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Spion der Liebe

Spion der Liebe

Titel: Spion der Liebe
Autoren: Susan Johnson
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ganzem Herzen.
    Manchmal verfluchte sie ihre Schwäche. Warum erniedrigte sie sich so willenlos? Warum erfüllte sie alle seine Wünsche, ohne auch nur eine Sekunde zu zaudern? Warum hungerte sie unentwegt nach seinen Küssen, nach den erotischen Freuden?
    Diese Fragen vermochte sie in der Hitze ihres Verlangens nicht zu beantworten. Und so öffnete sie einfach nur ihre Arme – und ihre Seele.
    Nachdem sie endlich kapituliert hatte, nahm er ihre düsteren Stimmungen geduldig hin und fand immer neue Methoden, um sie aufzuheitern. Einmal verfaßte er sogar ein Gedicht, das ihre Schönheit rühmte.
    In seiner Brust erwachten neue Gefühle, die er selbst nicht verstand. Aber wie er allmählich erkannte, war er noch nie in seinem Leben so glücklich gewesen.
    Eines Nachmittags angelten sie an einem Bach hinter dem Gasthof. Als sie ins Zimmer zurückkehrten, beschloß Beau, zu einem nahen Weingut zu reiten und ein paar Kisten von Serenas Lieblingswein nach England schicken zu lassen.
    Der Gedanke an London erinnerte sie wieder einmal an die unsichere Zukunft und deprimierte sie. Seit seiner Ankunft im Gasthaus hatte er nicht mehr von einer Heirat gesprochen. Serena wollte jedoch weder seine Geliebte werden noch seine Ehefrau, die all seine Seitensprünge erdulden müßte. In beiden Rollen hätte sie zu wenig Anteil an seinem Leben.
    Bedrückt trat sie ans Fenster und beobachtete, wie er sich mit dem Stallknecht unterhielt, der das Pferd sattelte. Wie groß und attraktiv er war … Unter dem feinen Leinenhemd zeichnete sich sein kraftvolles Muskelspiel ab, während er spielerisch die Reitpeitsche schwang. Seine seidigen dunklen Locken schimmerten im Sonnenlicht.
    Offenbar erzählte der Stallknecht eine lustige Geschichte, denn Beau lachte mehrmals. Eine Dienstmagd kam aus der Molkerei, die neben dem Stall lag, rannte zu Beau und warf sich an seine Brust. Für ein paar Sekunden brachte sie ihn aus dem Gleichgewicht und küßte ihn voller Inbrunst. Lachend schob er sie von sich und sprang in den Sattel, während der Stallknecht der jungen Frau Vorwürfe machte. Aber sie ignorierte ihn und zerrte an Beaus Schenkel. Da neigte er sich herab und tätschelte ihre Wange. In beschwichtigendem Ton beantwortete er eine Bemerkung des Reitknechts, dann ritt er aus dem Hof.
    Serenas Herz schlug wie rasend. Unglücklich wandte sie sich vom Fenster ab. Diese kleine Szene war typisch für seinen Lebenswandel gewesen. Er konnte einfach nicht treu sein.
    Das mußte sie akzeptieren, wenn sie in London mit ihm zusammenlebte. Ständig würde sie Klatschgeschichten über seine Affären hören oder mitansehen, wie seine Gespielinnen ihn küßten, wie er mit ihnen scherzte. Bald würde sie an gebrochenem Herzen sterben.
    Während sie am offenen Fenster stand, fröstelte sie trotz der milden Sommerluft. Sie hatte stets gewußt, daß die paradiesischen Tage im ländlichen Gasthof ein Ende finden würden. Und jetzt war es soweit – eine schmerzliche Erkenntnis.
    Sie schaute sich in dem kleinen Zimmer um, wo sie ein so himmlisches Glück erlebt hatte, und holte tief Atem.
    Ja, es war an der Zeit zu gehen. Hastig nahm sie ihren Umhang aus dem Schrank und steckte einige Goldmünzen ein, die sie brauchen würde, um Florenz zu erreichen. Dann eilte sie zum Stall hinab und engagierte einen Reitknecht, der sie begleiten sollte. Wenige Minuten später saß sie im Sattel. Als sie zur Straße galoppierte, sah sie das Dienstmädchen am Hoftor stehen und triumphierend lächeln. Ein Omen, dachte Serena, ein Hinweis auf die Zukunft, die mich erwarten würde, wenn ich hierbliebe.
    In der Abenddämmerung kehrte Beau zurück. Sobald er das Zimmer betrat, wußte er, daß Serena verschwunden war. Das erkannte er, noch bevor er das Dienstmädchen am Fenster sitzen sah. »Was wünscht du?« stieß er hervor.
    »Sie ist weg.«
    »Ja, das sehe ich.«
    »Nun, ich dachte, Sie brauchen vielleicht Gesellschaft, Signore.«
    »Tatsächlich?« Er entkorkte die Grappaflasche und nahm einen großen Schluck. Dann sah er sich um. Offenbar hatte Serena nichts mitgenommen. Im offenen Schrank hingen die Kleider, Solignacs Geschenke. Darüber, in einem Regal, lagen die blauen Etuis, die den Smaragdschmuck enthielten, die Lederbeutel mit Serenas Spielgewinn.
    Verdammt, nie zuvor hatte ihm eine Frau so viel Ärger bereitet. Er verfluchte die Regennacht, in der sie an Bord der Siren gekommen war, verwünschte ihre betörende Schönheit, ihren unwiderstehlichen Körper, ihre flammende
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