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Spione, die die Welt bewegten

Titel: Spione, die die Welt bewegten
Autoren: Manfred Reitz
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Großkönigs, eine Geheimaktion ausgearbeitet: Zopyros sollte, um glaubhaft zu wirken, durch Misshandlungen verletzt zu den
     Babyloniern überlaufen und ihnen voller Rache gegen Darius seine Dienste anbieten. Er sollte zunächst das uneingeschränkte
     Vertrauen der Babylonier gewinnen, damit sie ihn in die Verteidigung der Stadt einbeziehen würden und er dadurch in der Lage
     wäre, zugunsten der Belagerer für einen erfolgreichen Angriff Schwachpunkte zu schaffen.
    Verfolgt von persischen Reitern, die sich Mühe gaben, ihn nicht einzuholen, rannte Zopyros kurze Zeit später mit blau geschlagenen
     Augen und blutender Nase auf die Befestigungsanlagen von Babylon zu. Die Verteidiger vermuteten einen eigenen Kämpfer und
     warfen ihm ein Seil entgegen. In einem dramatisch vorgetäuschten letzten Augenblick ergriff Zopyros das Seil und kletterte
     an der Mauer hoch. Seine „Verfolger“ drohten ihm noch deutlich sichtbar, doch gaben sie später auf. Die Babylonier versorgten
     den Überläufer und brachten in anschließend zu einem Verhör. Zopyros verfluchte voller Hass den Großkönig und suchte nach
     einer Gelegenheit zur Rache. Bald glaubten ihm die Babylonier und teilten ihn den Verteidigungskräften zu.
    |23|
    Persischer Kampfwagen mit Sichelrädern beim Angriff
    Nach diesem ersten Erfolg begann ein vorbereiteter Zeitplan in Kraft zu treten: Begleitet von babylonischen Soldaten wagte
     Zopyros einen vorher mit Darius abgesprochenen Ausbruch. Sie trafen auf nur schwache persische Kräfte, die außerdem rasch
     flohen. Es gelang ihnen noch einige Vorräte der Truppen des Großkönigs anzuzünden und sich danach wieder in die Stadt zurückzuziehen.
     Die Babylonier waren von dem Mut und dem Erfolg des Zopyros begeistert, so dass er immer mehr ihr Vertrauen gewann. Insgesamt
     wagte er drei Ausfälle, die stets erfolgreich waren. Nicht bekannt war, dass alle Angriffe vorher mit Darius abgesprochen
     worden waren, und die Perser an den dafür vorgesehenen Stellen ihre Truppen ausgedünnt hatten sowie Materialien lagerten,
     die beim Anzünden weit sichtbar loderten und viel Rauch entwickelten. Zopyros hatte nach dem dritten Ausfall die Babylonier
     endgültig überzeugt und wurde zum Kommandanten einer Kampftruppe ernannt, die eines der besonders stark befestigten Stadttore
     zu verteidigen hatte.
    Jetzt wurden weitere Pläne wirksam: Genau am 20. Tag nachdem Zopyros „desertiert“ war, startete Darius einen ebenfalls vorher
     abgesprochenen und in der Zwischenzeit vorbereiteten Großangriff auf die Stadt. Zopyros sollte nur |24| noch das Tor markieren, das er zu „verteidigen“ hatte. Es gelang ihm, die verabredeten Geheimsignale zu übermitteln, und Darius
     konzentrierte daraufhin seine Truppen für die Verteidiger nicht sichtbar vor diesem einen bestimmten Tor. Das Tor war beim
     überraschenden Ansturm der Truppen „nicht korrekt“ verschlossen und ließ sich leicht öffnen. Sofort strömten die Eliteeinheiten
     des Großkönigs in großen Scharen in die Stadt, öffneten weitere Tore und innerhalb kürzester Zeit waren wichtige Teile der
     Stadt Babylon durch die Perser besetzt worden. Die so hervorragend befestigte Stadt war nicht mehr zu verteidigen und musste
     kapitulieren.
    Die absoluten Herrschaftsansprüche des persischen Großkönigs und die Demut und Abgaben, die ihm zu erbringen waren, machten
     insbesondere den griechischen Städten in Kleinasien zu schaffen. Sie wurden nicht von persischen Satrapen, sondern von eigenen
     griechischen Tyrannen beherrscht. Diese waren aber dem Großkönig ergeben und deshalb bei der eigenen Bevölkerung wenig geschätzt.
     Zwischen dem Großkönig und den freiheitsliebenden Griechen im kleinasiatischen Teil seines Reiches kam es stets zu Spannungen.
     Bald wurde ein Aufstand geplant. Doch der persische Geheimdienst war hervorragend organisiert, und es gab Probleme mit der
     Nachrichtenübermittlung.
    Der griechische Politiker Histaios, der am persischen Hof lebte, wusste sich zu helfen, als er von Susa aus seinem Schwiegersohn
     Aristagoras, dem Tyrann von Milet, eine geheime Nachricht übermitteln lassen wollte. Er ließ einem ergebenen Sklaven eine
     Glatze scheren, um anschließend auf dessen Kopfhaut eine Nachricht für den Schwiegersohn zu schreiben. Nachdem die Haare wieder
     gewachsen waren und die Schrift überdeckten, wurde der Sklave als ein unverdächtiger Bote nach Milet geschickt. Er sollte
     Aristagoras nur ausrichten, ihm die Haare zu schneiden.
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