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Spione auf Burg Schreckenstein

Spione auf Burg Schreckenstein

Titel: Spione auf Burg Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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gaben sich betont arglos, glaubten aber einander anzusehen, was sie dachten. Zum Teil traf das auch zu. So ein Mist! dachte der kleine Eberhard. Jetzt kann ich nicht zu seinen Eltern ins Geschäft!
    Haha! Jetzt muss er zu Elektro-Fischer und die haben das bestimmt nicht! dachte Ottokar. An der Haltestelle Marktstraße stand er unvermittelt auf. Da hielt es der kleine Eberhard nicht mehr aus und fragte direkt: „Musst du zu Doktor Bender?“
    Ottokar nickte. „Was dachtest du denn?“ Er stieg aus und ging auf gut Glück zu dem Nervbohrer. Sein Besuch war sowieso längst fällig. Der Einfall erwies sich als äußerst schmerzhaft. Dr. Bender hatte gerade Zeit, und er bohrte gründlich. Die schöne Gelegenheit, zu Hause einen ordentlichen Happen zwischen die Zähne zu nehmen, fiel also aus.
    „War einer von uns da?“ fragte Ottokar wenig später, die Hand an der Backe.
    „Es ist mal einer vorbeigestrichen. So ein Kleiner“, antwortete sein Vater. „Aber reingetraut hat er sich nicht.“
    Ottokar fiel das Sprechen schwer. „Mutter, du musst mir ein Hemd kaufen. Was Buntes!“
    In seinem Zustand bekam er, was er wollte. Auch der Vater zeigte sich in Spenderlaune.
    Mit schiefem Mund stieg Ottokar an der Haltestelle Marktstraße wieder in den Bus.
    Wie erwartet, saß der kleine Eberhard schon drin und staunte.
    „Mann! Ein neues Hemd!“
    „Trostpflaster für die Zahnschmerzen!“ brummte Ottokar. „Der hat vielleicht gebohrt!“ Den Zeigefinger in die Lippe gehakt, ließ er den Mini die neue Füllung betrachten. Die Tarnung war zweifellos komplett.

    Auch wer Ottokar während der Arbeitsstunde mit der Hand an der Backe über den Korridor laufen sah, konnte nur eines denken: Der geht sich bestimmt eine Tablette besorgen!
    Und weil das stimmte, konnte Ottokar beim Abendessen auf der gegenüberliegenden Seite schon wieder kauen.
    Danach kam es im Südflügel zu einem aufschlussreichen Gespräch.
    „Na?“ fragte Mücke.
    „Ja“, antwortete Ottokar.
    „Wo?“ erkundigte sich Andi.
    „Morgen!“ tröstete ihn Stephan.
    Dampfwalze brummte nur: „Spitze!“
    Schon waren sie wieder auseinander. Wer nicht Bescheid wusste, konnte beim besten Willen nichts bemerken.
    Musterschüler Strehlau bewies das. Als er Dampfwalze im Westflügel gähnend in sein Zimmer schlurfen sah, blieb er stehen und sagte zu Fritz: „Schau dir das an! So stark und so müde. Da muss man sich nicht wundern, wenn überhaupt nichts mehr los ist!“
    Der kleine Kuno kam aus seinem Zimmer. Auch er gähnte gewaltig und bog um die Ecke in den Nordflügel.
    Im Burghof hatte der kleine Herbert die Tiefstrahler eingeschaltet und spielte mit dem kleinen Egon und dem kleinen Eberhard ziemlich lustlos Ball. Kuno kam dazu und schaltete die Lampen aus. Darauf setzten sich alle vier auf die Freitreppe und gähnten einander etwas vor. Dass dabei einer nach dem andern verschwand, fiel in der Dunkelheit nicht auf.
    Bis Pummel, der das Bootshaus abgeschlossen hatte, zurückkam, hatte sich die gesamte Ritterschaft verkrümelt. Nur aus dem Wohnzimmer drang Strehlaus Etüdengeklimper.
    Ottokar lag schon im Bett. Walter und Fritz, die Schach spielten, sahen ihn an dem Schaltbrett herumfummeln, das neben seinem Bett an der Wand hing. Aber das war nichts Neues. An irgend etwas bastelte Ottokar immer herum. Meist handelte es sich um Fernsteuerungen, wie die Mausefalle im Sportschuppen. Wenn sie zuschnappte, leuchtete am Schaltbrett eine rote Birne auf.
    Stephan, der vierte im Zimmer, schaute nur kurz hinüber, bevor er sich aufs Ohr legte.
    In dieser Woche hatte der kleine Herbert Weckdienst.
    „Aufstehen! Dauerlauf!“ hallte seine helle Stimme durch die Gänge. Fünf Minuten später trabte die Ritterschaft bei heftigem Regen durch den Prinzengarten.
    Hans, der Hausl bei Mauersäge, oder auf Hochdeutsch Jean, der Diener von Graf Schreckenstein, schnitt gerade Blumen für den Frühstückstisch seines Herrn und hatte sich zu diesem Zweck dessen Golfschirm ausgeborgt.
    Ottokar blieb bei ihm stehen und redete auf ihn ein, bis die Ritterschaft in der nächsten Runde wieder vorbeikam. Das fiel nicht auf. Als Schulkapitän war er für so ziemlich alles verantwortlich.
    Trotzdem fragte der kleine Egon: „Was will er denn von Jean? Ist irgendwas los?“
    „Nichts ist los!“ antwortete Mücke. „Er will sich nur im Namen der Schule bei Mauersäge entschuldigen, weil du deine Bonbonpapiere immer von der Zugbrücke runterwirfst.“
    Mücke war nicht umsonst Chefredakteur
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