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Spion auf der Flucht

Spion auf der Flucht

Titel: Spion auf der Flucht
Autoren: Stefan Wolf
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wette, die
haben nicht ein einziges nennenswertes Gemälde in ihrem Hauptquartier.“
    „Vielleicht“, lachte Gaby, „wäre das
eine Chance für den Blassmüller. Stellen Sie sich vor, der Computer-Konzern
kauft alle Selbstporträts, und Blassmüller hängt in jedem Büro, jedem Raum,
jeder Kantine. Die Angestellten würden denken, er sei der Big Boss.“
    „Ausgerechnet Blassmüller“, lächelte
Lattmann.
    In diesem Moment klingelte das Telefon.

3. Tim verkauft sein Rennrad
     
    „Hallo?“ meldete sich der
Kunsterzieher.
    Über sein mageres Gesicht huschte
Verblüffung wie ein Spotlight ( Punkt-Scheinwerfer ).
    „Du, Detlef?“ rief er. „Das ist ja wie
Telepathie ( Gedankenübertragung ). Gerade habe ich von dir gesprochen und
deine Bilder gelobt. Du....Was?“
    Er lauschte. Jetzt wirkte er bestürzt.
    „Hm. Ich weiß auch nicht, Detlef, was
da zu tun ist. Vielleicht hast du dich getäuscht. Oder... der wird doch nicht
bei dir eindringen. Das wagt der nicht. Nee! Ja, natürlich, du wohnst einsam.
Trotzdem.... Du, warte mal! Gaby und Karl wollen mir was sagen. Nein, die
kennst du nicht. Das ist quicker Nachwuchs. Moment, Moment!“
    Er ließ den Hörer sinken.
    „Scheint, als braucht Ihr Mal-Genie
Hilfe“, sagte Gaby.
    „Vielleicht“, nickte Lattmann. „Da war
nämlich folgendes: Detlef kam dieser Tage hinzu, als ein Mann — der noch dazu behindert
ist, nämlich ein steifes Bein hat — als der zusammengeschlagen wurde. Der
Schläger ist abgehauen. Er rief Detlef zu, daß er sich raushalten soll. Aber
Detlef hat die Polizei verständigt und sich um den Verletzten gekümmert. Noch
am Tatort hat er dann den Täter beschrieben. Das muß der beobachtet haben. Am
nächsten Tag rief er an. Er bedrohte Detlef. Der werde demnächst was erleben.“
    Lattmann fröstelte. Sein Unfall schien
ihm einzufallen — und die damit verbundene, knochenbrechende Gewalt. Er fröstelte
abermals und strich über die Gipshülle.
    „Und?“ fragte Gaby. „Was ist jetzt?“ *
    „Ach so. Jetzt schleicht der Kerl bei
Detlef rum. Sein Haus steht am Waldrand. Er hat den Schlägertyp unter den
Bäumen entdeckt.“
    Gaby und Karl tauschten einen Blick.
Sie hatten die gleiche Idee.
    „Wir versuchen, Tim zu erreichen“,
sagte Karl. „Er ist in Grünauken. Und kann schneller bei dem Kunstmaler sein
als die Polizei.“
    Lattmann nahm den Hörer ans Ohr. „Hast
du mitgehört, Detlef? Gut! Ja, so machen wir’s. Wer dieser Tim ist? Ein
Schüler, natürlich. Ein Abiturient? Nein, Tim ist noch keine 15. Er... Was? Ob
ich blöd bin, dir einen Dreikäsehoch zu schicken. Du wirst dich wundern. Tim
sieht aus wie 17 und hat meines Wissens noch keine Saalschlacht verloren. Auch
noch keine Straßenschlacht. Er ist der Anführer der TKKG-Bande, falls du von
der schon gehört hast. So, ich lege jetzt auf. Und du riegelst dich ein. Bis
später.“
    Karl hatte bereits das ziegelsteindicke
Telefonbuch in der Hand.
    Grünauken gehört zum Telefonnetz der
Großstadt, ist ein süd-östlicher Vorort — aber soweit von der Innenstadt
entfernt, daß die U-Bahn eine Dreiviertelstunde braucht. Grünauken ist
Endstation.
    „Panczek, Gustav“, las Karl vor,
„Wiesrain 31. Müßte es sein, wie? Jedenfalls ist kein anderer Panczek vorhanden.
Also, Gaby... 55044 74.“
    Mit zartem Zeigefinger, dem linken,
tippte sie auf die Wähltasten.
    Daß sie dieses Gespräch führte, war
selbstverständlich. Denn wer kann Tim schneller auf Trab bringen als seine
Freundin?
     
    *
     
    Gustav Panczek war Abteilungsleiter bei
der Stadtverwaltung, also ein vielbeschäftigter Beamter, den nachts Alpträume
heimsuchten, dergestalt, daß Berge unerledigter Akten ihn erdrückten.
    Er befand sich, da heute ein normaler
Wochentag anlag, nicht zu Hause. Statt dessen hatte sich Clothilde Panczek,
Gernots Mutter, von Tim überzeugen lassen, das Rennrad sei weit mehr als 300
Mark wert — unter Brüdern. Aber einem Klassenkameraden überlasse er, Tim,
diesen einwandfreien Flitzer für runde 200.
    „Ehrlich, Frau Panczek“, sagte Klößchen
soeben, „das ist das Geschäft Ihres Lebens. Tim kehrt die Selbstlosigkeit raus,
daß es mir als künftigem Fabrikanten und Großkaufmann auf dem Sektor Süßwaren
graust. Er verschenkt sein prächtiges Rennroß, an dem kein Rostfleckchen ist.
Nicht mal Staub. Außerdem hat das Rad die wildesten Abenteuer mitgemacht — und
überstanden.“
    „Schon gut, Willi!“ sagte Tim.
    Clothilde lächelte.
    Gernots Augen leuchteten.
    Für Tims
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