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Spitze Buben

Spitze Buben

Titel: Spitze Buben
Autoren: Glen Cook
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fand, konnte das verheerende Wirkungen auf die Gesundheit haben, vor allem, wenn man so blöd war, einen Spruch über ihre Anpassungsfähigkeit vom Stapel zu lassen.
    »Der Alte ist unterwegs, hm? Und was ist mit dem häßlichen Ding?« Sie meinte meinen Partner, den Toten Mann, der so genannt wurde, weil er keine Fußmärsche mehr unternahm, seit ihm jemand vor vierhundert Jahren ein Messer in den Wanst gerammt hatte. Der Ausdruck »häßliches Ding« paßt auch. Er ist kein Mensch, sondern ein Loghyr. Das erklärt, warum er so lange nach seiner Ermordung immer noch sein Unwesen treibt. Loghyre sind langsam und stur, vor allem, wenn es darum geht, den Weg allen Irdischens zu gehen. Natürlich würde er sagen, sie sind bedachtsam.
    »Schläft. Es ist Wochen her, seit er mich das letzte Mal genervt hat. Das reinste Paradies.«
    Winger schnaubte verächtlich und strich sich das blonde Haar aus dem Gesicht. »Wacht er leicht auf?«
    »Vielleicht, wenn das Haus abbrennt. Hast du was zu verbergen?« Der Tote Mann kann wirklich gut Gedanken lesen.
    »Nicht mehr als sonst auch. Ich habe eine lange Trockenperiode hinter mir. Soweit ich gehört habe, wirst du im Moment auch nicht gerade verwöhnt.«
    Typisch Winger, zurückhaltend und prüde. Irgendwie kannte sie weder Romantik noch Abenteuer. »Ich dachte, du hättest ein wichtiges Geschäft zu besprechen.«
    »Wichtig?«
    »Du hast fast die Tür eingetreten. Und mit einem Gejohle und Getöse den blöden Papagei aufgeweckt.« Dieser nervige Rostbraten kreischte ohne Pause. »Ich dachte schon, dir wären Killerelfen auf den Fersen.«
    »Unsinn. Würde ich mich dann beschweren? Nein, ich habe eine echte Pechsträhne. Außerdem wollte ich nur, daß du mir zuhörst.« Sie füllte ihren Humpen und vergaß auch mich nicht. Dann ging sie in mein Büro. »Wie du willst, Garrett. Dann eben erst das Geschäft.«
    Sie blieb stehen und lauschte. D. G. Papagei war so richtig in Fahrt. Winger zuckte mit den Schultern und betrat mein Büro. Ich folgte ihr zügig. Wenn man nicht aufpaßt, verirren sich manchmal Dinge in Wingers Taschen.
    Ich brachte mich auf meinem Stuhl hinter meinem Schreibtisch in Sicherheit. Eleanor deckte mir den Rücken.
    Finster musterte Winger das Gemälde und warf dann einen Blick auf das Buch. »Espinoza? Ist das nicht ein bißchen hoch für dich?«
    »Das ist ein echter Knaller.« Espinoza war mir tatsächlich zu hoch, jedenfalls zum größten Teil. Er erörterte gern Fragen, auf die niemand kam, der für seinen Lebensunterhalt arbeiten mußte.
    Ich hatte eine Freundin in der Königlichen Bibliothek besucht. Mehr als das Buch war nicht dabei herausgesprungen.
    »Philosophie soll spannend sein? Wie eine Hämorrhoide. Der Mann braucht dringend ein Hobby.«
    »Hat er ja, die Philosophie. Seit wann kannst du lesen?«
    »Tu bloß nicht so überrascht. Ich lerne. Irgendwas muß ich mit meinen unverdienten Gewinnen ja anfangen. Ich dachte, Lesen und Schreiben könnten sich möglicherweise eines Tages als nützlich erweisen. Aber hauptsächlich habe ich dabei gelernt, daß es einen nicht schlauer macht, was Leute angeht.«
    Ich kenne einige ziemlich trübselige Akademiker, Menschen, die in einer anderen Welt leben. Aber ich kam nicht dazu, Winger zuzustimmen, weil sie mir das Wort abschnitt. »Genug gequatscht. Ich will folgendes: Eine alte Schachtel namens Maggie Jenn wird dich vermutlich besuchen. Ich weiß nicht, was sie vorhat, aber mein Boß zahlt eine Wagenladung Geld, um es rauszufinden. Dieses Jenn-Weibsbild kennt mich, also kann ich nicht in ihre Nähe kommen. Deshalb hab' ich mir gedacht, du könntest dich von ihr engagieren lassen und mir verraten, was sie vorhat, damit ich das meinem Boß stecken kann.«
    Ein klassischer Winger-Fall.
    »Maggie Jenn?«
    »Jep.«
    »Irgendwie kommt mir der Name bekannt vor. Wer ist sie?«
    »Da fragst du mich zuviel. Irgendeine alte Schachtel aus der Oberstadt.«
    »Oberstadt?« Ich lehnte mich zurück, ganz der gestreßte Geschäftsmann, der sich eine kleine Pause für ein nettes Gespräch mit einer Freundin gönnt. »Ich hab' schon einen Fall.«
    »Was ist es diesmal? Eine streunende Donnerechse?« Sie lachte. Ihr Lachen klang wie das Schnattern von Wildgänsen, die zum Überwintern nach Süden fliegen. »Miau, Miau.«
    Vor ein paar Tagen hatte mich ein altes Muttchen herumgekriegt, nach ihrer verschwundenen, heißgeliebten Miezekatze zu suchen. Ich verzichte auf die Einzelheiten. Es ist schon peinlich genug, daß ich sie
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