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Spione, die die Welt bewegten

Titel: Spione, die die Welt bewegten
Autoren: Manfred Reitz
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bitten. Glaubhafte und noch heute erhaltene hethitische Dokumente widersprechen dieser Behauptung jedoch: Die
     Hethiter waren es, die die Bedingungen stellten und die Grenzen festlegten. Erst 16 Jahre später hatten nach weiteren kriegerischen
     Auseinandersetzungen die Streitigkeiten endlich ein Ende gefunden. Ramses II. schloss mit Hattusili III., dem Nachfolger von
     Muwatalli, Frieden. Um den Frieden endgültig zu besiegeln, heiratete Pharao Ramses II. später noch eine hethitische Prinzessin
     und verlieh ihr den Titel „Große königliche Gemahlin“. Sogar ein „elender Großer“, ein Fürst der Hethiter, besuchte sein Reich.
     Die ägyptische Propaganda schwenkte anschließend um und pries die Feierlichkeiten zur Versöhnung der Ägypter und Hethiter.
    Hofintrigen
    Unter der Herrschaft mancher Pharaonen konnte das Leben bei Hofe höchst gefährlich werden, denn keine Intrige wurde gescheut.
     Viele hohe Beamte waren titelsüchtig und umschmeichelten den Pharao, während sie gleichzeitig eigene Spione anheuerten. Viele
     wollten sich in der Gunst des Pharao sonnen, und es herrschte Neid und Konkurrenzdenken. Der Hofbeamte Sinuhe geriet während
     des Mittleren Reiches in eine solche Intrige und fürchtete in eine Verschwörung gegen den Pharao Amenemhet I. verwickelt zu
     werden. Bevor der Hof des Pharao hart durchgriff, konnte er ins Ausland fliehen und brachte es dort zu großem Wohlstand. Im
     Alter sehnte er sich allerdings wieder nach Ägypten zurück. Er wollte in seiner Heimat sterben und auch dort begraben werden,
     denn nur in Ägypten würde man nach seinem Tod seiner Taten gedenken. Pharao Sesostris I. |20| erfuhr schließlich von der Not des Sinuhe und begnadigte ihn. Erfreut kehrte Sinuhe zurück und genoss bis zu seinem Tod die
     Gunst des Pharao. Im Neuen Reich wurde „Die Geschichte des Sinuhe“ zu einem beliebten Werk der Literatur und sogar für die
     Ausbildung von Beamten benutzt.
    Von einer Haremsverschwörung gegen Pharao Ramses III. sind sogar einige Gerichtsakten erhalten. Die Haremsfrau Tiji plante,
     den Pharao zu ermorden, um anschließend den eigenen Sohn zum neuen Pharao ausrufen zu lassen. Sie gewann nicht nur unter den
     Haremsfrauen sondern auch unter hohen Hofbeamten zahlreiche Mitverschwörer: in den Gerichtsakten sind die Namen von 28 Hofbeamten
     und zahlreichen Frauen vermerkt. Die Verschwörung schlug fehl, wobei heute nicht mehr bewiesen werden kann, ob Spione an der
     Aufdeckung beteiligt waren. Die Angelegenheit war für den Staat äußerst heikel. Der Pharao rief ein geheimes Gericht ein und
     es wurde unter Decknamen verhandelt; an die Öffentlichkeit drangen keinerlei Informationen. Die Beschuldigten wurden vermutlich
     alle zum Tode verurteilt. Um der Schande einer Hinrichtung zu entgehen, wurde ihnen ein ehrenvoller Selbstmord gestattet.
    Auch bei Grabräubern wurde hart durchgegriffen und die Todesstrafe war ihnen sicher. Dennoch wurde permanent gestohlen. In
     Theben-West, der Stadt der Toten, wurden eigene Polizeieinheiten aufgestellt, um die Gräber zu bewachen. Spione sollten Grabräuber
     anzeigen, doch mancher von ihnen schloss sich lieber den Banden von Räubern und Hehlern an, denn das Geschäft war lukrativ.
     Unter Pharao Ramses IX. wurden die Grabräubereien schließlich so massiv, dass eine Untersuchungskommission einberufen werden
     musste. Zahlreiche Akten aus solchen Untersuchungen sind noch heute erhalten und belegen, dass der Staat am Ende des Neuen
     Reiches nicht nur immer weiter verarmte, sondern auch bis in die höchsten Spitzen verrottet und korrupt war. Hohe Beamte profitierten
     von der Grabräuberei und deckten Verbrechen. Grabräuber teilten mit der Polizei das Diebesgut und blieben unbehelligt. Arbeiter
     im Tal der Könige gruben nicht nur offiziell neue Grabkammern, sondern auch heimlich Gänge zu bereits belegten Gräbern.
    Ebenfalls aus der Zeit von Ramses IX. ist ein Streit überliefert zwischen dem Bürgermeister von Theben-Ost, der Stadt der
     Lebenden, und dem Polizeichef von Theben-West, der Stadt der Toten. Beide Beamte waren Intimfeinde und beherrschten die Kunst
     der Intrige. Sie versuchten sich gegenseitig zu schaden und förderten zunächst wechselseitig Missstände ans Tageslicht. Zuletzt
     wurde ihnen allerdings klar, dass sie sich auch selbst schaden konnten, und es wurden bewährte Vertuschungsaktionen eingeleitet.
     Sofort nach dem Regierungsbeginn von Pharao Ramses X. wurden sogar Priester verhaftet, die sich
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