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Splitter

Splitter

Titel: Splitter
Autoren: Sebastian Fitzek
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einzige Verwandte, an dem der Kelch vorübergegangen ist.« Benny lachte. »Was für eine Ironie des Schicksals, dass die Kette ausgerechnet bei mir unterbrochen wurde, was?«
    Während sein Bruder jetzt schon fast beschwörend auf ihn einredete, erinnerte sich Marc an die mysteriösen Worte von Bennys Krankenschwester, Leana Schmidt, die jetzt einen Sinn ergaben:
    »… Bennys Verhalten änderte sich an dem Tag nach einer Kernspinuntersuchung … Normalerweise durchleuchten wir das Gehirn nach Anomalien, aber bei Benny wurde nur der Unterleib gescannt … Ich habe mir die Bilder besorgt … Er ist vollkommen gesund.«
    »Du willst für mich sterben?«, fragte Marc, und allein die Frage klang unvorstellbar.
    Benny drückte sich vom Stuhl hoch. »Für dich und das Baby. Das ist der Plan. Constantin hat euch am Tag des Unfalls eingeweiht, bei eurem Treffen in der Villa.«
    Woran ich mich nicht mehr erinnern sollte.
    »Kommt denn wirklich kein anderer Spender in Frage?«, fragte Marc hilflos.
    »Nein.« Benny sah ihn traurig an. »Weder legal noch auf dem Schwarzmarkt. Ich habe alles versucht.« Dafür also hast du das Geld gebraucht, schoss es Marc durch den Kopf. Neunzigtausend Euro. Benny hatte sich das Geld bei Valka geborgt, um ein illegales Spenderorgan zu kaufen. Um Marcs Leben zu retten und das seines Kindes. Es hatte nicht funktioniert. »Marc, sieh mich an.« Benny schlug sich mit der Faust rhythmisch gegen den Bauch. »Ich habe eine gesunde Leber und - anders als Sandra - eine kompatible Blutgruppe. So etwas findest du nicht rasch genug noch einmal. Begreifst du, was das heißt?«
    Er nickte. Sein Bruder war der ideale Spender. Deshalb hatte er von heute auf morgen sein Leben umgestellt, Sport getrieben und sich gesund ernährt. Alles zur Vorbereitung auf die anstehende Operation. Und deshalb hatte Valka ihn vorhin laufenlassen. Benny musste ihn in letzter Sekunde eingeweiht haben, vermutlich erst, nachdem er von Eddy aus dem Auto gezogen und im Garten von Constantins Villa zusammengeschlagen worden war. Nur weil Valka wusste, dass Benny ohnehin bald sterben würde, hatte er auf die Exekution verzichtet. Wieso sich die Hände dreckig machen, wenn das Opfer sich selbst erledigt? »Sandra liebt dich«, sagte Benny leise. »Constantin auch. Sie haben das alles arrangiert, damit sie nicht alles auf einmal verlieren. Dich und das Kind. Also bitte, bitte, gib mir jetzt die Waffe zurück«, fügte er fast flehend hinzu. »Lass es mich zu Ende bringen.« Marc wich einen Schritt zurück. Auch wenn die Erinnerung an das letzte Treffen vor dem Unfall in Constantins Villa noch nicht vollständig zurückgekommen war, wusste er nun ganz genau, worüber sie sich nach diesem Besuch im Auto gestritten hatten.
    »Aber dir ist doch klar, dass wir keine andere Wahl haben, oder?«
    Sandra hatte in ihrer Verzweiflung dem mörderischen Plan zugestimmt, der Kind und Ehemann retten sollte. Marc war dagegen gewesen, hatte noch auf der Rückfahrt protestiert, und wäre es nicht zum Unfall gekommen, hätte er ganz sicher ein zweites Mal den Selbstmord seines Bruders vereitelt.
    »Warum habt ihr es so kompliziert gemacht?«, fragte er verzweifelt.
    »Wie Sandra schon sagte: Die Dinge sind außer Kontrolle geraten. Constantin wollte einerseits deine Amnesie aufrechterhalten, damit du meinen Tod nicht verhinderst. Andererseits musste er dich auf die Operation vorbereiten. Auch deshalb musstest du so oft zum Verbandswechsel.«
    »Aber warum hat er mich nicht einfach unter Drogen gesetzt oder entführt?«
    »Constantin?« Benny drückte sich aus dem Stuhl hoch. »Dein Schwiegervater ist vielleicht skrupellos, aber kein Verbrecher, im Gegenteil. Er wollte dich retten, und anfangs dachte er, das mit einer einzigen Lüge zu schaffen. Also sperrte er dich in ein geistiges Gefängnis, aus dem du viel schwerer ausbrechen konntest als aus einer körperlichen Gefangenschaft, verstehst du? Außerdem konnte er dich doch nicht einfach verschwinden lassen. Du musstest ja auch erst noch deine Aussage vor dem Untersuchungsausschuss zurücknehmen. Sonst wäre ich nie aus dem Psychoknast entlassen worden.« Benny hustete. »Natürlich hat er sich hoffnungslos verrannt, und als Emma dann plötzlich aufgetaucht ist, war das Chaos perfekt. Die entlaufene Irre stand nicht im Drehbuch. Mit ihr hat niemand gerechnet. Genauso wenig wie damit, dass du ausgerechnet mich um Hilfe bitten würdest. Verdammt, Marc, ich wollte die letzten Stunden vor meinem Tod nutzen,
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