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Spione kuesst man nicht

Spione kuesst man nicht

Titel: Spione kuesst man nicht
Autoren: Ally Carter
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Gleiche im nördlichen Teil taten, hörte ich im Kopf das Piepsen von Gabelstaplern.
    »Er ist größer, als ich gedacht hatte«, flüsterte Bex und wartete, bis ich um eine Ecke gebogen war.
    »Ja, egal –«
    In diesem Moment sprang ein Typ, der für den Hausmeister arbeitete, von einem hohen Regal. Er schwebte wie eine große schwarze Krähe durch die Luft, aber Bex und ich hatten geahnt, dass er da war und seinen Schatten gespürt. Ich trat beiseite, und er landete krachend an einem Regal. Er zögerte keine Sekunde, wirbelte herum und trat um sich, aber Bex war bereit und klatschte ihm ein Napotin-Pflaster mitten auf die Stirn. (Ich bin übrigens wirklich froh, dass Dr. Fibs aufgehört hat zu rauchen – erstens wegen der Gesundheit und zweitens finde ich die Idee, Beruhigungsmittel auf Pflastern zu fixieren, echt stark.)
    Während Bex und ich weiter durch das dunkle Labyrinth krochen, sagte sie: »Du findest einen anderen. Jemand, der noch viel toller ist. Und noch schönere Haare hat.« Lüge. Aber eine nette.
    Wir schoben uns weiter den Gang entlang, lauschten und versuchten, die Umgebung abzutasten (wenn Mr Solomon schon die Hausmeister in Anspruch nahm, dann war diese Prüfung wohl etwas Ernstes).
    »Beta-Team, wie läuft’s?«, fragte ich, was mit knisternder Stille beantwortet wurde. Bex und ich tauschten besorgte Blicke aus. Gar nicht gut. »Charlie-Team?« Auch jetzt keine Reaktion.
    Ich fühlte mich wie eine Ratte, die sich in einem Labyrinth verirrt hat und ein Stück Käse sucht. Jede Ecke war gefährlich. Jeder Schritt konnte eine Falle sein. Also sahen wir uns an und hatten eine Idee. Wir taten, was Top-Spione immer tun: Wir blickten nach oben.
    Nachdem Bex und ich sieben Meter hoch auf ein Regal geklettert waren, sahen wir die Männer, die unter uns durch die Gänge patrouillierten. Wir schlichen uns oben entlang und näherten uns dem kleinen Büro in der Mitte des Gebäudes.
    Das Büro hatte Trennwände, die bestimmt sieben Meter hoch waren, also weit unter dem Dach der Lagerhalle endeten, das dunkel und kalt über uns ragte. Wir verharrten, und Bex hielt ein Fernglas an die Augen. Dann reichte sie es mir. »Rate mal, wer auf dem Paket sitzt!«
    Ich spähte in den kleinen Raum. »Solomon.«
    Bex legte eine Hand ans Ohr und sagte: »Beta-Team und Charlie-Team. Wir sind in Position gegangen. Ich wiederhole. Alpha-Team ist –«
    Aber bevor Bex weiterreden konnte, spürte ich, dass irgendetwas meinen Fuß packte. Ich trat danach und versuchte, mich zu befreien. Ich drehte mich um, aber Bex war weg. Es klang wie ein Handgemenge am Boden. Dann sah ich die fleischige Hand, die meinen Knöchel festhielt, und hörte, wie Kartons fielen.
    Ich konnte mich nicht losreißen, flog an den schweren Metallregalen vorbei, griff danach, hing sekundenlang dran undversuchte, meine Schwungkraft umzukehren und mich wieder nach oben zu ziehen. Aber es war zu spät.
    Wieder zerrte etwas an mir, und dieses Mal schlug ich auf dem Boden auf, spürte den kalten, staubigen Beton unter meinen Händen und sah, dass mir Arbeitsstiefel Größe 48 ins Gesicht starrten.
    Absolut nicht gut.
    Ich wollte mich herumwälzen, treten, einen Überschlag machen und meinen Gegner mit den Füßen am Kinn treffen, aber bevor ich mich vom Fleck rühren konnte, merkte ich, dass meine Arme nicht mehr funktionierten.
    »Na, komm schon, Cam«, sagte der Kaugummi-Wächter. »Girlie, es ist vorbei. Ich hab dich.« Er stellte mich auf die Beine und steuerte mich um die Ecke, wo Bex von zwei Hausmeistern (die beide bluteten) festgehalten wurde.
    »Nicht schlecht«, flüsterte mir der Kaugummi-Wächter ins Ohr und zog mich bis zur Tür des Büros. Ich glaube allerdings kaum, dass echte internationale Verbrecher so nett wären. Aber ich geb die Hoffnung nicht auf.
    Ich überlegte mir schnell, wie ich mich befreien könnte: Jungfrau in Nöten, verstauchter Knöchel, gespielter Anfall, Kopfstoß auf die Nase? Aber irgendetwas sagte mir, dass nichts davon unseren Kaugummi-Wächter beeindrucken würde. Er war mir mit fünfundzwanzig Kilo und mindestens fünfzehn Jahren überlegen. Trotzdem bin ich jemand, der sich – wie meine Mutter behauptet – aus allem herauswinden kann.
    »Tut mir leid, Miss Morgan«, sagte Mr Solomon und kam aus dem Büro auf mich zu. »Aber es ist vorbei. Sie haben die CD nicht. Sie haben Ihre Aufgabe nicht gemeistert –«
    Es sah aus, als ob alles vorbei wäre, es klang, als ob alles vorbeiwäre, aber genau im richtigen
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