumbe Einfalt sprach aus seinen winzigen Augen. Wütend fuhr er herum und wollte abermals zuschlagen –
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