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Spitze Buben

Spitze Buben

Titel: Spitze Buben
Autoren: Glen Cook
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Fenster in den ersten Stock kommen?« Da TunFaire nun mal TunFaire ist, hat mein Haus nur ein Fenster im Erd-geschoß, und zwar in der Küche. Es ist mit Eisenstangen geschützt.
    Maggie Jenns Augen funkelten. »Ich bedauere langsam, daß ich Sie nicht früher kennengelernt habe, Garrett.« Diese Augen! Sie versprechen alles. Vielleicht bedauerte ich es ja auch schon.
    Eine Rothaarige bringt mich eben immer dazu, durch jeden beliebigen Reifen zu springen.
    »Zur Sache. Noch mal. Justina ist in schlechte Gesellschaft geraten. Nichts Konkretes, nein. Einfach nur Jugendliche, die ich nicht mag. Ich habe das Gefühl, daß sie etwas Übles vorhaben. Allerdings habe ich nichts gesehen, was das bestätigen könnte.«
    An Eltern, die nach ihren ausgerissenen Kinder suchen, fällt eins auf. Sie mögen niemanden, den ihre Kinder mögen. Und ihr Kind ist immer deswegen weggelaufen, weil es in schlechte Gesellschaft geraten ist. Selbst wenn sie beteuern, sie wollten kein Urteil fällen, deuten sie doch an, daß diese Freunde nichts taugen. Und wenn es sich dabei bei diesen Freunden auch noch um solche vom anderen Geschlecht handelt, dann wehe ihnen!
    »Ich nehme an, Sie wollen alles über sie erfahren, bevor Sie anfangen, richtig?«
    Offenbar ging sie stillschweigend davon aus, daß ich für Mamma Jenn arbeiten würde. Mamma Jenn bekam anscheinend immer, was sie wollte. »Das wäre das beste. Ich kannte mal einen Mann in meiner Branche, der sich immer ganz in denjenigen hineinversetzt hat, den er jagte. Er hat alles ignoriert, bis auf den Charakter der Person, hinter der er her war. Er ist sogar fast zu diesem Kerl geworden. Natürlich hätte er sein Opfer manchmal schneller gefunden, wenn er auf den größeren Zusammenhang geachtet hätte.«
    »Sie müssen mir bei Gelegenheit einmal von Ihren Fällen erzählen. Diese Seite der Wirklichkeit kenne ich kaum. Es muß aufregend sein. Ich schlage vor, Sie kommen zum Abendessen zu mir, sehen sich Justinas Zimmer und ihre Sachen an und stellten Ihre Fragen. Dann können Sie entscheiden, ob Sie den Fall übernehmen oder nicht.« Sie lächelte mich auf eine Art an, die ihre früheren Versuche null und nichtig machten. Sie war zuversichtlich. Ich wurde geröstet, getoasted, bestrichen und verspeist und genoß jede einzelne Sekunde.
    »Zufällig habe ich heute abend Zeit«, sagte ich.
    »Wunderbar.« Sie stand auf und zog fleischfarbene Handschuhe an, die ich vorher nicht bemerkt hatte. Dann betrachtete sie Eleanor und erschauerte. Eleanor hat manchmal diese Wirkung. »Zur fünften Stunde?« fragte Maggie.
    »Ich komme. Aber Sie müssen mir noch sagen, wohin.«
    Ihre Miene verfinsterte sich. Großer Fehler, Garrett. Ich hätte es wissen sollen, ohne daß man es mir sagen mußte. Unglücklicherweise wußte ich wenig über Maggie Jenn, und ich hatte nicht einmal geahnt, daß es sie verstimmen würde, wenn ich nicht wußte, wer sie war und wo sie wohnte.
    Die Lady hatte Klasse. Sie fing sich sofort und zögerte nur einen winzigen Moment, bevor sie mir ihre Adresse nannte.
    Plötzlich wurde ich sehr nervös.
    Wir sprachen von der Oberstadt, und zwar ganz oben in der Oberstadt, wo die Mächtigsten und Reichsten der Mächtigen und Reichen residierten. So weit oben, wo die dünne Luft der beste Anzeiger für den Reichtum und die Macht ist. Die Straße zum Blauen Halbmond hätte für mich genausogut in der Milchstraße liegen können.
    Maggie Jenn war eine Lady mit erstklassigen Beziehungen, aber ich kam immer noch nicht darauf, warum ich das Gefühl hatte, ihren Namen kennen zu müssen.
    Meine Erinnerung sollte in einem äußerst unpassenden Moment einsetzen.
    Ich begleitete die entzückende Lady zur Haustür. Die entzückende Lady warf mir weiterhin schmachtende und einladende Blicke zu. Ich fragte mich, ob wir heute abend das Thema »verlorene Tochter« auch nur streifen würden.

 
4. Kapitel
     
    Fasziniert sah ich zu, wie Maggie Jenn hüftschwingend zu ihrer Sänfte schritt. Sie wußte, daß ich zusah. Und sie machte eine erstklassige Show draus.
    Dieser abgebrochene Killerriese Eisenfaust beobachtete mich beim Zusehen. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, daß er etwas gegen mich hatte.
    »Du hörst wohl nie auf zu geifern, was?«
    Erst jetzt fiel mir auf, daß ich mich tatsächlich hingesetzt hatte, um jeden Zentimeter von Maggie Jenns Abgang zu genießen. Ich riß meinen Blick los und überprüfte, welche meiner aufdringlichen Nachbarinnen sich herausnahm, mich mit ihrer kalten
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