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Spione auf Burg Schreckenstein

Spione auf Burg Schreckenstein

Titel: Spione auf Burg Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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dachten an den letzten Rosenfelser Kartoffelsalat bei dem großen Geländespiel mit den Neustädter Schulen.
    „Dann ist ja alles klar!“ flüsterte Klaus und weg war er. Die andern folgten.
    Das Klassenzimmer wurde nur von einer müden Kerze erhellt. Auf einem der Tische stand eine gut gefüllte Aluminiumschüssel. Daneben stand Klaus, der, mangels Besteck, mit beiden Händen Kartoffelsalat in seinen Mund schaufelte.
    Dampfwalze folgte dem Beispiel sofort. Dieter, der letzte, schloss vorsichtshalber die Tür. Dann standen sie alle vorgebeugt um die Schüssel herum und mampften, was hineinging.
    „Wie Bergbauern vor Erfindung des Löffels!“ witzelte Mücke.
    Der Kartoffelsalat war in der Tat vorzüglich. Unverwechselbare Rosenfelser Qualität.
    „Dafür lass ich jede Torte stehen!“ begeisterte sich Andi.
    „Aber wieso steht die Schüssel da? Und Licht brennt...?“ überlegte Dieter.
    „Rest von einer Feier. Wie Dampfwalze gesagt hat!“ entgegnete Klaus. „War ja nicht mehr ganz voll.“
    „Und wenn da Schlafpulver drin ist?“ unkte Hans-Jürgen.
    „Nach dem Kartoffelsalat schlaf ich sowieso“, alberte Mücke.
    „Ihr meint, eine Falle...“ Ottokar überlegte laut.
    „Dann würde er anders schmecken!“ beschwichtigte ihn Stephan. „Den haben Beatrix und Sophie gemacht, sag ich dir. Da ist nur drin, was reingehört.“
    „Von mir aus brauchen wir jetzt keinen Streich mehr zu machen!“ mampfte Dampfwalze und stopfte sich selber den Mund.
    Klaus schüttelte den Kopf. „Ihr seht aus, wie Säuglinge nach der Fütterung!“
    „Dann schau dich selbst mal an!“ erwiderte Ottokar.
    Mücke putzte seine Brille mit der Zunge. „So sollt’s immer gehen“, sagte er. „Zuerst kommt der Regen, wie gerufen, dann gibt’s auch noch Kartoffelsalat.“
    Dieter stopfte sich eine Handvoll in den Mund und machte einen Rundgang durchs Zimmer. Dabei probierte er, ohne besondere Absicht den Lichtschalter. Die Glühbirne blieb dunkel. Das erklärte die Kerze. Beruhigt holte er sich eine weitere Handvoll. Immer ungenierter, als wären sie drüben bei sich auf der Burg, alberten und mampften die Ritter. Bis der vorsichtige Dieter zur Tür ging, um festzustellen, ob sie nicht trotz des prasselnden Regens zu laut wären.
    Mit der freien Hand drückte er die Klinke und zog. Die Tür ließ sich nicht bewegen. Aus dem Schlüsselloch schaute die Spitze eines Schlüssels herein. Als er die Tür vorhin geschlossen hatte, war ihm kein Schlüssel aufgefallen, der bei der Größe des alten Schlosses nicht zu übersehen gewesen wäre. Außerdem hätte ihn der erfahrene Streichemacher sofort mit hineingenommen.
    Dieter stieß Stephan an. „Doch eine Pf...“ Kartoffelsalat fiel ihm aus dem Mund. Er musste schlucken, bevor er einen neuen Anlauf nehmen konnte. „Doch eine Falle!“
    Mit prallen Backen starrten ihn die Ritter an.
    Stephan probierte die Tür zu öffnen, Ottokar probierte es. Dampfwalze versuchte den Schlüssel zu drehen. Dabei bückte er sich und schaute durch das große Schlüsselloch.
    „Draußen ist Licht!“ flüsterte er.
    Ottokar schaute hindurch. „Ingrid ist da!“ sagte er zu Mücke, ihrem Bruder.
    Auch Stephan schaute hindurch. „Und der kleine Egon!“
    Mit der flachen Hand schlug sich Mücke gegen die Stirn. „Wir Idioten! Klar haben die sich mit den Hühnern verbündet! Sie wussten ja, dass wir kommen! Und allein fühlten sie sich nicht stark genug.“
    „Diese Wanzen!“ schimpfte Dampfwalze. „Sowie Technik dazwischenkommt, gibt’s eine Blamage!“
    „Es darf eben keine geben!“ widersprach Stephan leise.
    „Was sollen wir machen? Aus dem Fenster springen?“ fragte Klaus.
    Ottokar war schon bei den Fenstern. „Die sind zugeschraubt.“
    „Ich hab einen Schraubenzieher am Taschenmesser!“ sagte Dampfwalze und fasste in die Tasche.
    „Langsam, langsam!“ beschwichtigte ihn Hans-Jürgen. „Da muss uns was Besseres einfallen!“
    „Und was?“ fragte Andi aufgeregt.
    Stephan hielt ihn am Arm fest. „Genau das muss uns noch einfallen. Jetzt essen wir erst mal den Kartoffelsalat auf.“
    „Und vor allen Dingen leise!“ flüsterte Ottokar. „Vielleicht werden wir abgehört.“
    Nicht mehr ganz so gierig, aber doch mit gutem Appetit, machten sich die Ritter wieder an die Schüssel. Die Denkfalten auf ihren Stirnen und die konzentrierten Blicke bildeten einen komischen Kontrast zu den prallen Backen und verschmierten Mündern. Da es noch immer wie aus Kübeln schüttete, fanden sie ihre
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