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Spione auf Burg Schreckenstein

Spione auf Burg Schreckenstein

Titel: Spione auf Burg Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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der Schulzeitung „Wappenschild“. Er wusste, dass man Zweifel am besten mit einer deftigen Antwort wegwischt. Das Gelächter der Ritter gab ihm recht. Der kleine Egon sagte nichts mehr.
    Was Ottokar mit Jean besprochen hatte, erfuhren nur die Mitglieder des Ritterrats, und zwar nach der Geschichtsstunde bei ihrem Lieblingslehrer Dr. Waldmann, dem Vater der Rosenfelser Musiklehrerin Sonja Waldmann.
    „Um 14 Uhr in der Bibliothek“, raunte Stephan Dampfwalze zu. Der sagte es Andi. Hans-Jürgen sagte es Dieter, und Mücke verständigte Klaus.
    Für den Nachmittag war großes Aufräumen angesetzt. Überall arbeiteten kleine Gruppen. Ölten Türen, schnitten Sträucher, mähten Rasen, strichen Bänke.
    Die Minis mussten die Bohlen der Zugbrücke mit einem Schutzmittel gegen Fäulnis und Holzwürmer einlassen. Da fiel es nicht auf, dass Ottokar und die Großen in Mauersäges Burgteil verschwanden.
    Jean empfing sie im Sternenhof. In seiner betont vornehmen Sprechweise sagte er: „Das ist nett, dass ihr euch freiwillig gemeldet habt, um die Bücher abzustauben. Es sind immerhin viertausend Bände!“
    Die Ritter nickten verständnisvoll, obwohl sie keine Ahnung hatten, worum es überhaupt ging. Ottokar würde es ihnen nachher schon erklären.
    „Ich habe drei Staubsauger bereitgestellt. Da geht’s schneller“, sagte Jean auf dem Weg zur Bibliothek.
    In dem selten benutzten Raum vor dem Rittersaal roch es muffig. Die Ritter öffneten die Fenster und machten sich an die Arbeit. Jean konnte nicht dabeibleiben. Er musste die Geweihe von Mauersäges jüngsten Jagderfolgen zu Schreinermeister Schrimpf nach Wampoldsreute bringen. Dort wurden sie auf schildartige Brettchen mit geschnitzter Eichenlaubumrandung montiert, um als Trophäen in den weitläufigen Korridoren aufgehängt zu werden.
    „Dürfen wir dafür auch mal abends zum Lesen kommen?“ fragte Ottokar, als Jean gerade gehen wollte.
    „Ihr, jederzeit!“ kam die Antwort. „Nur nicht die ganze Schule!“
    „Nein. Nur wir. Danke!“
    Kaum war Jean weg, zog Ottokar einen Recorder und noch ein Gerät aus dem offenen Kamin. „So. Jetzt wollen wir mal hören, was die Minis gestern nacht in der Folterkammer gequatscht haben!“ erklärte er. „Und weil wir das drüben nirgendwo in Ruhe können, habe ich Jean das Abstauben eingeredet. Hier bleiben wir garantiert ungestört!“
    „Verdungene Raumpfleger. Ziemlich spitze!“ lobte Dampfwalze.
    Sie ließen sich in die tiefen Sessel fallen, die im Halbkreis um den Kamin standen und lauschten dem Kriegsrat der Minis.
    Zuerst erzählte der kleine Eberhard von seiner Fahrt nach Neustadt. „Mit Ottokar war das ganz großer Mist! Aber der musste tatsächlich zu Dr. Bender. Danach war er auch zu Hause. Aber ziemlich mitgenommen. Ich glaub nicht, dass er Wanzen besorgt hat. Ich hab auch keine gekriegt. Bei Elektro-Fischer haben sie keine und zu Ottokars Eltern bin ich vorsichtshalber nicht gegangen.“
    „Irre!“ Mücke klatschte sich auf die Schenkel.
    „Wo hast du denn die Wanze?“ wollte Hans-Jürgen wissen.
    „Auf Paules Kasten“, antwortete Ottokar. „Gestern, während der Arbeitsstunde.“
    Bei den Minis auf dem Tonband war gerade große Denkpause. Sie hatten keine Wanzen, wollten dem Ritterrat mit dem Streich gegen Rosenfels aber unbedingt zuvorkommen.
    „Muss eben einer mit ‘m Tonband rüber und die Mädchen aushorchen“, erklärte der kleine Egon.
    Die andern stimmten zu.
    „Sollen wir die Mädchen nicht einweihen, dass die Großen kommen?“ fragte der kleine Herbert.
    „Klar“, antwortete der kleine Kuno. „Aber erst, wenn wir unsern Streich gemacht haben!“
    „Bis dahin ist alles geheim“, entschied der kleine Eberhard.
    „Und wann schlagen wir los?“ wollte der kleine Herbert wissen. „Dass die uns nicht zuvorkommen!“
    „Wenn die in die Folterkammer gehen, erfahren wir’s ja. Ich hab alles vorbereitet“, sagte der kleine Eberhard. „Oben auf der eisernen Jungfrau hab ich ein Mikro montiert!“
    „Na also!“ sagte Klaus. „Jetzt wissen wir ja, wann unser Dampfer geht.“
    Auf dem Tonband kam nicht mehr viel. Noch etwas Palaver, dann entfernten sich die Stimmen, und die Eisentür fiel ins Schloss. Die Ritter sahen einander an.
    „Komisch“, sagte Dieter. „Jetzt haben sie die Folterkammer endlich, und dann sind sie in zehn Minuten fertig.“
    „Typisch in dem Alter!“ Mücke nickte. „Da wünschst du dir was zu Weihnachten, und wenn’s dasteht, interessiert’s dich nicht
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